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Moin, moin, hört, hört: So klingt Hamburg

12. Jänner 2019, 00:04 Uhr
Moin, moin, hört, hört
Am Spielbudenplatz an der Reeperbahn wird in der „Panik City“ durch die Lebens- und Musikwelt von Udo Lindenberg geführt. Bild: Tine Acke

Mit Elbphilharmonie, KomponistenQuartier und Erfolgsmusicals hat Hamburg seinen Ruf als Musikstadt gefestigt. Bernhard Lichtenberger hat erlauscht, dass die Hansestadt auch nach Udo Lindenberg klingt.

Hinter der schwarzen Tür zwischen den gemalten gespreizten Beinen dröhnt es mit erbarmungsloser Lautstärke aus den Boxen. Die Kellnerin kippt ein Stamperl, nicht das erste. Sie wiegt ihren molligen Körper im Takt, den Liedtext auf den Lippen: "Da gibt es so ’nen Boulevard / die große Freiheit auch ganz nah / Und ich weiß, mich zieht’s zum Kiez / Reeperbahn - ich komm an / du geile Meile, auf die ich kann /Reeperbahn - alles klar / du alte Gangsterbraut, jetzt bin ich wieder da."

Die Wände des legendären St.-Pauli-Schuppens "Die Ritze", in den sich heute mehr Touristen als Rotlichtgrößen verirren, sind vollgepflastert mit Gäste-Fotos, darunter zahlreiche Prominente. Ein Bild, das ihn mit dem 2011 verstorbenen Hausherrn Hannes Kleine zeigt, hat Udo Lindenberg gemalt. Mit "Reeperbahn" hat der Rocker mit dem Faible für Hut und Sonnenbrille der 930 Meter langen Hamburger Straße ein klingendes Denkmal gesetzt. Im Herzen der geilen Meile, am Spielbudenplatz, begegnet man dem 71-jährigen Parade-Nuschler auf Schritt und Tritt.

Moin, moin, hört, hört
Wandkunst à la Hamburg Bild: beli

Wandkunst à la Hamburg

Zeit für 90 Minuten Panik

"Is noch ‘n Bierchen da?" fragt seine Stimme im Aufzug zur "Panik City", einer in sechs Räume geteilten, 700 Quadratmeter großen Erlebniswelt. Mit dem Öffnen der Lifttür beginnt eine 90-minütige multimediale Reise durch das bewegte Leben des musikalischen Stehaufmännchens zwischen körperlichem Exzess und kultureller Renaissance. Aus Fernsehgeräten plaudern Wegbegleiter im Wechsel mit der Kultfigur über deren Vita, bevor die kleine Besucherschar im nachgebauten Boogie-Park-Studio angehalten wird, die Hürde der Peinlichkeit zu überwinden und den Udo-Hadern "Ich mach’ mein Ding" in die Mikrofone zu schmettern. Die Karaoke-Einlage wird gefilmt, der Mut mit dem Video belohnt, in dem der Panik-Meister im Kreise seines Laien-Chors den Ton angibt.

Stasi: "Mittelmäßiger Schlagersänger"

In einer milchweißen Kammer erzählen Artefakte, vom goldenen Trabi bis zum "Gitarren statt Knarren"-Instrument, via Tablet und Kopfhörer Lindenbergs DDR-Geschichte, die er mit seinem kecken Song "Sonderzug nach Pankow" provozierte. Dabei wird auch aus der umfangreichen Stasi-Akte zitiert, in welcher der Panik-Künstler als "mittelmäßiger Schlagersänger" auftaucht, der "betont anarchistisch" auftrete.

Das kurzweilige, mit virtueller Realität und augenzwinkernder Leichtigkeit spielende Vergnügen ist nur ein Teil im Puzzle, das Hamburg als Musikstadt ins Bild rückt. Unentwegt stößt der zwischen Alster und Elbe Flanierende auf Spuren, die ihm nicht den ortsüblichen Gruß "Moin, moin", sondern ein "Hört, hört!" entlocken. Wobei der Lauscher im Fall der Elbphilharmonie natürlich auch Augen macht. Die spektakuläre Architektur, die jahrelang von Skandalen und Misstönen begleitet war, hat sich mit der Eröffnung vor zwei Jahren zum Gäste-Magneten und urbanen Wahrzeichen gemausert. Unter der im Licht der untergehenden Sonne glitzernden Glashaut taucht man über eine gewölbte, 82 Meter lange Rolltreppe in das Konzerthaus ein. Die Plaza, die Aussichtsterrasse, die sich wie eine Kerbe zwischen den alten Speichersockel aus Backstein und den umwerfenden Aufbau schiebt, ist öffentlich zugänglich. 37 Meter über dem Wasserspiegel ergeht man sich ein Panorama, das von den Ausläufern der wachsenden Hafencity über den Hafen, die Landungsbrücken und den Kirchturm des Michels bis zur Speicherstadt reicht.

