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Die Fußball-Maschine UEFA kennt keine Gefühle

Von Günther Mayrhofer, 14. Juni 2021, 00:04 Uhr

Analyse: Menschlichkeit zeigten nur Spieler und Fans.

Es waren erschütternde Live-Bilder, welche die TV-Zuschauer in ganz Europa nicht mehr sehen wollten. Wiederholungen von Christian Eriksens Sturz, Nahaufnahmen der Partnerin, die um dessen Leben bangte, Einstellungen von der Wiederbelebung – völlig berechtigt war die Kritik an den TV-Stationen, die "drauf" blieben, als auf dem Rasen in Kopenhagen um das Leben des Dänen gekämpft wurde.

Niemand mit einem einigermaßen eingenordeten Wertekompass hat sich wohl einen Wiederanpfiff vorstellen können. Die Spieler beider Teams, aber vor allem die Dänen, für die Eriksen nicht nur ein Kollege, sondern teilweise auch ein Freund ist, wurden einer unmenschlichen Situation ausgesetzt, weil die Fußball-Maschine UEFA keine Gefühle kennt.

Der Ball muss rollen. Dass der europäische Fußballverband auf die physische und psychische Gesundheit der Spieler pfeift, ist ohnehin keine neue Erkenntnis. Da muss man sich nur in Erinnerung rufen, wie gnadenlos die Bewerbe seit der Corona-Pandemie durchgepeitscht werden. Die UEFA verschanzte sich hinter dem Regelwerk: "Kann ein Spiel nicht wie geplant beginnen oder nicht zu Ende gespielt werden, werden das vollständige Spiel bzw. die verbleibenden Spielminuten grundsätzlich am folgenden Tag ausgetragen", steht in Artikel 29 des Regulativs.

Der Ausrichter verkaufte den Wiederanpfiff damit, dass sich beide Mannschaften dafür ausgesprochen hätten. In Wahrheit hatten die Spieler nur die Wahl der Qual – entweder am gleichen Abend fertig zu spielen oder nach einer wohl schlaflosen Nacht am Folgetag.

Ja, eine Absage hätte den eng getakteten EM-Spielplan aus dem Rhythmus gebracht. Na und? So oft wurde der Fußball rund um das Drama zu Recht als Nebensächlichkeit eingeordnet – für die UEFA ist offensichtlich das Durchpeitschen der Partien die Hauptsache. Die Angst vor dem Tod mischte sich in die große Show.

Menschlichkeit zeigten alle anderen: Die dänischen Spieler bildeten einen Schutzschild vor dem TV-Voyeurismus, ein finnischer Fan warf eine Fahne auf das Spielfeld, damit Eriksen beim Abtransport abgeschirmt werden konnte. Die Fans beider Teams riefen im Stadion mit Wechselgesängen Christian Eriksens Namen, das finnische Team applaudierte, als die Dänen zur Wiederaufnahme der Partie auf den Rasen kamen, Belgiens Romelu Lukaku lief nach seinem Tor gegen Russland zu einer TV-Kamera, um Eriksen eine Botschaft zu schicken.

Fußball ist ein Sport der großen Gesten – solange die Show eiskalt weitergeht.

Autor
Günther Mayrhofer
Redakteur Sport
Günther Mayrhofer

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