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Versteckte, unterschätzte Schönheit

Von Bernhard Lichtenberger, 08. April 2018, 00:04 Uhr
Versteckte, unterschätzte SCHÖNHEIT
Trichterförmig läuft der Schlossplatz auf die jüngste Altstadt der Welt zu. Bild: beli

Die polnische Hauptstadt steht nicht zwingend auf der Liste, die es abzuhaken gilt, bevor man in den Holzpyjama schlüpft. Ein Fehler, befindet Bernhard Lichtenberger.

Die Schönheit Warschaus ist keine plakative. Sie will aufgespürt, entdeckt werden. Dabei lehrte die Geschichte, dass die Stadt und ihre Bewohner nicht zu unterschätzen sind. 1944 standen die Menschen gegen den Terror der Nazi-Besatzer auf und mussten für ihren Widerstand einen hohen Preis bezahlen. Aus Rache zerbombten und verbrannten Hitlers Schergen 85 Prozent der Altstadt.

Wie den Phönix aus der Asche ließ Warschau das historische Viertel bis 1955 in altem Glanz erstehen. Für die Rekonstruktion dienten teilweise Gemälde des venezianischen Künstlers Canaletto, der das Stadtbild im 18. Jahrhundert wirklichkeitsgetreu festgehalten hatte. Somit erfreuen sich Besucher eines Spaziergangs durch die jüngste Altstadt der Welt, 1980 von der UNESCO mit dem Etikett Weltkulturerbe beschenkt.

Wie ein Trichter läuft der Schlossplatz auf die Gassen zu, die zum Marktplatz mit seinen nachgebauten Bürger- und Handwerkshäusern führen, deren Fassaden vereinzelt Sgraffito-Malereien zieren. Vor dem Überbleibsel der backsteinernen Mauer aus dem 14. Jahrhundert zieht die Statue eines bewehrten Buben mit Stahlhelm Selfie-Knipser an – das "Denkmal des Kleinen Aufständischen" ist den gefallenen Kindern von 1944 gewidmet.

Versteckte, unterschätzte SCHÖNHEIT
Am Denkmal des Kleinen Aufständischen Bild: beli

Doch Warschau verharrt nicht im Gestern. Historie trifft auf Hipster, Tradition auf Zeitgeist. CraftBier-Stuben mit einem Dutzend Zapfhähnen haben sich neben Souvenirläden eingenistet. Als Präsent der einstigen Sowjetunion klotzt der den Sozialistischen Realismus huldigende, 237 Meter in den Himmel ragende Kulturpalast im betriebsamen Zentrum. Gleichgültig wirkende Liftdamen begleiten die Besucheraufzüge ins 30. Stockwerk. Die Fahrt lohnt sich, bietet die Plattform doch nicht nur eine schöne Übersicht, sondern zudem einen Seitenblick auf die zeitgenössische Architektur. Gegenüber des Sandstein-Monstrums erhebt sich "Zlota 44", der gläserne, einem Segel nachempfundene, 192 Meter hohe Wolkenkratzer von Star-Designer Daniel Libeskind, der polnisch-jüdischer Herkunft ist.

Versteckte, unterschätzte SCHÖNHEIT
Kulturpalast (Mitte), Libeskindturm (2. von li.) Bild: beli

Ein kommunistisches Relikt, das bis heute lebendig ist, befindet sich in der Kruza-Straße Nr. 21. Die "Bar Bambino" ist eine sogenannte polnische Milchbar. Die Tradition preiswerter fleischloser Gaststätten im ausklingenden 19. Jahrhundert wurde nach dem Zweiten Weltkrieg von den Behörden aufgegriffen, um Arbeiter ohne Firmenkantinen mit günstigen Speisen zu versorgen. Im schmucklosen Raum der "Bar Bambino" stellt man sich an wie einst bei der Essensausgabe, längst hat sich Fleischliches in die Menüs geschlichen. Die Preise liegen zwischen einem und fünf Euro, die Devise lautet: zahlen, verzehren, gehen.

Und somit kehren wir wieder zum eingangs erwähnten Vorurteil zurück, dass Polen eine kulinarische Sackgasse sei. Mitnichten. Abseits der traditionellen Kost, die das Deftige liebt, hat sich eine vielseitige, moderne und interessante Küche entwickelt. Da ein von außen unscheinbares Lokal, dessen Löffelschwinger Innereien eine Herzensangelegenheit sind, dort ein Restaurant, das Überliefertes neu interpretiert.

Die Kosten für ein verlängertes Warschau-Wochenende sind überschaubar: Für Flug ab/ bis Wien mit der polnischen LOT und drei Nächten im entzückenden Fünf-Sterne-Hotel legten wir pro Person 350 Euro hin.

 

Was man sehen muss

 

Markthalle Hala Koszyki: Aus der mehr als 100 Jahre alten Markthalle wurde jüngst der Hipster-Treff - u.a. mit
indischer Küche, Tapas-Bar, Fisch-Laden mit Austern-Bar und dem Edel-Restaurant „Warszawski Sen by Mateusz Gessler“ (unbedingt das Steak Tartar bestellen, das vor einem zubereitet wird).
Adresse: Koszykowa 63

 

Wie bei Oma: An den polnischen Teigwaren namens Pierogi kommt keiner vorbei, ob mit Fleisch, Sauerkraut, Käse, Pilzen etc. gefüllt, gekocht oder gebraten, mit Butter oder Sauerrahm serviert.
Info: Wer Pierogi will, ist in einem von sieben „Zapiecek“-Lokalen richtig, z.B. in der Straße Nowy Swiat 64

 

Museum mit Tiefgang: Neben dem Denkmal der Helden des Warschauer Ghettos wurde 2014 das Museum
„Polin“ eröffnet, das sich u.a. in einer beeindruckenden, unter die Haut gehenden Dauerausstellung der Geschichte der polnischen Juden vom Mittelalter bis zum Heute widmet. Um mit dem Detailreichtum der Schau nicht alleingelassen zu werden, empfiehlt sich der gut aufbereitete Audioguide um 10 Zloty (2,40 Euro), der durch die
Stationen führt.
Info: „Polin – Museum der Geschichte der polnischen Juden“, Anielewicza 6, Mo, Di, Fr 10-18 Uhr, Mi, Sa, So 10-20 Uhr, Di geschlossen. www.polin.pl

 

Wodka-Paradies: Nicht weniger als 500 Wodka-Sorten aus Polen und der ganzen Welt sind im Atelier zu verkosten. Das Restaurant „Elixir“ paart zeitgenössisch zubereitete polnische Küche vom Herings-
Carpaccio über die gebratene Ente bis zur großartigen Stelzen-Variation mit Wodka-Empfehlungen – zwei Gläser pro Gang. Da trifft es sich gut, dass die Taxis kostengünstig chauffieren.
Ein einzigartiges Ess-Trink-Erlebnis, absolut!
Info: Restaurant Elixir by Dom Wódki, Wierzbowa 9/11, in der Nähe der Oper, 12 bis 24 Uhr, www.domwodki.pl

 

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