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Grüner wird’s nimmer

Von Bernhard Lichtenberger, 24. Februar 2019, 01:23 Uhr
Grüner wird’s nimmer
Da schau her: Wenn er munter ist, zeigt sich der Rotaugenlaubfrosch in den schönsten Farben. Bild: beli

Als Paradies für Naturliebhaber zieht Costa Rica Öko-Touristen an. Bernhard Lichtenberger hat sich in den Regenwäldern mit den Augen auf die Jagd nach Fröschen und Faultieren begeben.

Der Name ist kein Zufall: Nebelwald. Das Licht der Autoscheinwerfer fängt sich an dem milchigen Vorhang aus Wassertröpfchen, der das Dahinter nur schemenhaft erkennen lässt. Erst am zweiten Morgen lüftet sich der Schleier über dem Behüteten. Bis auf 1800 Meter Höhe reicht das Los-Angeles-Nebelwald-Reservat bei San Ramón.

Nur wenige Gehminuten von den Bungalows der Villa-Blanca-Anlage taucht man auf schmalen Pfaden in diese märchenhafte Wunderwelt ein. Sie ist Teil der verbliebenen 2,5 Prozent der Nebelwälder der Erde. Die feuchtwarme Luft, die aus der Karibik herüberweht, kondensiert an den Berghängen. Vom Blätterdach tropft es stetig. Flechten und Moose umgarnen die Bäume, Bromelien wurzeln in Astgabeln, recken sich dem Licht entgegen und sammeln das Nass in ihren Blatttrichtern. Farne breiten ihre Fächer aus, armdicke Lianen schlängeln sich empor. Angesichts der unzähligen Schattierungen, in denen das Grün begegnet, folgt der Schluss: Grüner geht’s nimmer.

Grüner wird’s nimmer
Grüne Leguane erreichen eine Körperlänge von rund zwei Metern. In der Paarungszeit wechseln die Männchen die Farbe und zeigen sich in auffälligem Orange. Bild: beli

Sicher und sauber

"Unser großes Potenzial ist die Natur", sagt Reiseführer Otto Chavez, "nur für Strände würde man nicht so weit fliegen." Der Enkel eines deutschen Auswanderers rühmt seine Heimat als "sicherstes und sauberstes Land Lateinamerikas". Tatsächlich finden sich an Straßenrändern weniger achtlos weggeworfene Dosen und anderer Unrat als neben oberösterreichischen Asphaltbändern – die wiederum können mit der Zahl an Schlaglöchern und Unebenheiten in dem zentralamerikanischen Staat nicht mithalten.

In den 1940er Jahren waren noch 80 Prozent des Landes mit Wald bedeckt, ehe zugunsten der Viehzucht tiefe Wunden in die grüne Lunge geschlagen wurden. Als man erkannte, "dass man mit der Natur mehr Geld verdienen kann als mit tausend Kühen", wurden große Flächen unter Schutz gestellt. Öko-Touristen, die ihre Nasen lieber ins tropische Dickicht als ihre Füße in den Sand stecken, öffnet sich in Costa Rica ein Paradies.

Bunte Vögel

Ornithologen, die von Vögeln nicht genug bekommen können, lassen sich in Scharen im Norden, an der Grenze zu Nicaragua, nieder. Nach Sonnenuntergang hocken sie um den langen Tisch der Lodge im Naturschutzgebiet Caño Negro und lassen das verlockende Buffet so lange Buffet sein, bis sie alle Arten auf Listen abgehakt haben, die sie mit ihren Ferngläsern und Teleobjektiven erlegt haben.

Grüner wird’s nimmer
Kaimane tummeln sich im Caño-Negro-Schutzgebiet. Bild: beli

Kapitän Jimmy nimmt uns mit auf eine zweistündige Bootssafari auf dem Río Frío durch das Feuchtgebiet, in dem die Blicke von einem Vogel zum nächsten fliegen. Ein Schlangenkopfvogel müht sich mit einem Fisch ab, Tiger-, Silber-, Mangroven- und Schneereiher staksen durchs Wasser, Geier und Fischadler ziehen Kreise, ein weißer Ibis schnäbelt nach Garnelen. Kormorane sind wohlgelitten, da in dem Reservat Angler keine Gegner sind. Rallen kehren das Übliche um, zeigen sich doch die Weibchen hübscher als ihre männlichen Artgenossen. Am Ufer und zwischen Mangroven, die ihre Wurzeln wie gespreizte Finger im Fluss versenken, tanken bis zu zwei Meter lange Kaimane die Wärme der Sonne. In der seichten Lagune durchbrechen sie mit Augen und Nasenlöchern den trüben Wasserspiegel. Ein grüner Basilisk huscht flüchtend mit seinen flinken Hinterbeinen über das Nass, ohne unterzugehen – womit er seinen zweiten Namen ehrt: Jesus-Christus-Echse.

