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Eine harte Landung in Australien

13. April 2019, 18:42 Uhr
Wir, die Kollers, sind eine abenteuerlustige und reiseerfahrene Familie aus St. Gotthard im Mühlkreis, die Australien erkundet. Mit unseren Berichten wollen wir Sie in den nächsten Monaten mit auf die Reise nehmen. Bild: privat

Liebe OÖN-Leserinnen und -Leser, herzlich willkommen bei unserer großen Reise rund um Australien als Familie. Über unsere Vorbereitungen, die Anreise und erste Hindernisse berichten wir in diesem Teil.

Drehen wir die Zeit zunächst zurück auf den 30. Dezember 2018: Heute Abend werden wir in Linz in den Zug steigen, um nach Wien zu fahren. Die Vorfreude ist groß, die Spannung ebenso. Das Haus ist vermietet, das Büro auf "digital" umgestellt, die Familien und Nachbarn werden verabschiedet, die Koffer stehen bereit. Dinge, die mitkommen werden, türmen sich auf der einen Seite, Dinge, die zuhause bleiben, auf der anderen Seite. Diskussionen über "Sinnhaftes" und "Sinnloses" auf Reisen werden seit Tagen geführt. Die Kinder diskutieren natürlich mit. Passt denn das BMX, das große Spielpferd und der Piratensäbel in den Koffer...?

Um etwas Ruhe für die letzten Handgriffe zu haben, verbringen die Kinder einen schönen Tag bei Freunden, während wir das Haus putzen, die "Dickbäuche" (das sind unsere Reisekoffer und Trolleys in unterschiedlicher Größe) füllen und uns mit einem letzten Blick vom Haus verabschieden.

Dankbar nehmen wir die Unterstützung von Familie und Freunden an und freuen uns über die vielen bekannten Gesichter, die uns am Bahnhof in Linz entgegenlachen und uns herzlich verabschieden. Jetzt geht die Reise so richtig los. Es stürmt und regnet, als wir frühmorgens am Silvestertag zum Wiener Flughafen aufbrechen. Die Koffer sind voll mit Flip-Flops und kurzen Hosen. Alle warmen Sachen, die wir dabei haben, tragen wir am Körper. Ein 20-stündiger Flug liegt vor uns. Die Erfahrung beim Fliegen mit den Kindern hat gezeigt, dass es günstig ist, nicht allzu früh in den Flieger zu steigen. Die Zeit im Flugzeug ist noch lang genug, daher wird noch am Boden gefrühstückt. Nach fünf Stunden Flug erreichen wir Doha, wo es eine zweieinhalbstündige Wartezeit zu überbrücken gilt. War das Flugzeug von Wien kommend schon groß, so ist der Airbus A380 nochmals eine Nummer größer. Sehr zur Freude von uns allen werden wir darin doch die nächsten 15 Stunden verbringen.

Australische Unkompliziertheit

Der Flug verläuft ruhig, die Kinder essen, schlafen, vertiefen sich in das Unterhaltungsprogramm an Bord, und so kommen wir am Silvesterabend sicher in Sydney an. Unser erstes Ziel ist Mosman, ein schöner Stadtteil von Sydney und das Haus einer Familie, die wir bei unserer ersten Reise an der australischen Westküste kennen gelernt haben. Sie selber sind nicht da, haben uns aber die Schlüssel hinterlegt. Diese unkomplizierte Art von Gastfreundschaft wird uns noch oft begegnen. Kurz nach Mitternacht fallen wir ins Bett. Das imposante Silvester-Feuerwerk auf der Harbour Bridge findet ohne uns statt.

Die nächsten Tage verbringen wir mit schlafen, baden, spazieren, die Umgebung erforschen, etwas Sightseeing. Um zehn Stunden Zeitverschiebung aufzuholen, braucht es mindestens eine Woche. (Faustregel: pro Tag eine Stunde).

Sydney fasziniert auf Anhieb. Kaum eine andere Stadt bietet so viel Flair aus Natur und Metropole. Buchten und Strände liegen direkt neben Bürotürmen und Geschäftsvierteln, dazwischen großzügige Parkanlagen und die allgegenwärtigen Barbecue-Stationen. Ja, die Australier lieben es, Zeit im Freien zu verbringen. Sie angeln, surfen und grillen leidenschaftlich gerne – während wir unsere Zeit hauptsächlich mit Internet-Recherche verbringen. Unser "Traum-Gespann", bestehend aus einem Allrad-Auto und einem Wohnwagen sowie dem notwendigen Zubehör, muss erst gefunden und angeschafft werden, alles gebraucht, versteht sich. Unser Budget ist knapp und die Suche daher zeitintensiv.

