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Zu den tiefsten Schluchten des Balkans

Von Karsten Schöpfer, 09. September 2018, 00:04 Uhr
Zu den tiefsten Schluchten des Balkans
Die Susica-Schlucht im Norden des Landes ist ein Seitental der bekannten Tara-Schlucht Bild: Schöpfer

Schluchten haben eine magische Anziehungskraft auf den Menschen. Europas Canyonland liegt in Montenegro. Eineinhalb Flugstunden von Wien entfernt beherbergt das Land die tiefsten Schluchten Europas und vieles mehr.

Bezogen auf die Größe des Landes und dessen Einwohnerzahl, dürfte es kaum ein Land in Europa, womöglich auf der ganzen Welt geben, das eine vergleichbare Dichte an Schluchten besitzt wie Montenegro. Jede für sich ist beeindruckend und hat einen eigenen Charakter. Einmal karg, dann grün, einmal schroff, dann wieder sanft. Eines ist ihnen allen gleich: Tief unten auf ihrem Grund zeugen türkis schillernde, glasklare Gebirgsflüsse vom Wunder ihrer Entstehung.

Zu den tiefsten Schluchten des Balkans
Die Cijevna-Schlucht ist mehr als 1000 Meter tief und liegt östlich von Montenegros Hauptstadt Podgorica. Bild: Schöpfer

Mit einem Mietwagen lassen sich das Land und seine Schluchten leicht erkunden. Wer sich von der Hauptstadt Podgorica in den Norden des Landes aufmacht, folgt zunächst der Straße durch die Moraca-Schlucht. Mit jedem Kilometer scheint das Tal enger zu werden und die nach oben ragenden Felswände steiler. Seinen Höhepunkt findet das Naturspektakel schließlich in einem Abschnitt, der Platije genannt wird.

Die Straße verschwindet in einem dunklen Tunnel. Rundherum steigen beinahe senkrechte Klippen hinauf, die irgendwo im Blau des Himmels verschwinden. Ein gutes Stück flussaufwärts liegt dann idyllisch das Moraca-Kloster. Ein beliebter Zwischenstopp, nicht nur bei orthodoxen Reisenden. Der gepflegte Klostergarten, das satte Grün des Rasens und das Summen der fleißigen Bienenvölker strahlen Ruhe und Erholung aus. Ein guter Ort, um die mannigfaltigen Sinneseindrücke der Fahrt durch die spektakuläre Landschaft zu verarbeiten.

Wanderweg durch den Fels

Nicht weit entfernt wartet bereits der nächste Canyon darauf, entdeckt zu werden. Eine Wanderung durch die Mrtvica-Schlucht, einem Nebenfluss der Moraca, gehört zu den schönsten Tagestouren des Landes. Unglaublich steil ragen die Felswände an ihren Seiten empor. Mitunter ist die Talsohle so eng, dass dort nicht einmal ein Fußweg Platz finden würde. In den blanken Felsen hatte das frühere jugoslawische Militär daher einen Pfad geschlagen, der heute als Wanderweg dient und sicher der außergewöhnlichste des Landes ist. Noch weiter im Norden folgt bereits der nächste Höhepunkt: die Tara-Schlucht.

Zu den tiefsten Schluchten des Balkans
Die Tara-Schlucht ist nicht nur die tiefste Schlucht Europas, sondern ein beliebtes Rafting-Revier. Bild: NTO Montenegro/DEQOM

Nach dem Grand Canyon soll sie die zweittiefste Schlucht der Welt sein. Um diesen Titel buhlen zwar auch noch andere Schluchten über den ganzen Globus verteilt, aber das spielt eigentlich keine Rolle. Die tiefste Schlucht Europas ist sie unbestritten. Und eindrucksvoll ist sie ohnehin, jenseits von allen Superlativen. Dem schnellen Reisenden mag ein Blick von der stets gut besuchten Durdevica-Tara-Brücke genügen. Doch es gibt wesentlich eindrucksvollere Möglichkeiten, um ein Gefühl für ihre Größe zu bekommen. Wenige Kilometer nördlich von Žabljak führt ein Wanderweg hinauf auf den gut 1600 Meter hohen Curevac. Von dem kleinen Gipfel bietet sich nicht nur ein eindrucksvolles 360-Grad-Panorama, sondern die wahrscheinlich beste Aussicht auf die Tara-Schlucht.

Rafting in der tiefsten Schlucht

Ein ganz anderes Erlebnis ist es, die Tara-Schlucht von unten, also vom Wasser aus zu erkunden. Rafting auf der Tara hat sich zum beliebtesten Aktivangebot im Norden des Landes entwickelt – Rafting in Europas tiefster Schlucht.

Micko ist einer der Raftingguides, die dafür Sorge tragen, dass sich jedermann auf das Abenteuer auf den Fluten des Flusses begeben kann. Mit einem kleinen Paddel bewaffnet schafft er es tatsächlich, das robuste Gummiboot durch die Stromschnellen zu manövrieren. Ab und zu schallt ein lautes "Everybody!" von hinten zu den Touristen – das Signal, dass nun alle paddeln sollen. Das Wasser spritzt. Das Boot schaukelt. Ein paar Jauchzer sind zu hören. Dann ist die Tara plötzlich wieder ganz ruhig, und ein weißer Nebelschleier zieht über das grün schimmernde Wasser.

