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Arnautovic: Nordmazedonien fordert "härteste Strafe"

Von Harald Bartl   15.Juni 2021

Es war die wichtigste Erkenntnis beim 3:1 des ÖFB-Teams über Nordmazedonien: Österreichs Team feierte ein Sieg des Willens und der Leidenschaft. Es gab Zeiten, da hätte die rot-weiß-rote Auswahl mit dem Rücken zur Wand stehend nicht mehr die Trendwende geschafft. Ein 1:1 wäre zu wenig gewesen – vor allem, wenn man das Parallelspiel zwischen den Niederlanden und der Ukraine (3:2) gesehen hat.

Michael Gregoritsch und Marko Arnautovic brachten im Angriff mit ihren beiden Toren in der 78. und 89. Minute den Umschwung. Bei Arnautovics Torjubel zum 3:1 war zu sehen, welche Emotionen sich dabei entluden. David Alaba musste Arnautovic den Mund zuhalten, um dessen Redebedarf zu bremsen. Ging es um die Unzufriedenheit über die Nicht-Nominierung in der Startelf oder gar um angebliche rassistische Parolen, wie in ausländischen Medien zu lesen war?

Nichts von alldem stimmte, weshalb Arnautovic gestern auch persönlich die Dinge zurechtrücken wollte. "Ich bin kein Rassist – und werde auch niemals einer sein. Diese Vorwürfe haben mich wirklich getroffen. Meine Freunde, die zu meiner Familie herangewachsen sind, sind von überall auf der Welt." Es gab offensichtlich ein Wortgefecht mit Mazedoniens Star Ezgjan Alioski. Die UEFA maß diesem keine Bedeutung zu. "In diesem Spiel sind sehr viele Worte gefallen. Wir sind schließlich bei einer Europameisterschaft. Was genau gesagt wurde, werde ich nicht verraten. Das soll auf dem Platz bleiben. Aber Marko war daran sicher am unschuldigsten von allen. So etwas kommt in jedem Spiel 100 Mal vor. Marko ist alles, aber ganz sicher nicht rassistisch", verteidigte ihn Mitspieler Michael Gregoritsch.

Alioski: Arnautovic kam in die Kabine

Österreichs Stürmerstar hat sich laut Angaben seines nordmazedonischen Kontrahenten Ezgjan Alioski für seinen umstrittenen Torjubel im EM-Auftaktspiel am Sonntag in Bukarest (3:1) unmittelbar nach dem Spiel bei ihm entschuldigt. Arnautovic sei dafür nach der Partie in die Kabine des nordmazedonischen Teams gekommen, berichteten mehrere nordmazedonische Medien am Dienstag unter Berufung auf Alioski. "Arnautovic und ich haben nach dem Spiel gesprochen und die Situation geklärt. Er hat sich entschuldigt. Er ist in den Umkleideraum gekommen und hat mir die Hand gereicht. Das war wirklich fair von ihm", zitierte das Internet-Portal "Derbi" aus einem Interview von Alioski im albanischen TV-Sender "Digialb".

Laut Angaben des Nordmazedoniers sei das Gespräch auf Deutsch gelaufen. Was Arnautovic beim Torjubel in seine Richtung geschrien hatte, habe er wegen der Lautstärke der Fans in diesem Moment nicht verstanden. Ein Sprecher des nordmazedonischen Fußball-Verbandes konnte den Canossagang von Arnautovic in die Umkleidekabine am Dienstag gegenüber der APA nicht bestätigen. Allerdings berichteten auch andere nordmazedonische Medien darüber. "Nach dem Spiel haben wir gesprochen und uns beruhigt. Arnautovic ist als Freund gekommen, wir haben Deutsch geredet und uns am Ende verstanden", wurde Alioski von den Online-Portalen "24fudbal" und "MKD" zitiert.

Alioski ist in der Schweiz aufgewachsen. Der Leeds-United-Legionär gehört der albanischen Minderheit Nordmazedoniens an. Arnautovic hatte nach seinem Tor zum 3:1-Endstand deftige Worte und eine Handgeste an seinen Gegenspieler gerichtet. Der Nordmazedonische Fußball-Verband schrieb am Montag auf Facebook von einem "nationalistischen Ausbruch" und forderte laut eigenen Angaben in einem Brief an die UEFA die "härtestes Strafe" für den 32-Jährigen. Der Kontinentalverband hat bisher keinen Kommentar zu der Causa abgegeben

Bei Österreichs Tor-Duo gingen die Emotionen hoch
Franco Foda mit David Alaba

Gregoritschs Emotionen

Gregoritsch selbst, der nach dem Spiel mit den Tränen gekämpft hatte, war mit seinem Treffer zum 2:1 der emotionale Held gewesen. "Eigentlich wollte ich nicht zu den Interviews nach dem Spiel gehen, weil ich gewusst habe, dass ich die Emotionen nicht kontrollieren werde können." Nach dem verkorksten Frühjahr in Augsburg hatte dem 27-Jährigen auch die doch heftige Kritik nach seiner Nominierung für den EM-Teamkader zugesetzt. "Als Fußballer hört man oft: Du bist Profi, du musst das aushalten. Aber so einfach ist das nicht."

Die Familie ist sein großer Rückhalt. Sein Vater Werner hat in seiner Zeit als Kapfenberg-Trainer den damals 15-jährigen Sohn erstmals in der Bundesliga eingesetzt. Der Junior dankte es ihm mit einem Treffer – und wurde damals zum jüngsten Erstliga-Torschützen Europas. Später war Gregoritsch auch in der U21 mit seinem Vater als Cheftrainer aktiv. "Für meinen Vater war es nicht immer einfach – das muss man sich einmal trauen, seinen Bub sechs, sieben Jahre bei der U21 zu haben, und sich immer anhören zu müssen, warum er ihn dazunimmt."

Gleiches war auch ÖFB-Teamchef Franco Foda passiert, nachdem er den EM-Kader mit Gregoritsch bekannt gegeben hatte. Schon damals hatte er dies mit Gregoritschs Verlässlichkeit und dem stets guten Umgang mit seiner Rolle im Kader begründet.

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