Lade Inhalte...
  • NEWSLETTER
  • ABO / EPAPER
  • Lade Login-Box ...
    Anmeldung
    Bitte E-Mail-Adresse eingeben
    Bitte geben Sie Ihre E-Mail-Adresse oder Ihren nachrichten.at Benutzernamen ein.

gemerkt
merken
teilen

Fair Play? Auch nach der "Schande von Gijon" hören die Diskussionen nicht auf

Von Alexander Zambarloukos, 21. Juni 2021, 00:04 Uhr
Fair Play? Auch nach der "Schande von Gijon" hören die Diskussionen nicht auf
25. Juni 1982: Die Kapitäne Karl-Heinz Rummenigge und Erich Obermayer vor dem WM-Match in Gijon, wo Deutschlands 1:0-Sieg beim „Nichtangriffspakt“ auch ein Erfolg für Österreich war. Bild: OÖN/Archiv

Wer braucht was für das Achtelfinale? Die vier besten der sechs Gruppendritten steigen auf. Die Teams im "Pool F" haben einen Wissensvorsprung, weil sie erst am Mittwoch (21 Uhr) drankommen.

Die renommierte italienische "Gazzetta dello Sport" hat in ihrer Samstag-Ausgabe den ersten "Biscotto" geworfen – und zwar direkt auf die Titelseite. Also einen Keks, der in der Fußballersprache für eine "Verschwörung" oder "getürkte Spiele" steht.

Warum die Tageszeitung so einen "Biscotto" in Verbindung mit der Squadra azzurra, die mit zwei überzeugenden 3:0-Siegen frühzeitig in das EURO-Achtelfinale geflogen war, auftischte, erschließt sich erst auf den zweiten Blick.

Die Redakteure der "Sportbibel" haben den Turnierbaum durchforstet und die Erkenntnis gewonnen, dass es vielleicht besser wäre, die Gruppe A als Zweiter statt als Erster zu beenden, um in der K.-o.-Phase Kalibern wie Belgien mit Romelu Lukaku oder Weltmeister Frankreich mit Kylian Mbappe vor dem Endspiel auszuweichen.

Gewinnen und basta

Die Conclusio war dann doch die: "Il biscotto non ci piace" – "Das Keks gefällt uns nicht". Also: lieber gewinnen und basta! Die hellseherischen Fähigkeiten sind jetzt noch nicht so ausgeprägt, dass man die Zukunft voraussagen kann. Aber Fragen wie "Wer wäre ein angenehmerer Gegner?" oder "Welches Ergebnis wäre gut, um eine Runde weiterzukommen?" sind seit Jahrzehnten Gesprächsthemen, nicht nur an Stammtischen.

Die Sorgen der Italiener möchten andere gerne haben. Und zwar jene Nationen, die bei der EURO noch liefern müssen, um überhaupt aufsteigen zu können. Hundertprozentige Fairness und Gleichberechtigung können allein aus Termingründen und finanziellen Aspekten (Sponsoren, Sendezeiten) nicht gewährleistet werden.

Wer einen Modus kreiert, der den vier besten von insgesamt sechs Gruppendritten den Einzug in das Achtelfinale erlaubt, bringt sich zwangsläufig in Schwierigkeiten. Wie gut ein Dritter wirklich sein muss, ob drei Punkte mit einem soliden Torverhältnis (wie bei Portugal auf dem Weg zum EM-Titel 2016) genügen oder doch vier erforderlich sind, kristallisiert sich erst in den kommenden Tagen heraus. Die Protagonisten der Gruppe A (mit Italien, Wales, der Schweiz und der Türkei), die bereits gestern gegen 20 Uhr abgeschlossen wurde, haben einen weit schlechteren Wissensstand als jene der Gruppe F, deren Partien erst am Mittwoch um 21 Uhr angepfiffen werden.

Ob Franzosen, Portugiesen, Deutsche oder Ungarn – sie alle werden vor dem "Kick-off" Klarheit haben, worum es für sie geht, was sie abliefern und wie sie ihr Spiel anlegen müssen.

