Rekorde, Riesen, Raritäten: Die EURO in Zahlen

Die Spannung steigt: Nur noch einmal schlafen, dann rollt der Fußball bei der 16. Europameisterschaft, die morgen (21 Uhr, ORF 1 und Liveticker auf nachrichten.at) mit dem Match Italien gegen die Türkei in Rom angepfiffen wird. Vorab servieren Ihnen die OÖN ein paar Zahlen zum Turnier.

• 0 Siege und nur zwei Tore in insgesamt sechs Gruppenspielen hat der Österreichische Fußballbund in seiner EM-Historie zu Buche stehen. Bei zwei Endrundenteilnahmen sprangen nur zwei Unentschieden heraus – 2008 gegen Polen (1:1) und 2016 gegen Portugal (0:0). Der Einzug in die K.-o.-Phase gelang noch nie. Mit einem Schnitt von 0,33 Punkten ist Österreich ex aequo mit Lettland das EURO-Schlusslicht. Zum Vergleich: Deutschland trennt noch ein Erfolg vom 50. Sieg bei einer Endrunde.
• 2 Für die Nordmazedonier, die am Sonntag (18 Uhr, ORF 1) in Bukarest auf Österreich treffen werden, und für die Finnen ist die EURO 2021 so etwas wie ein Debütantenball. Mit den beiden Neulingen ist die Zahl der Länder, die sich für Endrunden qualifiziert haben, auf 35 angestiegen.
• 3 EM-Titel haben Deutschland (1972, 1980, 1996) und Spanien (1964, 2008, 2012) erobert, damit führen die beiden Nationen die Hitliste an. Die DFB-Auswahl stand insgesamt neunmal im Halbfinale und sechsmal in einem Endspiel.

• 5 Der legendäre spanische Torhüter Iker Casillas verpasste zwischen 2000 und 2016 keine einzige EM-Endrunde. Diese Bestmarke wird er sich jetzt mit Cristiano Ronaldo teilen müssen. Auch der Juventus-Star, der mit Portugal als Titelverteidiger an den Start geht, kommt in den Genuss seiner fünften EURO. Der 36-Jährige war schon 2004 im zarten Alter von 19 gesetzt, als seine Nationalmannschaft beim Heimturnier erst im Finale gegen das Sensationsteam aus Griechenland das Nachsehen hatte. Ronaldo hat bis dato 21 EM-Matches bestritten, Bastian Schweinsteiger (18), Gianluigi Buffon (17), Cesc Fabregas (16), Andres Iniesta (16), Liliam Thuram (16) oder Edwin van der Sar (16) können ihm nicht das Wasser reichen.
• 6:1 Mit diesem Resultat im Viertelfinale 2000 gegen Jugoslawien feierten die Niederlande den höchsten EM-Sieg. 51.500 begeisterte Fans waren in Rotterdam Augenzeugen eines Spektakels, dem Dreifach-Torschütze Patrick Kluivert und "Mister Doppelpack" Marc Overmars ihren Stempel aufdrückten.

• 9 Treffer gingen auf das Konto von Michel Platini (Frankreich) und Ronaldo (Portugal), der mit seinen 36 Jahren die große Chance hat, den alleinigen EM-Torrekord aufzustellen. Platini, begnadeter Mittelfeldregisseur der Equipe tricolore, benötigte nur eine einzige Endrunde (1984), um diese Duftmarke zu setzen. Der ins Zwielicht geratene ehemalige UEFA-Präsident steht im Schmollwinkerl, weil man ihn nicht zur EURO 2021 eingeladen hat. Aus seiner Perspektive hätte das passieren sollen, weil er sich als Erfinder dieses Formats mit einem Turnier in elf Ländern wähnt.
• 17 Nationalspieler stellt Champions-League-Sieger FC Chelsea für die EURO ab. Finalist Manchester City ist mit 15 Akteuren vertreten, der FC Bayern mit 14, Juventus mit zwölf.
• 25 Jahre – das ist das Durchschnittsalter des türkischen Kaders, dem auch der Ex-Rapidler Mert Müldür (22/Sassuolo Calcio) aus Wien angehört. Kein anderer EM-Teilnehmer bietet eine jüngere Mannschaft auf. Schweden und Belgien (Schnitt 29,1 Jahre) bringen die größte Routine mit, Österreichs Nationalteam liegt in der "Alterstabelle" mit 27,9 Jahren gleichauf mit Weltmeister Frankreich im Mittelfeld.

