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Wieso Linz oft nicht an der Donau liegt

30. Juni 2018, 00:04 Uhr
Wieso Linz oft nicht an der Donau liegt
In den heißen Sommermonaten durchschreitet man trockenen Fußes das Flussbett der Donau bei deren Versinkung – sogar neben diesen Felsbrocken. Bild: beli

Bei einer Rad-Tour von der Quelle in Donaueschingen nach Ulm verschlang Bernhard Lichtenberger Donauwellen, bewunderte einen nackten Frauenkörper und entdeckte die Kuriositäten einer Schmarotzerin.

"Spuckt ja nicht hinein, weil das kommt später alles zu uns." Die Mahnung an die Umstehenden, die sich über die schmiedeeiserne Einfassung beugen, ist nicht ernst gemeint. An dieser Stelle läuft das Wasser ohnedies nicht im Mund, sondern in einem prächtig eingefassten Rund zusammen. In wessen Leben die Donau eine Rolle spielt, und da sollte ein Linzer nicken, den lockt es irgendwann an ihren Ursprung.

"Kilometer 2840" steht bei dem Becken unweit des Fürstenbergischen Schlosses in Donaueschingen. Bis zu 80 Liter Quellwasser sprudeln pro Sekunde aus dem Karst. Was im gewaltigen Delta bei Kilometer 0 ins Schwarze Meer strömt, plätschert hier als Rinnsal in die stattlichere Brigach, die sich am Ende des englischen Landschaftsgartens mit der bescheidenen Breg vereint. Legionen von Pädagogen haben sich mit einem Sprüchlein erfolgreich bemüht, dass sich deren Namen unauslöschlich ins Gedächtnis graben: "Brigach und Breg bringen die Donau zuweg."

Wenn es nur so einfach wäre. Im schmucken Donaueschingen, an dessen Fassaden sich Jugendstil und Historismus begegnen, zweifelt niemand daran, an der "wahren" Quelle zu sitzen. Im Schwarzwald-Städtchen Furtwangen, wo die Breg entspringt, will man den Donaueschingern seit ewigen Zeiten diesbezüglich das Wasser abgraben. Bevor der Radler zu tief in den Strudel dieses politischen Quellstreites gesogen wird, tritt er die Flucht flussabwärts an.

Wieso Linz oft nicht an der Donau liegt
Donaueschingen lässt es sich nicht nehmen, Hort der „wahren“ Donauquelle zu sein, die so prächtig eingefasst ist Bild: beli

Wobei man sich um den Begriff Fluss angesichts der Bachnatur auf den ersten Kilometern winden möchte. Völlig aus den Augen ist die Donau an bis zu 200 Tagen bei Immendingen zu verlieren. Dieses Phänomen der Versinkung ist sogenannten Schlucklöchern zu verdanken, in denen bis zu 5000 Liter pro Sekunde verschwinden. Dann ist es in den Sommermonaten möglich, das Bett der Donau trockenen Fußes zu durchschreiten.

Das verschwundene Nass taucht im Aachtopf wieder auf, fließt in den Bodensee und entwässert über den Rhein somit in die Nordsee. Keck gesprochen läge Linz in dieser Trockenzeit am Krähenbach. Der hält bei Tuttlingen die Donau dann nämlich in Fluss. "Sie ist halt eine Schmarotzerin", sagt Walter Kittel, der die Tourismusregion Donaubergland bewirbt, über den zweitlängsten Strom Europas, der sich von unzähligen Nebengewässern nährt.

Im Gegenzug fehlt es dem Pedaleur nicht an Gelegenheiten, sich Donauwellen einzuverleiben. Diese Spezialität, eine Torte aus hellem und dunklem Rührteig mit Sauerkirschen, üppiger Creme und Kakao, macht bewegungsbedingte Kalorienverluste mit wenigen Bissen wett. Zu den regionstypischen kulinarischen Entdeckungen gehört auch das "Dennetle" oder "Dünnele", vulgo Schwabenpizza. Diese Flammkuchenart mundet nicht nur mit Speck und Zwiebeln belegt, dem dünnen Teig verleiht jedwedes Speisenrestl aus dem Kühlschrank Geschmack.

