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Urlaub dohoam vor der Haustür

Von Roswitha Fitzinger, 19. August 2018, 00:04 Uhr
Urlaub dohoam vor der Haustür
Die sanfte Hügellandschaft des oberen Mühlviertels faszinierte und inspirierte bereits den Heimatdichter Adalbert Stifter. Bild: rofi

Das Obere Mühlviertel mag touristisches Niemandsland sein, gebe es da nicht drei Hotels, die mit ganz individuellen Linien ihren eigenen Weg gehen, und das mit Erfolg. Die gebürtige Mühlviertlerin Roswitha Fitzinger auf Urlaub daheim.

Die sanften Hügel, die Wiesen, auf denen Kühe grasen, auch die Dörfer mit den so typischen Höfen im Mühlviertler Steinbloß-Stil sind vertrautes Terrain. Während ich das wohlige Heimatgefühl genieße, haben meine oberen Extremitäten alle Hände voll zu tun. Kaum ist die eine Kurve bewältigt, ist bereits die nächste da. Der Weg ins Obere Mühlviertel ist eine kurvenreiche, wenn auch schnelle Angelegenheit. Gerade einmal 50 Kilometer von der eigenen Haustür entfernt, beginnt der Urlaub in der alten Heimat. Eine Premiere.

Das Navi schickt mich nach einer Autostunde gleich einmal vorbei an dem für das menschliche Auge nicht zu übersehenden Hotelplakat, das zum Abzweigen auffordert, will man ins AVIVA, Bergergut oder Guglwald. Alle drei Hotels sollen es sein.

Die aktiven Verkuppler

Zum 800 Seelen-Dorf St. Stefan am Walde gehörend, steht 600 Meter von der tschechischen Grenze entfernt der leicht S-förmige 100-Betten-Bau AVIVA, farblich dem Wald angepasst, der gleich dahinter beginnt. Der Blick aller Zimmer, jedes mit Balkon, geht jedoch nach vorn – ins Land, in die Ferne. Durchatmen. Aber wer verirrt sich hierher? "Nur Singles, Alleinreisende und Freunde, checken im AVIVA ein. Keine Kinder, keine Paare – ohne Ausnahme", sagt AVIVA-Geschäftsführer Christian Grünbart, der die Gäste vor dem Abendessen vor dem Speisesaal empfängt und das Konzept erklärt. Auf "großen Kommunikationstischen" werde das Essen eingenommen, sagt er und gibt das Signal für den Gong – das Zeichen, sich einen Platz zu suchen. Jeder sitzt, wo er mag, zu zehnt oder mehr an einem Tisch. "Alles ist auf Kennenlernen ausgerichtet", erklärt Grünbart. Am Wochenende sei man Spaß- und Partyhotel. In der Hotel-Disco sei dann nicht vor 3 Uhr Schluss. Der nächtliche Lokalaugenschein endet zwar etwas früher, doch er zeigt: Die anfängliche Scheu der Alleinreisenden ist bald abgelegt, man nähert sich tanzend an – früher oder später.

Der Morgen beginnt sportlich – für den, der mag und kann. Die ehemaligen Skistars Reinfried Herbst und Manfred Pranger trainieren einmal im Monat mit den AVIVA-Gästen. Wer ein schweißtreibendes Workout erwartet, wird enttäuscht, die kleinen Muskeln werden trainiert. Aus der leidvollen Erfahrung von 12 Knie-OPs wisse besonders er um ihre Wichtigkeit für die Stabilität des Körpers, so Slalom-Gesamt-Weltcup-Sieger Herbst. Sportschuhe braucht es für das Training keine. Barfüßig wird vor dem Schwimmteich im Freien mit auf der Wiese liegenden Leitern die Koordination trainiert, auf Schwimmnudeln liegend und Gymnastikbällen sitzend die Rumpfmuskulatur aktiviert.

Lauf- und Tanzseminare, Yogaworkshops, Ski-, Wander-, Mountainbiketage, bei mehr als 100 Veranstaltungen jährlich können die Gäste aktiv sein und – sich kennenlernen. Bleibt die Frage: Wann bloß die Zeit finden, um sich im 2000 Quadratmeter großen Wellnessbereich zu entspannen? Dieser wurde kürzlich ausgezeichnet und das AVIVA in den Kreis der "Leading Spa Hotels" aufgenommen.