• 40 Jahre und 74 Tage war der ungarische Nationaltorhüter Gabor Kiraly alt, als er am 14. Juni 2016 zum ältesten EM-Spieler avancierte. Der Mann mit der kultigen, grauen Jogginghose stemmte sich mit Bravour gegen die Angriffe der Österreicher, die das Matmut-Atlantique-Stadion in Bordeaux mit dem schweren Rucksack einer 0:2-Niederlage verließen. Zuvor hatte der unverwüstliche Langzeit-Kapitän des deutschen Teams, Lothar Matthäus, mit 39 Jahren und 91 Tagen den Altersrekord gehalten. Heuer sind die Turnier-Oldies Maarten Stekelenburg (Ajax Amsterdam), Ersatz-Torhüter der Niederlande, und Portugals knallharter Verteidiger Pepe (FC Porto). Die beiden sind 38. Jüngster EM-Akteur ist noch Jetro Willems (Ned), der 2012 mit 18 Jahren und 71 Tagen zum Einsatz kam. Die Marke des heutigen Eintracht-Frankfurt-Legionärs wackelt: Polen hat den erst 17-jährigen Kacper Kozlowski (Pogon Stettin) in sein EM-Aufgebot berufen. Der Mittelfeldspieler soll übrigens bei Österreichs Double-Gewinner FC Salzburg hoch im Kurs stehen.
• 67 Sekunden benötigte der Russe Dmitri Kiritschenko, um in der EM-Gruppenphase 2004 ins Schwarze zu treffen. Keiner war schneller. Die mit 1:2 unterlegenen Griechen steckten diesen frühen Schock blendend weg und verteidigten sich in der Folge zum Europameistertitel.
• 145 der 621 einberufenen EURO-Kicker sind Links-, 427 Rechtsfüßer. Der Rest vom Schützenfest (49) attestiert sich selbstbewusst beidbeinige Qualitäten.

• 160 Millionen Euro – für das Internet-Portal transfermarkt.at ist der von Real Madrid heftig umworbene Paris-Saint-Germain-Stürmer Kylian Mbappe die heißeste EM-Aktie. Der 22-jährige Franzose ist damit fast viermal so viel wert wie die gesamte finnische Nationalmannschaft, die dafür in der Rangliste der Legionäre führt. 96,2 Prozent aller EURO-Kaderspieler verdienen ihr Geld im Ausland, der einzige "Sesshafte" ist Innenverteidiger Daniel O’Shaughnessy, der HJK Helsinki die Treue hält. Der Name des 26-Jährigen hat jetzt nicht unbedingt einen skandinavischen Touch, das liegt am Papa, der Ire ist.
• 201 Zentimeter – der kroatische Torhüter Lovre Kalinic (Hajduk Split) hat das Rennen um den größten EM-Spieler 2021 knapp vor Österreichs Mittelstürmer Sasa Kalajdzic, der exakt zwei Meter misst, gewonnen. Die kleinsten EM-Akteure sind Italiens Lorenzo Insigne (SSC Napoli) und der Schotte Ryan Fraser (Newcastle United). Die beiden Linksaußen bringen es auf 1,63 Meter. Jeder für sich, versteht sich.
• 1996 Seit damals ist der Vize-Weltmeister – sofern aus Europa kommend – stets in der Gruppenphase der darauffolgenden EM ausgeschieden: 1996 erwischte es Italien, 2004 Deutschland, 2008 Frankreich, 2012 die Niederlande. Diese Statistik ist kein gutes Omen für Kroatien. Das Ensemble um Luka Modric reist als unterlegener WM-Finalist 2018 (2:4 gegen Frankreich) zur EURO 2021.
• 125.000 Fans sahen das EM-Halbfinale 1964 zwischen Spanien und Ungarn im ausverkauften Estadio Santiago Bernabeu zu Madrid. Die Iberer setzten sich mit 2:1 nach Verlängerung durch. Der größten Kulisse stehen 1700 Zuschauer als Minusrekord beim EM-Match 1972 zwischen der Sowjetunion und Ungarn (1:0) in Anderlecht gegenüber. Die am besten besuchte Endrunde war jene 2012, damals wurden insgesamt rund 1,4 Millionen in den Stadien in Polen und in der Ukraine gezählt. Neun Jahre später wird so eine Marke aufgrund der Corona-Pandemie unerreichbar sein. Es gibt Wichtigeres als Rekorde.

Wie die Aussichten für das ÖFB-Team bei der Euro sind, erfahren Sie in der aktuellen Folge des OÖN-Sportpodcasts mit OÖN-Sportredakteur Günther Mayrhofer.