Moin, moin, hört, hört
Ein Aufsteller auf dem Pflaster markiert das KomponistenQuartier (v.l. Telemann, Emanuel Bach, Hasse, Brahms, Mahler) Bild: beli

Ein Aufsteller auf dem Pflaster markiert das KomponistenQuartier (v.l. Telemann, Emanuel Bach, Hasse, Brahms, Mahler)

"Elphi" mit Pausenflucht

Prunkstück der "Elphi", wie die Einwohner den Bau liebevoll nennen, ist der akustisch ausgefeilte große Konzertsaal mit seinem rundum terrassenförmig angelegten Auditorium, in dem sich 2100 Menschen dem Hörgenuss hingeben dürfen. Bei unserem Jazz-Abend, den zwei Formationen bespielten, leerte sich das volle Haus zur Pause dramatisch. Dieses respektlose Tun gegenüber den Künstlern war wohl der Tatsache geschuldet, dass es vielen genügt, den Saal wenigstens einmal erlebt zu haben.

Moin, moin, hört, hört
Die "Elphi" hat den Michel als Wahrzeichen der Hansestadt abgelöst. Bild: beli

Die "Elphi" hat den Michel als Wahrzeichen der Hansestadt abgelöst.

Vom philharmonischen Zipfel der HafenCity aus bieten sich sternförmig Erkundungen an. Barkassen tuckern eineinhalb Stunden auf der Elbe, links der Containerhafen, den bis zu 400 Meter lange Stahlkolosse anlaufen, rechts am Fischmarkt vorbei bis zum Strandviertel, das einst die Schiffsleute behausten. Zu Fuß schlendert man an den roten Backsteinfassaden der Speicherstadt vorbei, hinter denen früher Kaffee, Tee, Kakao, Gewürze, Tabak und Orientteppiche aufbewahrt wurden. Der größte historische Lagerhauskomplex der Welt trägt ebenso das UNESCO-Welterbe-Etikett wie das nahe Kontorhausviertel im Süden der Altstadt. In dem Büroquartier ragt das einem spitzen Schiffsbug nachempfundene "Chilehaus" als Musterbeispiel des deutschen Expressionismus heraus.

Antimusikalische Hamburger

Oder man steuert den Michel an, der einen guten Teil seines Glanzes als Wahrzeichen an die "Elphi" abgeben musste. Die lichtdurchflutete protestantische Kirche taugt als konzertanter Raum. Täglich um 12 Uhr zieht die 15-minütige Mittagsandacht zum Verweilen bei Orgelmusik an. Der sakrale Bau birgt fünf Orgeln, die größte tönt aus 6697 Pfeifen und verfügt über 86 Register.

In der Krypta liegt Komponist und Tastenvirtuose Carl Philipp Emanuel Bach begraben. Er ist einer von sieben Musikschaffenden, deren prägendes Hamburger Wirken vom Barock bis zur frühen Moderne sinnlich und multimedial im KomponistenQuartier (Eintritt 9 Euro) erlebbar ist. Dazu gehört auch der im Gängelviertel geborene Johannes Brahms, der dem hansestädtischen Publikum in einem Brief an Gustav Mahler nicht gerade schmeichelte: "Die Bremer sind unmusikalisch, aber die Hamburger antimusikalisch."

Das ließen sich die Massen, die in Hamburg jahrein, jahraus der leichten Muse des Musicals frönen, nicht nachsagen. Seit 18 Jahren brüllt "Der König der Löwen" ununterbrochen im Hafen-Theater, zu dem Fähren übersetzen. Gleich daneben verzaubert im Theater an der Elbe seit Februar 2018 "Mary Poppins" als hübsch ausgestattetes und famos gespieltes Familienmusical.

Was das fantastische Kindermädchen wohl antwortete, wenn man es fragte, wie es die Musikstadt an Alster und Elbe fände?

"Supercalifragisiticexpialigetisch!"

 

Hamburg-Info

Hamburg Card: z.B. für 2 Tage für eine Gruppe bis zu 5 Personen um 33,50 Euro; freie Fahrt mit Bus, Bahn und Hafenfähren, Ermäßigungen bei mehr als 150 Angeboten.

Elbphilharmonie: ca. einstündiger Rundgang mit Plaza-Besichtigung (ohne Konzertsäle) um 18 Euro.
Musical: „Mary Poppins“, Eintrittskarte je nach Kategorie ab 53,90 bis 129,90 Euro

Panik City: Udo Lindenbergs Erlebniswelt, ab 18,50 Euro

Kulinarik:

Braugasthaus "Altes Mädchen" – 30 handwerkliche Biere vom Zapfhahn, 70 Flaschenbiere aus aller Welt, beliebter Mittagstisch altes-maedchen.com

Restaurant im 5-Stern-Hotel Louis C. Jacob – zwei Michelin-Sterne für Chefkoch Thomas Martin (hotel-jacob.de)

Restaurant "HACO" – junge, wilde, nordische Küche in St. Pauli, viel Fisch, saisonal und regional (restaurant-haco.com)

Restaurant "Nil" – Slow-Food auf St. Pauli mit feinen Menüs (restaurant-nil.de)

Unterkunft: z.B. luxuriös – „The Fontenay“ an der Außenalster, eine Nacht im DZ Classic mit Frühstück ab 165 Euro pro Person.

Weitere Informationen und tagesaktuelle Flugpreise ab/bis Österreich nach Hamburg in Ihrem Reisebüro oder unter www.dertour.at

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