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Wo Kuh und Kalb sich Gute Nacht sagen

Von Julia Evers, 09. September 2017, 00:04 Uhr
Wo Kuh und Kalb sich Gute Nacht sagen
Weite und einsame Nordsee-Strände sind per Fahrrad erreichbar. Bild: jule

Die Niederlande sind das Land, in dem Milch und noch mehr Milch fließt. Zumindest, wenn man sich zum Glamping auf einem Bauernhof einmietet. Julia Evers hat den Erlebnis-Urlaub zwischen Eutern gewagt.

Vorwurfsvoll halte ich dem Bauern meine Hand entgegen. Wir sind im Stall, beim Melken. Die rege Verdauungstätigkeit einer der Kühe hat auf meiner Hand braune Spuren hinterlassen. Nur auf meiner Hand, denke ich. Bis mein Blick auf meinen Pullover fällt. Und dann auf meine Hose. Und auf meine Schuhe. In diesem Moment ahne ich nicht, was für ein toller Urlaub dieses Zelteln am Bauernhof in Holland noch wird.

Natur und Tiere wollten wir erleben – dem ersten Wunsch folgte die Idee zum Zelten, dem anderen, das auf einem Bauernhof zu tun. Außerdem wollten wir den Sommer einmal nicht im heißen Süden verbringen und dennoch eine andere Sprache hören. Das waren die Rahmenbedingungen, aus denen sich dieses Abenteuer im Süden Hollands bei "FarmCamps Op Flakkee" herauskristallisierte.

Wo Kuh und Kalb sich Gute Nacht sagen
Trotz Steißgeburt ein unkomplizierter Start ins Leben: Bauer Huibert und Frau Annet mit Kalb. Bild: jule

Beim Familienurlaub muss natürlich auch für die Jüngeren das Konzept stimmen. Glamping, die Verbindung von "Glamour" und "Camping" macht das Zelt-Erleben leichter. Denn wer will schon mitten in der Nacht mit einem kleinen Kind Richtung Sanitäranlagen rennen? Nein, da begrüßen wir die 50-Quadratmeter-Zelte hier in Sommelsdijk im – beeindruckend flachen – holländischen Nirgendwo. Toilette, Waschbecken, Küche, sogar zwei Schlafkammern für insgesamt bis zu sechs Personen haben in den Behausungen gemütlich Platz, selbst mit eigener Badewanne werden die Zelte angeboten.

Wir treffen hier im Komfort einer fixen Unterkunft auf die Freiheit eines Campingurlaubs – denn wenn wir in der Früh den Reißverschluss unserer Behausung öffnen, stürmen die Kinder gleich raus in die Natur und rein ins Bauernhof-Erlebnis.

Wo Kuh und Kalb sich Gute Nacht sagen
Erlebnisort Stall, Erlebnis Kühe füttern Bild: jule

"Guten Morgen! Jetzt gehen wir die Tiere füttern!" Bauer Huibert wartet schon und sammelt die jüngeren Zeltbewohner um sich.

Sein Tag hat bereits um sechs Uhr früh mit zwei Stunden Melken begonnen, mit seinen Camping-Gästen beginnt er ihn beim Ziegen und Schafe füttern. Kälber streicheln und deren Wasserbehältnisse auffüllen ist ebenso ein täglicher Höhepunkt für den Nachwuchs. Besonders beeindruckt zeigen sich die Kinder aber von der Arbeit mit den großen Milchkühen. 140 davon hat Bauer Huibert im Stall stehen. In einem sehr modernen Stall wohlgemerkt. Der Mist wird von einem Stall-Roboter vom Spaltenboden in den Güllekanal geputzt und unter die Kuhputzmaschine, die mit ihren Bürsten wie eine Mini-Waschanlage aussieht, stellen sich die schwarz-weiß-gefleckten Damen immer wieder gerne.