Grüner wird’s nimmer
Weil er übers Wasser laufen kann, nennt man den Basilisken auch Jesus-Christus-Echse. Bild: beli

Auf der Reise quer durch das Land wird das vom Jagdfieber gepackte Auge ordentlich gefordert. Nicht alles, was gesucht wird, ist leicht zu finden. Während man einem Scanner gleich die dichte Vegetation zwar angestrengt, aber oft vergebens durchforstet, hat Ottos geschulte Optik längst ein ersehntes Objekt im Visier. Zwischen Blättern lugt das struppige Fell eines Dreifingerfaultieres hervor. "Otto, wieso siehst du, was wir nicht sehen?", wird der biologisch Gebildete gefragt, aus dessen Mund die Namen von Pflanzen und Tieren nur so sprudeln. "Ich weiß, dass Faultiere die Blätter des Ameisenbaumes am liebsten essen, also suche ich nur auf diesen nach ihnen."

Während ein behände von Ast zu Ast schwingender Klammeraffe raschelnd auf sich aufmerksam macht, halten Faultiere ein bewegtes Leben für überbewertet. Sie mögen es, tagelang auf einem Baum zu verharren. Dementsprechend euphorisiert beobachten wir einen trägen Gesellen, der kopfüber von einem Gehölz baumelt und sich sodann wie in Zeitlupe den Stamm hinunterhantelt. Das seltene Glück verdanken wir seiner Verdauung, die es nicht eilig hat. Einmal pro Woche klettert das Faultier vom Baum, um sich zu ebener Erde zu entleeren.

Grüner wird’s nimmer
Ein Glücksfall für den Fotojäger: Ein sonst träge verharrendes Dreifingerfaultier klettert nach unten, weil’s die Verdauung einmal pro Woche verlangt. Bild: beli

Begegnungen wie diese sind allerorts zu sammeln. Im Nationalpark, der den Vulkan Arenal umschließt, schnüffelt sich eine stattliche Gruppe Nasenbären durch das Unterholz. Von einer Baumkrone tönt der schrille Schrei des Montezumastirnvogels, dessen gelbe Schwanzfedern nicht zu übersehen sind. Unweit davon wetzt ein Tukan seinen langen, bunten Schnabel. Auf der Wanderung passiert man einen Riesen. 500 Jahre hat der Kapokbaum unter der Rinde. Keilförmige, ausladende Wurzeln stützen den massigen Stamm. Es braucht 57 Schiedsrichterschritte, um den Methusalem zu umrunden.

Gefährliche Dämpfe

Der Arenal ist einer von sieben aktiven Vulkanen Costa Ricas. Häufig sitzt eine Wolkenhaube auf der Spitze des Kegels. 1968 löste ein Erdbeben einen gewaltigen Ausbruch aus, der zwei Orte und 78 Menschen begrub. Schwarze Basaltbrocken zeugen davon. Ein Schild verbietet es Wanderern, weiter in Richtung der kargen Flanken des Vulkans vorzudringen. "Ein Freund von mir und vier amerikanische Touristen sind an giftigen Dämpfen gestorben", sagt Otto.

Im nahen Mistico Park ist man auf der sicheren Seite – solange einen nicht die Höhenangst plagt. Über 16 Brücken, davon sechs Hängebrücken, und auf Wegen durchstreift man den Regenwald, erlebt dabei alle Vegetationsstufen. "Ein Baum verfügt über tausend verschiedene Ökosysteme", erklärt der Guide, ohne dessen Umsicht wir schnurstracks an den vier Nasenfledermäusen vorbeigegangen wären, die kopfüber von der Rinde hängen.

Grüner wird’s nimmer
Eine von sechs Hängebrücken im Mistico Park Bild: beli

Da machen es einem die Grünen Leguane in den Wipfeln leichter. In der Paarungszeit behübschen sich die Männchen, indem sie die Farbe in ein auffälliges Orange wechseln. Der Nicaraguaner Ignazio, der als Cowboy auf einer kleinen Farm arbeitet, wischt auf seinem Handy zu einem Foto und grinst. Es zeigt einen enthäuteten Leguan. Die urzeitlich anmutenden Echsen schmeicheln, obwohl verboten, nach wie vor manchem Gaumen.

Dabei lässt sich die kulinarische Lust auch anderweitig befriedigen. Zur Grundausstattung des Nationalgerichts "El Casado" gehören Reis, schwarze Bohnen, gebratene Kochbananen, dazu wird Huhn, Fisch oder Fleisch gereicht. Rohe Früchte des Meeres, mit Zitronensaft, Knoblauch und Zwiebeln mariniert, werden als Ceviche serviert. Neben Ananas, Mango und Papaya bereiten das Fleisch der stacheligen Riesenbeere Guanábana, Guave, Karambole oder die mit Salz gekochte Palmnuss Fruchtgenuss.