Nach Auto- und Wohnwagenkauf in Sydney statten wir auch dem Wahrzeichen der Stadt, dem berühmten Opernhaus, einen Besuch ab. Bild: privat

Der Wohnwagen "fällt" uns bereits am vierten Tag in die Hände. Immer noch mit dem Jetlag kämpfend, geht es 45 Zug-Minuten stadtauswärts zur Besichtigung. Gesehen, gerochen und gekauft! Die Verkäufer sind selbst mit drei Kindern durch Australien gereist, und die Freude, dass er nun an uns geht und unser Vorhaben unterstützt, lässt sie auch den Preis noch etwas reduzieren. Der Anhänger bleibt auf dem Grundstück stehen, während wir zurückfahren in die Stadt, um das passende Auto zu finden. Diese Suche gestaltet sich schwieriger – zu teuer, nicht offroadtauglich, zu wenig Platz, zu wenig Anhängelast. Bei einem Händler findet sich schließlich ein Nissan Navara mit vollem Serviceheft, Baujahr 2010, zu einem erschwinglichen Preis. Alles muss bar bezahlt werden, was die Bankomaten und unsere Kreditkarten in die Knie zwingt.

Anfängliche Komplikationen

Doch 1+1 macht nicht gleich 2! Auto und Wohnwagen verstehen sich nicht auf Anhieb. Diverse Stecker und elektronische Helferleins müssen noch nachgerüstet werden. Und so vergehen die Tage nicht mit Reisen, sondern mit Terminvereinbarungen und Warten auf Adaptierungen. Vorerst träumen wir nur von der großen Tour. Wir nutzen die Zeit, um in Secondhand-Läden alles einzukaufen, was wir so brauchen werden: von Tellern über Besteck, Schüsseln, Kochtöpfe, Campingsessel, … den ganzen Hausstand besorgen wir uns für ein paar Dollar. Vieles bekommen wir sogar geschenkt – von Menschen, die unsere Idee großartig finden, unsere Kinder anlachen, selbst gerne "ihr" Australien bereisen würden oder schon bereist haben oder von Menschen, die einfach nur gerne schenken. Nach 16 Tagen im heißen Sydney beginnt die große Reise – endlich.

Ein harte Landung in Australien
Unser Zuhause für die nächsten Monate: Ein Allrad mit Bullbar, Schnorchel und Solarpanel und ein Wohnwagen mit ausklappbaren Betten an den Enden und einem ausklappbaren Dach. Bild: Uli Koller

Es geht los oder nicht ...?

Die erste Nacht, der erste Stellplatz irgendwo im Nirgendwo ist vielversprechend. Wir gehen im Fluss baden, machen ein kleines Lagerfeuer, schlafen selig zwischen den riesengroßen Eukalyptusbäumen und unter den Abermillionen Sternen in unserem neuen kleinen Zuhause ein und können unser Glück kaum fassen. Doch der Traum währt nur kurz. Schon am zweiten Tag lässt uns unser Auto am Höhepunkt der Hitzewelle im Stich. 45 Grad Außentemperatur, ein steiler Berg und das Gewicht des Wohnwagens sind für das Auto zu viel. Es qualmt und dampft aus der Motorhaube. Der Schlauch der Kühlung ist geplatzt, und unser Enthusiasmus und unsere Freude, endlich unterwegs zu sein, landen auf dem harten Boden der Realität. Anstatt einmal um Australien kommen wir genau 85 Kilometer weit, müssen abgeschleppt werden und verbringen die nächsten Tage wieder in Sydney auf einem Campingplatz anstatt im Outback. Fast eine Woche später haben wir unser Auto wieder – und dank der Händlergarantie einmal komplett zum Nulltarif durchrepariert. Nun kann es aber wirklich losgehen!

Das Etappenziel der ersten Wochen wird der südlichste Punkt Australiens sein, doch bis dahin erwarten uns noch einige Naturwunder, heiße Sommertage und kühle Campingnächte. Mehr dazu im nächsten Artikel.