Die Tara-Schlucht ist mit Sicherheit die bekannteste Schlucht Montenegros. Welche die schönste ist, darüber lässt sich streiten. Mit ihren steilen Hängen, den kerzengeraden Schwarzkiefern und dem satten Grün der Bäume bis zur Talsohle hinab gehört das Tal der Suica aber sicher zu den Favoriten in dieser Kategorie. Sie ist ein Seitenarm der Tara im Nordwesten des Durmitor-Gebirges an der Grenze zu Bosnien.

Zu den tiefsten Schluchten des Balkans
Die Suica-Schlucht liegt im Durmitor-Nationalpark im Norden Montenegros. Das Gebiet ist bei Wanderern und Mountainbikern beliebt. Bild: NTO Montenegro/DEQOM

Unweit davon entfernt windet sich eine Straße abenteuerlich in engen Kurven vom Durmitor-Gebirge hinunter nach Pluine. Wo die Felswände zu steil sind, wurden kurze Tunnel in den Stein geschlagen. Neben der Straße geht es beinahe senkrecht bergab, und zwischen Felsen und Büschen wird immer wieder der Blick auf das kräftige Türkis des Piva-Sees frei. Wie ein norwegischer Fjord mutet die Schlucht hier an, doch das Meer liegt weit entfernt.

Zu den tiefsten Schluchten des Balkans
Der Piva-Stausee mutet mit seinem türkisgrünen Wasser manchmal wie ein Fjord an. Er liegt aber im bergigen Norden Montenegros. Bild: NTO Montenegro/DEQOM

In den 1970er-Jahren wurde die Piva durch den Bau der 220 Meter hohen Mratinje-Talsperre aufgestaut. So entstand der zweitgrößte See des Landes, der sich über 33 Kilometer durch das enge Tal windet. Das Städtchen Pluine musste weichen und wurde in höhere Lagen umgesiedelt. Dort liegt es bis heute am Ufer des Sees. Ein ähnliches Schicksal hatte auch das Kloster Piva. Zwölf Jahre dauerte es, die Klosterkirche und ihre eindrucksvollen Fresken Stein für Stein an seinen heutigen Standort zu überführen.

Das Wasser des Piva-Sees stammt unter anderem aus dem Flüsschen Komarnica, das sich ebenfalls tief in das Gestein eingeschnitten hat. Am eindrucksvollsten auf dem knapp vier Kilometer langen Abschnitt, der den Namen Nevidio-Canyon trägt und so viel wie "nicht gesehen" bedeutet. Nevidio blieb lange im Verborgenen und wurde erst 1965 erkundet und bezwungen.

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Den Nevidio-Canyon können Abenteuerlustige auf einer Canyoningtour bezwingen. Bild: NTO Montenegro/DEQOM

Nervenkitzel beim Canyoning

Eine Canyoningtour durch die Nevidio-Schlucht ist beliebt bei Urlaubern, die den Nervenkitzel suchen. Über Wasserfälle, Stromschnellen, durch enge Durchgänge und Kanäle und entlang von eindrucksvollen Steinformationen führen die Touren. Zoran ist Guide und bereitet die Gruppe mit Touristen aus verschiedenen Ecken der Welt auf den nächsten Sprung in das eisige Nass vor. Hier sei der "point of no return", erklärt er. Wer diesen überschreitet, muss auch den restlichen Weg bis ans Ende des Ausgangs auf sich nehmen.

An diesem Tag schaffen es alle. Das ist nicht immer so, denn immer wieder muss die Bergwacht ausrücken, um Touristen zu retten, die sich leichtsinnigerweise ohne fachkundigen Führer und Ausrüstung in die Schlucht wagen. Selbst abseits der klassischen Touristenpfade gibt es in Montenegro Schluchten, von denen andere Urlaubsregionen nur träumen können.

Zu den tiefsten Schluchten des Balkans
Von der „Kehle des Falken“ kann man den Ausblick auf die über 1000 Meter tiefe Cijevna-Schlucht und das Prokletije-Gebirge genießen. Bild: NTO Montenegro/DEQOM

Eine noch recht unbekannte touristische Route, die Panoramastraße "Krug oko Korita", führt von der Hauptstadt Podgorica Richtung Osten bis an die albanische Grenze. Dabei überwindet sie fast unbemerkt 1400 Höhenmeter, um schließlich das Hochplateau von KuŽka Korita zu erreichen, Ausgangspunkt einer lohnenswerten Wanderung. Es ist ein leichter Spaziergang, und nach einer halben Stunde ist das Ziel erreicht: der Aussichtspunkt "Grlo sokolovo" – die Kehle des Falken. Der Atem stockt beim Blick hinab in die über 1000 Meter tiefe Schlucht der Cijevna und auf das Prokletije-Gebirge gegenüber, das hoch über dem Fluss thront.

Da ist es wieder: das "Grand-Canyon-Gefühl". Winzig kommt man sich hier vor. Gewaltig sind die Dimensionen. Und wer dann die Augen schließt, kann die unglaubliche Stille an diesem einsamen Ort genießen. Aber wer will bei diesem Anblick schon die Augen schließen?

Zu den tiefsten Schluchten des Balkans
Bild: OÖN Grafik

Informationen zum Reiseland Montenegro gibt es unter www.montenegro.travel.

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Harbachoed-Kater (4.911 Kommentare)
am 09.09.2018 00:32

Fad - vor lauter Superlativen.

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