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Darum ist das blau-weiße Lizenz-Nein verständlich

Von Raphael Watzinger   29.Oktober 2018

„Mir stellt sich nur die Frage wie ein Nest wie Hartberg die Bundesliga stemmen kann. Und Blau-Weiß kann es angeblich nicht.“ Es war nur einer der unzähligen Kommentare, die nach dem verkündeten Lizenz-Verzicht von 2. Liga-Klub FC Blau-Weiß Linz auf nachrichten.at den Weg ins Netz gefunden haben. 

In der Tat: Es ist schon beachtlich, wie es in der Vorsaison ein kleiner Verein einer 6650-Einwohner-Stadt aus der Oststeiermark geschafft hat, in das fußballerische Oberhaus Österreichs vorzustoßen. Bei einem Klub der drittgrößten Stadt Österreichs soll das aus finanziellen Gründen aber nicht möglich sein? 

Hartberg schaffte den Sprung in das „Konzert der Großen“ mit einem 1,7-Millionen-Euro-Budget. Zum Vergleich: Blau-Weiß hatte schon in der vergangenen Spielzeit mit zwei Millionen Euro ein größeres Budget als die Steirer, musste dieses in der aktuellen Saison aber auf circa 1,5 Millionen Euro kürzen. Klingt kurios, aber: Das ist einer der entscheidenden Punkte, weshalb ein blau-weißes Lizenz-Nein verständlich ist. Denn: Zwischen dem aktuellen Lizenz-Prozedere und jenen Anforderungen der Vorsaison liegen Welten. „Das kann man nicht mehr vergleichen. Aus der jetzigen 2. Liga werden es kaum Vereine schaffen, alle Anforderungen der Bundesliga zu erfüllen. Die Bundesliga zieht die Lizenz-Bestimmungen jetzt beinhart durch, trennt sich immer mehr von der 2. Liga ab und lässt den Anschein einer Eliteliga erwirken. So ist es für einen Verein wie Blau-Weiß aktuell fast unmöglich, aufsteigen zu können“, verrät ein Blau-Weiß-Funktionär den OÖNachrichten. 

Hartberg ging "all in"

Um den Supergau im vergangenen Sommer zu verhindern, dass die neue 12er-Liga womöglich mit zu wenigen Vereinen an den Start geht, wurden bei einigen Bereichen beide Augen zugedrückt. Davon hat vor allem Hartberg profitiert. Ganz davon abgesehen, dass die Steirer im Sommer „all in“ gegangen sind, seitens Stadt und Land Vorschüsse auf Förderungen erhalten und somit Leistungen im Voraus bezogen haben. Sollte es nicht mit dem Klassenerhalt klappen - Hartberg wäre wohl ein ähnlicher Fall wie Grödig oder Vöcklabruck. Und würde ins Unterhaus abstürzen oder ganz verschwinden. Für Blau-Weiß-Präsident Walter Niedermayr keine Alternative: "Ich beteilige mich an diesem Aufstiegs-Roulette  nicht."

Jetzt sind die Lizenz-Auflagen nämlich verschärft: Brauchte Hartberg noch keine eigene Akademie, ist diese ab sofort verpflichtend. Hat man diese nicht, muss man 150.000 Euro „Strafe“ in einen Akademie-Topf zahlen. Oder man beteiligt sich an einer anderen Akademie – was im Falle von Blau-Weiß in Oberösterreich beim LASK oder in Ried nicht vorstellbar ist. Zudem kommen zusätzliche Kosten – man hätte 25 Profispieler melden müssen, außerdem wird ein Cheftrainer mit UEFA-Pro-Lizenz benötigt. Thomas Sageder hat diese nicht. Daneben müsste der Verein in eine Spielbetriebs-GmbH umgewandelt werden. Und das alles bereits ab 1. Jänner 2019. Für all das hätte man nicht nur intensive Vorarbeit, sondern auch Geld benötigt. Mehr als eine halbe Million Euro hätte es wohl verschlungen, um den Verein Bundesliga-fit zu machen. Ohne zu wissen, ob man am Ende der Saison überhaupt den Aufstieg schafft... 

Eine ähnliche Summe musste Blau-Weiß schon im Sommer aufgrund des fehlenden Fernsehgeldes einsparen. Selbst mit dem kolportierten Lizenzbonus von 250.000 Euro als Entschädigung, wenn man den Aufstieg nicht schafft, sollte man nicht kalkulieren. Wie die OÖN erfuhren, ist dieser Betrag alles andere als fix: Suchen mehr als drei Vereine um die Bundesliga-Lizenz an, würde sich dieses „Zuckerl“ deutlich verringern, da es auf mehr Vereine ausgeteilt werden müsste. In der Vorsaison bewarben sich mit Innsbruck, Wiener Neustadt, Ried, Hartberg, Lustenau oder Kapfenberg sechs Klubs für das Bundesliga-Pickerl – auch heuer werden es wohl mehr als drei Vereine sein. Der Betrag der Entschädigung für die Bundesligalizenz resultiert übrigens aus einem Beschluss einer Bundesliga-Klubkonferenz vor zwei Jahren und ist nicht an die aktuelle Ligasituation angepasst. „Der Sprung in die Bundesliga ist jetzt wesentlich größer als jemals zuvor“, heißt es von Blau-Weiß. 

Behutsam wachsen

Einen Vorwurf muss sich Blau-Weiß gefallen lassen: Bis auf Präsident Walter Niedermayr, der regelmäßig in den privaten Geldtresor greift, gibt es kaum Sponsoren, mit denen man so kurzfristig locker eine halbe Million Euro aufbringen könnte. Ein Verein wie Wattens, der mit Diana Langes auf eine investitionsfreudige Präsidentin bauen kann , tut sich da leichter. Deshalb war der Lizenz-Verzicht von Blau-Weiß verständlich. Die einzige Chance, in die Bundesliga zu kommen, ist erst gegeben, wenn der Linzer Klub und sein Umfeld behutsam wachsen. So, wie man es sich mit der Agenda 2027 auch vorgenommen hat...

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