Linus, Jolanda und Laurin sehen bereits nach wenigen Tagen aus wie richtige Australier. Die Kopfbedeckung ist hier ein Muss. Bild: privat

Beeindruckendes

Die Oper von Sydney:

Das Wahrzeichen der Stadt hat markanten Charakter und wurde nach einem Entwurf des dänischen Architekten Jörn Utzon gebaut. Das mittlerweile zum Kulturdenkmal erhobene Gebäude wurde 1973 von Königin Elisabeth II. eröffnet und 2016 generalsaniert. Das Gebäude hat uns alle in seinen Bann gezogen. Die Architektur und das Spiel mit der Geometrie faszinierte auch die Kinder, daher haben wir es von innen, von außen und von oben besichtigt. Ein Spaziergang auf der Harbour Bridge eignet sich bestens dafür.

Die Gastfreundschaft und Hilfsbereitschaft der Australier:

Egal, wonach man fragt, was man braucht oder möchte, die Australier sind sofort zur Stelle. Hier ein paar Beispiele: Wir kommen in Sydney an und wohnen fast zwei Wochen im Haus einer Familie, die wir nur für zwei Nächte auf einem Campingplatz kennen gelernt haben.

Wir kaufen einen Wohnwagen, und weil wir noch nicht losfahren können, wohnen wir im Garten der Verkäufer, wo wir mit Wasser, Strom, Zugang zum Badezimmer etc. versorgt werden. Unser Auto bleibt liegen, und innerhalb von fünf Minuten spannt ein junger Australier unseren Wohnwagen an sein Auto, um uns an einen passenden Stellplatz zu ziehen. Wir fragen nach einem Stellplatz – das Handy wird gezückt, ein Freund angerufen, und schon schlafen wir kostenlos in der Einfahrt eines Privathauses. Die Liste könnten wir hier endlos fortschreiben... .

Wer wir sind

Wir sind Uli (41) und Birgit (40) mit unseren drei Kindern Laurin (9), Jolanda (6) und Linus (4). Seit Studienzeiten sind wir in der Welt unterwegs. Sowohl den Süden Afrikas als auch Teile Südamerikas und Südostasiens haben wir gemeinsam bereist, meist war es eine Mischung aus Reisen und Studieren. Mit unserem umgebauten Rettungsbus haben wir ebenso viele Länder in Europa bereist und entdeckt.

Glücklich, aber müde kommen wir nach einer mehr als 30-stündigen Anreise in Sydney an. Bild: privat

Als Laurin zur Welt kam, dachten wir, das Reisen erst einmal sein zu lassen und es wieder aufzunehmen, wenn die Kinder erwachsen sind. Doch es kam anders. Mit Tochter Jolanda schafften wir uns einen VW-Bus mit Aufstelldach an, um wieder mobil zu sein. Mit der Geburt von Linus kam dann die Idee, unser Haus gegen andere Häuser in aller Welt zu tauschen (www.homeexchange.com/de). Es gab viele Anfragen, und so waren wir bald wieder unterwegs: zwei Monate in der Provence, je einen Monat in Holland und in Bordeaux. Danach ging es je für drei Monate auf Koh Samui in Thailand und zuletzt nach Westaustralien, wo wir die Liebe zu diesem Kontinent entdeckten, auf den wir nun zurückkehren. Das Visum ist für ein Jahr genehmigt. Wie lange die Reise tatsächlich dauert, wird sich weisen. Wenn fünf Menschen unterschiedlichen Alters ihre Bedürfnisse äußern, gilt es Kompromisse zu finden.

Warum wir reisen

Wir glauben an die Kraft der gemeinsamen Zeit als Familie und die verbindenden Abenteuer, die wir erleben. Wir lernen gerne Land, Leute und deren Geschichten kennen und tauchen dabei in Kulturen ein, die wir auf normalen Pfaden vielleicht nicht entdecken würden. Besonders reizt uns aber auch das minimalistische Leben auf Reisen, sich wenig Gedanken über Hab und Gut machen zu müssen und dafür ganz viel Zeit in der Natur zu verbringen.

Die Welt ist unser Klassenzimmer Natürlich haben wir die Schulbücher dabei und beobachten unsere Kinder, wie sie jeden Tag „lernen“. Sie schreiben im Sand, lernen am Spielplatz die englische Sprache, rechnen die Einkäufe zusammen, recherchieren neue Ziele auf der Landkarte und verbringen Stunden mit Zeichnen und Malen von Delfinen, Kängurus, Wombats und allen möglichen Papageien, die wir bisher in der freien Wildbahn entdeckt haben.