Die genussverliebten Romantiker

Die Reise geht weiter, aber nicht weit. Keine drei Kilometer entfernt zum AVIVA liegt Afiesl, gut 400 Einwohner groß oder klein. Wer das Ortszentrum sucht, stoppt am besten beim Bergergut, dann ist es gefunden. Hat man sich erst einmal kennengelernt und verliebt, dann ist man hier richtig. Das Konzept ist wie im Nachbarhotel speziell auf eine Zielgruppe zugeschnitten. Hier werden nur Paare empfangen. "Wir nehmen auch Hunde, aber nur paarweise", sagt Besitzerin Eva Maria Pürmayer scherzhaft. Im Bergergut wird geheiratet, geflittert, werden Eheversprechen aufgefrischt, wenn es sein muss mit 1000 Kerzen und Rosen, wie die 31-Jährige erzählt: "Seit ich hier arbeite, weiß ich, wie romantisch Männer sein können."

Urlaub dohoam vor der Haustür
Ein romantisches Plätzchen für Verliebte und zum Heiraten im Hotel Bergergut. Bild: rofi

Das Äußere einem Schlösschen ähnelnd, der Naturteich wildromantisch mit Seerosen bestückt, die kleine Holzbrücke voll mit Liebesschlössern – es ist nicht zu übersehen, hier geht es romantisch zu. Man nächtigt in Kuschel- und Himmelsuiten und schläft in Zimmern, die ihren Namen "Engel" oder "Purpur" alle Ehre machen. Nischen im Garten- und im Spabereich, kleine Terrassen hier und dort garantieren ungestörte Zweisamkeit. Wäre man nicht bereits verliebt, man würde sich verlieben, in diesen Ort, der nicht nur der Romantik wegen einen Besuch lohnt. Die Küche des Hotels ist ausgezeichnet mit zwei Hauben. Dort ist Thomas Hofer der Chef und läuft bei Beef Tartar vom Mühlviertler Ochsen, hausgemachter Blutwurst oder Ofenrübe mit Haselnüssen zur Höchstform auf. Gekocht wird, was die Region hergibt – und der eigene Kräutergarten. 86 verschiedene Sorten gedeihen in einem Hochbeet und auf dem Boden hinterm Haus, darunter auch so Exoten wie Perikon, Indian Minze oder Zungenkraut. Probieren ausdrücklich erlaubt. Doch Vorsicht beim Zungenkraut. Den Beinamen Prickelkraut trägt es nicht umsonst. Wie Brausepulver gebärdet es sich zunächst im Mund, um ihn dann taub werden zu lassen. Doch keine Angst, das Gefühl verschwindet rasch wieder.

Urlaub dohoam vor der Haustür
Mühlviertler Märchenwald Bild: rofi

Wer von dem Kochprofi lernen möchte, kann bei ihm einen Koch-Workshop besuchen, ein Kochbuch ist ebenfalls im Entstehen. Im Restaurant sind auch externe Gäste gern gesehen. Den Hotelgästen vorbehalten ist jedoch der Fuhrpark. Mit einem Audi A8 Spyder, auf einer Harley oder Vespa kann man die Gegend erkunden. Ich bevorzuge ein Fat-Bike mit E-Antrieb. Steil geht der Feldweg hinterm Hotel bergauf. Ob rechts oder links, man landet im Wald. Wurzeln und Baumstümpfe werden mühelos um- bzw. überfahren, ebenso die Staatsgrenze-Schilder rechterhand links liegen gelassen. Das einstige Niemandsland, nur wenige Meter entfernt, ängstigt mich heute nicht mehr. Im Gegenteil. Ich genieße die Ruhe und spitze die Ohren, denn plötzlich höre ich es – das vertraute Rauschen des Böhmerwalds. Von den Wipfeln der mächtigen Bäume taucht es herab. Wer es einmal gehört hat, vergisst es nie wieder. Dass nur wenige Hotelgäste während ihres Aufenthaltes das Bergergut verlassen, ist zwar verständlich, und doch versäumen all die Zweisamkeitsverliebten eine wildromantische Gegend.

