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Italien - Österreich 2:1 n.V.

Von Harald Bartl   26.Juni 2021

Grazie für diese Fußball-Nacht! Da hatte Österreichs Fußball-Nationalmannschaft im Achtelfinale der Europameisterschaft beim 1:2 (0:0) nach Verlängerung den großen Titelfavoriten Italien während der 120-minütigen Spielzeit mehr als nur ins Wanken gebracht. Mehrmals fehlten nur wenige Zentimeter - etwa als das vermutliche 1:0 durch Marko Arnautovic wegen Abseits nicht gegeben wurde (65.). Und doch jubelten am Ende die Italiener. Chiesa nützte nach 95 Minuten eine der ganz wenigen Chancen der Italiener zur Führung, der Favorit legte durch Pessina auch noch das 0:2 nach (104.). Und doch blieb es nach Kalajdzics Anschlusstor zum 1:2 (113.) bis zur letzten Sekunde dramatisch. Auch wenn es am Ende nicht mehr zum Ausgleich reichen sollte. 

Eine riesige Leere herrschte vor dem Anpfiff im Londoner Wembley-Stadion. Es gibt keine zweite Arena der Welt, in der sich 22.000 Zuschauer akustisch und visuell so verlieren können.

Wie viele Österreich-Fans hätten die Mannschaft zu diesem Spiel begleitet? 30.000 wie beim Spiel gegen Island bei der WM in Frankreich wären es wohl nicht gewesen. Dazu wäre die Zeit zu kurz gewesen, in der man gewusst hat, dass Österreich dieses Achtelfinale in Wembley absolvieren würde. Vor allem wäre man im Gegensatz zum Match in Paris auf ein anderes Verkehrsmittel als das Auto angewiesen gewesen. Aber fünfstellig wäre die Zahl auf jeden Fall gewesen. Stattdessen waren gestern ein paar hundert Rot-Weiß-Rote Leiberl gewesen, die sich im einzigen Fleckerl des Stadions, die sich an der Cornerfahne vor der Haupttribüne zusammengefunden hatten, und auf der anderen Seite des Stadions nicht einmal zu gehören gewesen sind. Nein, diese Partie hätte sich ein anderes Ambiente verdient gehabt. Der Rest war voll mit Italienern, die man nach dem inbrünstigen Singen der italienischen Hymne aber auch nur selten stark gehört hatte. Ewig schade. 

"Siam pronti alla morte" - wir sind bereit zu sterben, sangen Ciro Immobile & Co vor dem Anpfiff. Davon war im Spiel vorerst wenig zu sehen. Österreich startete gut, mit viel Ballbesitz und hohem Pressing. Ohne aber wirklich gefährlich zu werden. Es schien, als wollten die Italiener das Rot-Weiß-Rote Team etwas kommen lassen. Tatsächlich hatte die Squadra Azzurra dann auch die erste ganz dicke Chance. Spinazolla legte zurück in den Rückraum auf Barella, der ÖFB-Keeper Daniel Bachmann gegen die Laufrichtung erwischte. Doch es reichte für den Niederösterreicher, um noch mit einer Fußabwehr zu klären. Keine Chance hätte Bachmann gehabt, als Ciro Immobile ansatzlos aus 25 Metern abzog - und das Lattenkreuz traf. Der Druck der Italiener wurde im Verlauf der ersten Halbzeit immer größer, die wenigen Möglichkeiten, die sich zu guten Umschaltmöglichkeiten ergeben hätten, wurden oft auch etwas leichtfertig liegengelassen. Gefährlich wäre es nur geworden, wenn ein Schuss von Marko Arnautovic nicht weit drüber gegangen wäre (18.).

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Österreich verpasst Sensation nur knapp

Waren die Minuten bis zum Pausenfiff noch eine Zitterpartie für Österreich gewissen, so zitterten nach Wiederbeginn die Italiener. Österreich agierte viel mutiger, Marcel Sabitzer und Christoph Baumgartner attackierten viel früher. Und das zahlte sich aus. Schade: Ein  Alaba-Freistoß nach Foul an Grillitsch ging um wenige Zentimeter über das Tor. Und bei einem von Bonucci abgefälschten Sabitzer-Schuss hätte Italiens Schlussmann Donnarumma nicht mehr eingreifen können. Der Ball ging jedoch knapp daneben (61.). 

Italiens Torhüter Gigi Donnarumma wurde immer lauter mit seinen Mitspielern. Und bei Österreichs vermeintlichem 1:0 waren es erneut Zentimeter, die gegen Österreich entschieden. Nach Lainer-Flanke verlängerte David Alaba per Kopf an die zweite Stange zu Marko Arnautovic, der den Ball per Kopf unter die Latte setzte. Doch nach minutenlanger VAR-Kontrolle wurde zurecht auf Abseits entschieden. Dennoch war es jener Moment, als das Momentum endgültig auf Österreichs Seite umschlug. Nur eine Minute danach hatte Marcel Sabitzer die nächste Chance, schoss jedoch vom Sechzehner daneben. Die Italiener schienen ideenlos, Trainer Roberto Mancini versuchte es mit der Einwechslung frischer Kräfte (Locatelli, Pessina, Bellotti und Chiesa), während ÖFB-Teamchef Franco Foda 89 Minuten lang auf Wechsel verzichtete. Erst dann kam Alessandro Schöpf für Christoph Baumgartner. Und bevor der Wechsel vollzogen wurde, winkten mehrere ÖFB-Spieler instinktiv ab. Niemand wollte herausgehen, es war noch genügend Sprit im Tank - und das sah man auch auf dem Feld.

Italiens Individualität machte den Unterschied

Es waren nicht die Kräfte, sondern eine individuelle Aktion, die diese Partie in der Verlängerung kippte. Chiesa hatte nach Spinazzola-Vorlage zu viel Platz, ließ auch noch Martin Hinteregger aussteigen und traf zum 0:1 (95.). Wie angespannt die Italiener noch immer waren, merkte man nach dem Treffer zum 0:2, als Matteo Pessina das 0:2 drauflegte (104.). Die ÖFB-Auswahl gab nicht auf. Donnarumma musste bei einem Schaub-Schuss von der Strafraumgrenze seine ganze Klasse aufbieten.  Auch Marcel Sabitzer hatte das 1:2 auf dem Fuß (111.). Doch es war noch immer nicht vorbei. Nach einer Ecke von Louis Schaub traf Sasa Kalajdzic an der ersten Stange per Kopf zum 1:2. Es erinnerte ein bisschen an die WM 1998, als Österreich nach einem späten Tor von Andreas Herzog in der Gruppenphase mit dem gleichen Ergebnis gegen die Italiener ausschied. Auch diesmal war der Ausgleich nicht mehr drinnen. Italien schleppte sich erfolgreich über die Ziellinie. Michael Gregoritsch hatte das 2:2 auf dem Fuß, sein Schuss ging jedoch knapp daneben. Und so war um 23.34 Uhr der österreichische EM-Traum beendet. Was bleibt, ist ein sensationeller Fußball-Abend in London, vor einer viel zu kleinen Kulisse. 

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