Grüner wird’s nimmer
Es lohnt sich, fremde Früchte zu kosten, etwa die gekochte Palmnuss. Bild: beli

Scharfe Mischung

Wer sich an der Karibikküste gen Süden hantelt, freut sich auf Shrimps in Kokosmilchsauce oder Dorade mit Passionsfrucht-Mango-Sauce. Und zur Erbauung der Verdauung darf es ein Stamperl Chiliguaro sein, eine scharfe Mischung aus Chili, Tomatensaft und Zuckerrohrschnaps.

Dann setzt man sich in Puerto Viejo, das Otto "Rasta-Hippie-Dorf" nennt, an den Strand und schaut begnadeten Körpern zu, die auf Brettern die Wellen reiten. Aus einem Lautsprecher klingt die Reggae-Nummer "Police in Helicopter", in der der Jamaikaner John Holt das Niederbrennen der Marihuana-Felder geißelt. Der richtige Moment, in Costa Rica doch noch die Füße in den Sand zu stecken.

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Der Cahuita-Nationalpark, in dem Schlangen, Fledermäuse und Waschbären zu entdecken sind, ragt im Osten des Landes als Halbinsel ins Karibische Meer. Bild: beli

 

112 Vulkane befinden sich in Costa Rica, sieben davon sind aktiv – etwa der mitten in einem Nationalpark gelegene, 1633 Meter hohe Arenal oder der 3432 Meter hohe Irazú.

1000 Vogelarten fühlen sich zwischen Nicaragua und Panama wohl, vom winzigen Kolibri bis zum prächtigen Adler. 138 Schlangenarten sind bekannt, davon 22 giftige. Zu den rund 160 Amphibienarten zählen auch 20 Giftfrösche, z. B. der Pfeilgiftfrosch.

 

Der Freund der Frösche

José Solis hat mit seinem Projekt der Natur ein Stück zurückgegeben

Einen Himmel auf Erden hat José Solis den Fröschen geschaffen. Dort, wo seine Familie einst den Wald für Reisfelder und Kochbananen-Plantagen gerodet hat, gab er in Horquetas de Sarapiqui der Natur ein Biotop zurück. Weil die Ernten nicht genug zum Leben abwarfen, legte der 40-Jährige auf sechs Hektar Land die passende Vegetation an, um Amphibien, Reptilien, Faultiere, Tukans und andere Vögel anzulocken.

Der Freund der Frösche
"Frogs Heaven"-Gründer José Solis

Seit zehn Jahren führt José gemeinsam mit seinem Vater für 25 Dollar Besucher in eineinhalb Stunden durch „Frogs Heaven“, spürt den Erdbeerfrosch auf, zeigt, wo sich der giftige Goldbaumsteiger versteckt, und deckt den unscheinbaren Glasfrosch auf, der sich platt an die Unterseite eines Blattes drückt. „16.30 Uhr ist die beste Zeit für eine Tour, um sowohl tag- als auch nachtaktive Frösche zu erkunden“, sagt der Mann mit dem Faible für Biologie und Fotografie. In seinem himmlischen Garten hat er bisher 28 Froscharten gezählt.
Ornithologisch Interessierten bietet José für 35 Dollar Vogelbeobachtungen an. Am meisten gebe es von November bis Mitte Jänner und von Mai bis Mitte August zu sehen.
www.frogsheaven.org

 

Reise-Angebot

„Costa Rica & Panama City. Natur & Moderne in Mittelamerika“

Unter diesem Titel bietet Raiffeisen-Reisen an zwei Terminen (15. bis 26. November 2019, 31. Jänner bis 11. Februar 2020) eine Reise mit Schwerpunkt Costa Rica und 3 Tagen in Panama City an. Auf dem Programm stehen u. a. die Hauptstadt San José, eine Gondelfahrt im Regenwald, Schokoladen- und Kaffeeführungen, Thermalbad, Bootsfahrt auf dem Arenal-See, Wanderungen auf den Hängebrücken im Mistico Park und in Naturreservaten und Nationalparks; in Panama City eine historische Tour, der Besuch der Miraflores-Schleusen am berühmten Panama-Kanal und ein Kanu-Ausflug zu einer indigenen Gemeinschaft. 2790 Euro pro Person im DZ, inkl. KLM-Flug ab/bis Wien, Eintrittsgebühren, Bus, Hotels, deutschsprachige Reiseleitung etc.

Information & Buchung: ÖAMTC Reisen in Linz (Wankmüllerhofstr. 60, Tel. 0732 / 34 12 75, reisebuero.linz@oeamtc.at) und Perg (Hauptplatz 11, Tel. 07262 / 584 37, reisebuero.perg@oeamtc.at)

 

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