Das größte Übel ist abgeschafft

Richtig stimmig wäre es nur dann, würden sämtliche letzte Gruppenspiele (zwei pro "Pool", insgesamt zwölf) zeitgleich angepfiffen werden. Doch das ist nicht im Sinne der Erfinder, also der UEFA, die das EM-Starterfeld sukzessive erhöht hat – von vier auf acht, dann auf 16 und seit 2016 auf 24. Die Granden in Nyon haben das nicht getan, weil es so lustig ist, sie wollen sich eine goldene Nase verdienen. Das geht nur, wenn möglichst viel Fußball zu allen möglichen Zeiten auf möglichst vielen Sendern läuft und dafür möglichst viel Geld fließt.

Wenigstens haben die Regelhüter des Fußballs das größte Übel abgeschafft. An der zeitgleichen Ansetzung der letzten Spiele innerhalb einer Gruppe führt – beginnend mit der EM 1984 – kein Weg vorbei. Diesen Parallelschwung machte die sogenannte "Schande von Gijon" notwendig.

Bei der WM in Spanien waren Österreich und Deutschland am 25. Juni 1982 aufeinandergetroffen (Endstand 0:1) und hatten sich nach dem Tor von DFB-Stürmer Horst Hrubesch in der 11. Minute darauf verständigt, einen oder mehrere Gänge runterzuschalten.

Es war jenes Resultat, das beiden Teams zum Weiterkommen genügte. Österreich hätte sich übrigens noch ein zweites Gegentor einfangen dürfen. Das soll der Vollständigkeit halber erwähnt werden.

Die "Geschnapsten" waren die letztlich mit Deutschland und Österreich punktegleichen Algerier, die – weil sie die Gruppenphase schon am Tag zuvor mit einem 3:2-Sieg über Chile beendet hatten – diesem Nichtangriffspakt "ohnmächtig" zusehen und anschließend die Heimreise antreten mussten. Die Aufregung war groß, die Fans in Gijon skandierten "Tongo, Tongo" – "Schiebung, Schiebung".

"Fürchterlich an’gfressen"

Walter Schachner, damals österreichischer Teamstürmer und gefühlt der Einzige, der sich voll reinhängte, sollte erst 2007 jenes Schweigen, das die "Schande von Gijon" umgarnte, brechen. "I bin eh g’rennt wia a Trottl und war fürchterlich an’gfressen, dass ich keine Bälle mehr bekommen hab", erzählte Schachner in einem OÖN-Interview aus dem Jahr 2012. "Vor dem Spiel war sicher nichts ausgemacht. Erst nach der Halbzeitpause, als wir wieder auf den Platz hinaus sind, haben sich ein paar Führungsspieler ausgemacht, dass wir uns nicht mehr wehtun sollen."

Fair Play? Auch nach der "Schande von Gijon" hören die Diskussionen nicht auf
„Das Keks gefällt uns nicht“
Autor
Alexander Zambarloukos
Redakteur Sport
Alexander Zambarloukos

Interessieren Sie sich für dieses Thema?

Mit einem Klick auf das “Merken”-Symbol fügen Sie ein Thema zu Ihrer Merkliste hinzu. Klicken Sie auf den Begriff, um alle Artikel zu einem Thema zu sehen.

Lädt

info Mit dem Klick auf das Icon fügen Sie das Schlagwort zu Ihren Themen hinzu.

info Mit dem Klick auf das Icon öffnen Sie Ihre "meine Themen" Seite. Sie haben von 15 Schlagworten gespeichert und müssten Schlagworte entfernen.

info Mit dem Klick auf das Icon entfernen Sie das Schlagwort aus Ihren Themen.

Fügen Sie das Thema zu Ihren Themen hinzu.

1  Kommentar
1  Kommentar
Neueste zuerst Älteste zuerst Beste Bewertung
NeuPaschinger (1.023 Kommentare)
am 21.06.2021 06:25

24 Teams wären kein Problem
.
würde man 4 Gruppen mit je 6 Teams machen
= 5 Gruppenspiele
.
dafür fällt das Achtelfinale weg, wenn man genau schaut ist für das EINE zusätzliche Spiel noch Luft im Tunierkalender
.
schöner Nebeneffekt wenn nur die ersten 2 weiterkommen dann hilft einem in einer 6er Gruppe ein X garnichts, nur ein Sieg zählt und somit müsste man aktiver nach vorne spielen

lädt ...
melden
antworten
Aktuelle Meldungen