Vier Höhepunkte in Schweden
Das Königreich in Skandinavien eignet sich vorzüglich für einen ausgedehnten Wohnmobil-Urlaub. Schweden ist riesig, unkompliziert zu bereisen – und die Regionen sind vielfältig und von atemberaubender Schönheit. Dazu kommen mehrere hundert wunderschön gelegene und perfekt ausgestattete Campingplätze. Dank des „Jedermannsrechts“ kann man zudem an vielen Orten auch einfach so übernachten. Das Wetter ist übrigens besser und stabiler als vermutet.
1. Schwitzen auf dem See
In Sichtweite des Campingplatzes "Gröne Backe" in Ed schwimmt im See ein Floß mit einer Holzhütte darauf. Darin wohnt jedoch kein Einsiedler, vielmehr befindet sich im Häuschen eine Sauna.
Wer dort hin will, muss bei der Rezeption 250 Kronen (ca. 25 Euro) bezahlen – und bekommt dafür ein Plastikkörberl mit Birkenholz-Scheiten, einer alten Zeitung und einer Schachtel Zündhölzer. Und natürlich den Schlüssel fürs Ruderboot, denn der Weg zur Sauna führt übers Wasser.
Sobald die Flammen im Ofen lodern, wird’s heiß in der kleinen Hütte. Als das Thermometer 80 Grad zeigt, ist Schluss mit dem Nachlegen – es wird Zeit für den ersten Aufguss. Da weder Kübel noch Kelle da sind, wringen wir halt die nassen Badehosen über den heißen Steinen aus. Und ein Sprung in den See bringt die notwendige Abkühlung.
Info: Gröne Backe Camping, Telefon: +46 534 101 44
2. Bergwandern mit einer Herde Rentiere
Das ist eine ausgezeichnete Idee! Du wirst diesen Tag niemals vergessen.“ Die Rezeptionistin in Ramundberget ist ganz aus dem Häuschen, als wir ihr erzählen, dass wir heute nach Djupdalsvallen fahren und den Stor-Mittåkläppen besteigen wollen. Am liebsten würde sie uns begleiten, schwärmt sie.
Doch noch trennt uns eine zehn Kilometer lange, gut befestigte Schotterstraße von der Alm auf 860 Metern Seehöhe. Dort angekommen, schnüren wir die Wanderschuhe und ziehen die Hauben tief ins Gesicht. Nicht, weil es so kühl wäre, sondern wegen der lästigen Mücken. Die erste Tour führt uns für zehn Kilometer entlang des wunderbar mäandernden Flusses Mittån. Zur Hälfte der abwechslungsreichen Tour steht uns eine außergewöhnliche Flussquerung bevor: im Drahtkorb kniend ziehen wir uns am Drahtseil einzeln hinüber. Gut, dass der Fluss nicht tief ist ...
Tag zwei beginnt in aller Herrgottsfrüh bei Traumwetter mit dem Aufstieg auf den 1212 Meter hohen Stor-Mittåkläppen: Zu Beginn schlängelt sich der bestens markierte Weg durch ein Birkenwäldchen, doch schon bald gibt es keine Bäume mehr. Nur noch Sträucher säumen den Weg. Nach gut einer Stunde und knapp 400 Höhenmetern ist der Gipfel, der eigentlich ein Hochplateau ist, in Sicht.
Doch halt, wir sind nicht alleine hier oben: Eine Herde Rentiere – insgesamt gut 70, 80 Tiere – genießt ebenfalls den grandiosen Rundumblick. Die stolzen Tiere haben keinerlei Scheu, die verzückten Gipfelstürmer auf zwei Beinen lassen sie völlig kalt. Ein Natur-Schauspiel!
Nach dem Abstieg empfiehlt sich eine Einkehr in der Alm, die selbstgemachten Waffeln mit Marmelade sind ein Muss. Und ein Genuss.
Info: Die Alm Djupdalsvallen ist in der Sommersaison täglich zwischen 11 und 16 Uhr bewirtschaftet.
3. Auf den Spuren eines nationalen Symbols
Östlich des Siljansees nehmen wir eine besondere Fährte auf, die des berühmten Dalapferdes. Im Örtchen Nusnäs wird es hergestellt, in allen Größen und in vielen Farben - in reiner Handarbeit. Das kunstvoll mit dem Kürbisblumen-Muster („krüsad“) bemalte Holzpferd ist eine Art nationales Symbol in Schweden – man begegnet dem vierbeinigen Holztier im ganzen Land.
Ursprünglich wurde das Dalapferd von den Waldarbeitern während der langen Winterabende geschnitzt – als Spielzeug für die Kinder. Die älteste Schrift, die auf das Pferd aus der Region Dalarna hinweist, stammt aus 1624. Dass die Waldarbeiter ein Pferd schnitzten, war kein Zufall: Das Pferd war damals von unschätzbarem Wert – als treues „Arbeitsgerät“, das im Winter die schweren Baumstämme durch den Wald zog und im kurzen, intensiven Sommer unersetzlich in der Landwirtschaft war.
Da umherziehende Händler die liebevoll geschnitzten und kunstvoll bemalten Pferdchen in ihr Sortiment aufnahmen, wurde dieses Spielzeug mehr und mehr bekannt. Weltberühmt wurde das beliebte Souvenir im Jahr 1939 bei der Weltausstellung in New York, denn der schwedische Ausstellungsarchitekt hatte die blendende Idee, ein riesiges Dalapferd vor dem Eingang des Schweden-Pavillons aufzustellen.
In Nusnäs kann man die Produktion des herzigen Vierbeiners bei „Nils Olsson Hemslöjd“ und „Grannas A. Olssons Hemslöjd“ hautnah mitverfolgen – vom Aussägen der Rohstücke über das Schnitzen bis hin zur Bemalung. Übrigens ist das Dalapferd (schwedisch „Dalahäst“) eigentlich ein Ökoprodukt, wird es doch aus Abfallholz (Kiefer) hergestellt. Ein zeitgemäßes Mitbringsel.
Infos: Werkstätten/Läden sind im Sommer von 9 bis 18 Uhr geöffnet, auch am Wochenende; www.nilsolssons.se bzw. www.grannas.com
4. Mörderisches Fischerdorf
Das kleine Fischerdorf Fjällbacka an der schwedischen Westküste in der Region Bohuslän ist Krimifreunden bestens bekannt – aus den millionenfach verkauften Büchern der Autorin Camilla Läckberg: Die Journalistin Erica Falck und ihr Mann, der Polizist Patrik Hedström, lösen ihre Fälle nämlich in und um Fjällbacka.
Am besten nähert man sich dem verträumten Ort mit gerade einmal 850 Einwohnern vom Vetteberg aus, denn so kann man Fjällbacka gleich einmal von oben aus betrachten. Und man kommt auch unmittelbar zur bekannten Kluft „Kungsklyfta“, bei der Teile des Films „Ronja Räubertochter“ gedreht wurden. In der Verfilmung eines Läckberg-Krimis ist die Kluft ebenfalls zu sehen. Gerne hat übrigens auch die Schauspielerin Ingrid Bergmann hier ihre Sommerurlaube verbracht.
Info: www.fjallbacka.com