Reise statt Urlaub 

Reisen ist nicht gleichzusetzen mit „nichts“ tun, sondern heißt auch, von unterwegs Geld zu verdienen. Wir arbeiten weiterhin für unsere Kunden in Österreich (Birgit als Psychologin & Führungskräfte-Coach und Uli als Fotograf & Grafikdesigner). Darüber hinaus haben wir diesmal unser Haus in Sankt Gotthard im Mühlkreis nicht getauscht, sondern für ein Jahr vermietet. Wir haben festgestellt, dass wir mit guter Budgetdisziplin unterwegs genauso viel Geld zum Leben benötigen, wie wenn wir in Österreich sind. Weil unsere Reiseländer insgesamt oft teurer sind, heißt das, um Restaurants einen weiten Bogen zu machen, jeden Abend auf einem Gratis-Schlafplatz unser Lager aufzuschlagen und auf Luxus und Dienstleistungen weitgehend zu verzichten. Anders als im Urlaub – wo man sich oft viel gönnt – überlegen wir ganz genau, wofür es sich lohnt, Geld auszugeben. Und auch wenn alltägliche Handlungen nicht so bequem sind wie zu Hause (Wäsche waschen, Geschirr spülen, einkaufen, Büroarbeiten, …), so ist für uns fast jeder Tag auf Reisen ein lohnenswerter.

Fliegen mit Kindern

Aus vergangenen Flugreisen mit unseren Kindern haben wir gelernt und lernen ständig dazu. Hier einige Tipps, die das Reisen als Familie leichter machen:

  • Mit den Besonderheiten der Fluglinie vor Abflug vertraut machen. Fragen, die geklärt werden sollten, sind etwa:
  • Dürfen Kinderrucksäcke, Kuscheltiere und „Unterhaltungselektronik“ zusätzlich zum Handgepäck mitgenommen werden? Gibt es adäquates Kinderprogramm beim „On-Board- Entertainment“?
  • Erst möglichst spät in den Flieger einsteigen, damit die Wartezeit bis zum Abflug nicht zu lang wird.
  • Beim Einchecken unbedingt nochmals die gebuchten Sitzplätze zeigen lassen. Als Familie entweder in einer Reihe oder in zwei Reihen hintereinander sitzen, ist sinnvoll.
  • Essen vorbestellen: Oft sind Kindermenüs mit vielen Süßigkeiten „garniert“. Der viele Zucker macht die Kinder zappelig, und es ist kaum Platz für Bewegung. Wir bestellen für unsere Kinder (meist bis zu 72 Stunden vor Abflug) „vegetarisch“ – da gibt’s dann meist Kartoffelpüree oder Nudeln – und auch viel Obst. Wasser trinken ist unabdingbar bei langen Flugreisen. Nüsse und Trockenfrüchte nehmen wir selber mit. Da wir Eltern meist die Kinderportionen aufessen, ordern wir für uns seit Neuestem „roh vegan“, so gibt es immer frisches Gemüse zum Knabbern.
  • Flüssigkeiten dürfen meist nur in geringen Mengen an Bord mitgenommen werden, beispielsweise bei Babyflaschen etc. ist eine Absprache vorher ratsam.
  • Platzwahl: Die Nähe zur Toilette bringt nachts Vorteile, damit die Kleinen nicht durch den ganzen Flieger laufen müssen (allerdings nicht zu nahe, weil dort oft auch hohe Betriebsamkeit herrscht).
  • Wechselkleidung für die Kinder und Eltern. Auf engem Raum essen und trinken, da kann schon mal was danebengehen. Manchen Kindern wird – wie auch beim Autofahren – schlecht. Es ist gut, ein Ersatz-Shirt dabei zu haben.
  • Lieblingsspielzeug (wie Schleich-Tiere, UNO-Karten, Pixi-Bücher oder Ähnliches), das man auf dem Aufklapptisch abstellen kann, macht Spaß und bietet eine gute Alternative zu dem „Medienrausch“, den das Board-Entertainment so bereithält.
  • Die Klimaanlagen an Bord sind meist sehr kalt eingestellt: Zwiebel-Look (mehrere Schichten) und lange Socken halten warm und verhindern, dass die Füße kalt werden, wenn die Hosenbeine raufrutschen.
  • Vertrautes zum Schlafen einpacken. Wenn alles fremd ist, freuen sich die Kleinen sehr über den Lieblingspolster und das Kuscheltier von zuhause.
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