Zwei der Milchkühe sind gerade hochschwanger und deswegen in einem eigenen Teil des Stalls von den anderen getrennt untergebracht. Egal ob wir an einem Tag an den nahen Strand radeln oder einen Ausflug nach Den Haag, Rotterdam oder ins nur vier Kilometer entfernte pittoreske Örtchen Middleharnis unternehmen – der erste Weg nach der Rückkehr führt den Nachwuchs stets in den Stall, schauen, ob die Kälber schon auf der Welt sind.

Wo Kuh und Kalb sich Gute Nacht sagen
Spaß im Heu Bild: jule

Ginge es nach den Kindern, bräuchten wir den Bauernhof übrigens kein einziges Mal zu verlassen. Zwischen und hinter den Zelten erstreckt sich ein großzügig angelegter Spielplatz, in der "Speelschur" kann bei schlechtem Wetter im Heu getobt werden und daneben verbirgt sich der Lieblingsort der Kinder – die "Knuffelschuur", ein Bereich, in dem die Haserl wild durcheinanderwuseln. Eines dürfen sich die Kinder sogar aussuchen und es für die Dauer des Urlaubs in einem eigenen kleinen Hasenstall beim Zelt betreuen.

"Go op!"

Können Kinderherzen überhaupt höher schlagen? Vielleicht beim täglichen Kühe-von-der-Weide-holen mit Bauer Huibert.

Pfeifen, klatschen und den holländischen Aufsteh-Befehl "Go op!" rufen, was das Zeug hält – oder zumindest solange, bis sich auch die gemütlichste aller Kühe dazu bewegen hat lassen, aufzustehen und Richtung Stall zu schlürfen. Dort heißt es dann für Bauer Huibert wieder zwei Stunden melken. Die klassische Musik im Hintergrund spielt er, damit sich die Kühe wohler fühlen und der Stalldurchschnitt von 10.000 Liter pro Jahr und Kuh erreicht werden kann.

Wo Kuh und Kalb sich Gute Nacht sagen
„Go op!“ Auf den holländischen Befehl „Steh auf!“ reagieren die Kühe – wenn sie Lust dazu haben. Bild: jule

Wenn Gäste kommen und Huibert beim Melken helfen wollen, freut er sich und erklärt gerne alles was er tut – so wie den ganzen Tag am Bauernhof, sei es beim Heuwenden oder Gras schneiden. Tatsächlich – am letzten Tag unseres Aufenthalts kommen auch noch beide Kälber auf die Welt. Wir haben in dieser Woche den Duft vom Bauernhofleben geschnuppert – und noch nicht genug vom Stallgeruch.

 

Servicetipps

Schlafen: Vom südlichen Zeeland bis hinauf zur Insel Texel - die Bauernhöfe, auf denen „Farmcamps“ in Holland Urlaub auf dem Bauernhof anbieten sind zahlreich. Geschlafen wird in Zelten, in deren 50 Quadratmeter Wohnfläche so manche Annehmlichkeit Platz findet. Zur Auswahl stehen vier verschiedene Zelt-Typen. Eine Küche, Waschbecken und WC sind in allen Zelten vorhanden, manche beherbergen sogar eine Badewanne, andere verfügen über einen eigenen umgebauten Pferdewagen, in dem das Bad untergebracht ist.

Essen: Zusätzlich zur Selbstverpflegung gibt es auch die Möglichkeit ein Bauern-Frühstück zu buchen oder Griller auszuborgen. Das Nötigste kann in einem eigenen Shop am Bauernhof eingekauft werden.

Arbeiten: Von den Bauern werden Programmpunkte wie „Kekse backen mit der Bäuerin“ oder „Heuarbeiten“ angeboten. Meist darf aber auch außerhalb der Programmpunkte gerne am Bauernhof geholfen werden.

Preis: Ein Zelt ist für ein Wochenende (Freitag bis Montag) ab ca 250 Euro zu buchen. Die Preise variieren je nach Bauernhof und Zeltausstattung.

Infos unter farmcamps.de

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