Wieso Linz oft nicht an der Donau liegt
Groß und mächtig: das Hohenzollern-Schloss in Sigmaringen. Bild: beli

Gestärkt rollt der Radfahrer des Weges, der durch einen Abschnitt führt, an dem man sich nicht satt sehen mag. Schwäbischer Grand Canyon wird der enge Durchbruch des Donautales genannt. Aus den bewaldeten Abbrüchen recken sich bis zu 200 Meter hohe Felsnadeln, in die nicht selten behände Kraxler ihre kräftigen Finger krallen. Auf den Anhöhen wechseln einander wehrhafte Burgen, stolze Schlösser und verwitternde Ruinen ab. Das strahlend weiße Federkleid der Schwäne auf der sanft mäandernden Donau gehört genauso zu diesem einzigartigen Landstrich wie die mit weiten Schwingen in der Thermik kreisenden Greifvögel.

Teuflische Brücke

Nach Beuron, dessen Benediktiner-Erzabtei die größte deutsche Klosterbibliothek mit mehr als 400.000 Bänden beherbergt, drängen weiter markante Felsen ins Blickfeld, bevor sich der E-Bike-Verweigerer einen kurzen, aber steilen Anstieg zur ehemaligen Klosterkirche in Inzigkofen hinaufmüht. Das Nonnenkloster ist heute Sitz der Volkshochschule. Durch den Torbogen des gegenüberliegenden Bauernmuseums führt der Klosterfelsenweg, für den man sich unbedingt aus dem Sattel heben sollte. Auf einem Steig schlüpft man unter Felsen vorbei und gelangt zur Teufelsbrücke im weitläufigen Schlossgarten, den Hohenzollern-Fürstin Amelie zu Beginn des 19. Jahrhunderts anlegen ließ. Die geschwungene Betonbrücke überspannt die Höll-Schlucht. Ein paar hundert Meter weiter blickt man vom Donauufer auf den wuchtigen Amalienfelsen. Dem wurde die Sage angedichtet, hier habe sich die Fürstin aus Liebeskummer auf einem Schimmel in die Fluten gestürzt. Tatsächlich schied Amalie im damals hohen Alter von 81 Jahren auf ihrem "Schlössle" dahin.

Wieso Linz oft nicht an der Donau liegt
Blick von der Teufelsbrücke bei Inzigkofen. Bild: beli

Einer sagenhaften Frau begegnet der Radler, der dem Fluss ab Ehingen längst den Rücken gekehrt hat, in der hübschen Klosterstadt Blaubeuren. Die Dame ist unnahbar, kopflos und lediglich sechseinhalb Zentimeter klein. Das aus Mammutelfenbein geschnitzte Figürchen hat rund 40.000 Jahre auf den drallen Brüsten. "Die Venus vom Hohlefels ist entweder Urmutter oder Pinup-Girl, Fruchtbarkeits- oder Sexsymbol", sagt Führer Steffen Haag über den Schatz des urgeschichtlichen Museums. Gefunden wurde die weltweit älteste Darstellung des menschlichen Körpers im Jahr 2008 in der nur wenige Kilometer entfernten Karsthöhle Hohlefels, die zu besichtigen ist. Mehr als 100.000 Artefakte haben Archäologen aus den zahlreichen Höhlen des Achtals geborgen, weshalb die UNESCO den Abschnitt der Schwäbischen Alb zum Weltkulturerbe erklärt hat.

Bevor die Tour am Ulmer Münster im Schatten des höchsten Kirchturmes der Welt endet, muss es noch einmal Wasser sein. Im Blautopf von Blaubeuren treten im Schnitt 2000 Liter pro Sekunde in leuchtendem Blau ans Tageslicht. Wo dieses Wasser hinfließt? Zur Donau, der Schmarotzerin.

 

Radtour

„Das Schönste vom Schönen – Die junge Donau“ nennt sich das Angebot der Donau Touristik auf dem deutschen Donauradweg von Donaueschingen bis nach Ulm mit dem Durchbruchstal der Donau in der Schwäbischen Alb, durch das ebene Donautal zum Blautopf, der schönsten Karstquelle
Mitteleuropas auf dem Weg.

Preis für die individuelle Radtour (199 Kilometer): ab 476 Euro, 5 Übernachtungen mit Frühstücksbuffet, Privatparkplatz, Führung Schloss Sigmaringen, Gepäckservice, Rücktransfer nach Donaueschingen per Bahn, Leihrad und Satteltasche, Infopaket mit Tourenkarte; Anreise jeden Donnerstag, Freitag, Samstag und Sonntag bis 13. Oktober.

Information und Buchung: www.donaureisen.at, Reinhard Falkner, Tel. 0732/2080-4080, r.falkner@donautouristik.at

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