Die familiären Wellnessprofis

Noch kleiner, noch näher an der tschechischen Grenze, nämlich direkt auf der selbigen steht das Hotel Guglwald, gleichheißend wie die Ortschaft, ganze 56 Einwohner zählend. Im Zyklus einer Beziehung bietet es sich als nächste Station an. Auf Gesundheit und Entspannung ist es ausgerichtet, der Wellnessbereich mit knapp 4000 Quadratmetern mit drei Lilien ausgezeichnet. 59 Zimmer in 15 Kategorien, 350 Tage im Jahre geöffnet, 4 Trakte, fünf Anbauten, 91 Prozent Jahresauslastung, die Zahlen sprudeln nur so aus Alexander Pilsl heraus. Mit 27 Jahren hat der 34-Jährige gemeinsam mit seiner Frau Astrid das Hotel von ihren Eltern übernommen. In sechster Generation wird es geführt, vier Generation wohnen im Haus. Familiär will man nicht nur sein, man ist es, dazu bodenständig und authentisch. Es gibt Kulturabende, an den Sonntagen im Sommer auf der Wiese vor dem Haus Lagerfeuer mit Live-Musik und Steckerlbrot, einen Kräutergarten, der von der ehemaligen Bäuerin Resi liebevoll betreut wird und einen Hahn, der morgens gegen acht Uhr krähend durch sein eingezäuntes Revier stolziert, ohne die Hotelgäste zu stören.

Urlaub dohoam vor der Haustür
Im und am Naturpool des Hotel Guglwald können sich die Wellness-Gäste auch im Sommer abkühlen und entspannen. Bild: rofi

Die Mitarbeiter kommen fast alle aus dem Mühlviertel, die Produkte ebenfalls und auch die Gäste sind zu 90 Prozent Oberösterreicher. "Wir leben von Oberösterreich", sagt der Hotelier, "aber auch bei uns stolpern die Gäste nicht einfach bei der Tür herein. Wir müssen schon schauen, wie wir die Gäste ins Mühlviertel bringen." Künftig soll man das Guglwald im Sommer stärker mit Sport in Verbindung bringen. Kommende Woche startet etwa erstmals ein Laufcamp mit Marathon-Läufer Günther Weidlinger als Coach.

Wem das noch immer nicht genug Mühlviertel ist, der kann es auch einpacken – in Form von hoteleigenen Biokräutern und Kosmetikprodukten. Weinfreunden sei besonders der Guglwald-Wein aus einem gepachteten Weingarten in Niederösterreich ans Herz gelegt. Da fällt der Abschied aus der Heimat nicht mehr ganz so schwer.

Tipps

Zum Heiraten: Paare, die sich mitten in der Natur das Ja-Wort geben möchten, finden in der Waldkapelle Maria Rast in der Nähe der drei Hotels ein idyllisches Fleckchen mitten im Wald. (Kontakt Pfarre Helfenberg: 07216/6230)

Bierbrau-Crashkurs: Dem Hotel AVIVA angefügt ist auch eine Brau-Boutique, in der zweimal wöchentlich Hellblondes und Dunkelblondes gebraut wird. In einem Crashkurs von 90 Minuten kann man sich zum Bier-Experten ausbilden lassen, samt Diplom. Für AVIVA-Gäste gratis.

Love-Talks: Weil Reden Gold für die Liebe ist, können Paare im Bergergut mit professioneller Begleitung und in entspannter Atmosphäre bei einer Flasche Rosé ihre ganz persönliche, neue Liebeskultur entdecken. (1,5 Stunden für 180 Euro/Paar)

Laufcamp für Schnellentschlossene mit Marathonläufer Günther Weidlinger im Hotel Guglwald,
von 19. bis 24. August, 599 Euro pro Person

Hotelinfos: www.guglwald.at, www.hotel-aviva.at, www.romantik.at

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Gugelbua (31.756 Kommentare)
am 19.08.2018 10:26

Urlaub ist eigentlich Flucht vor dem Alltag und der Realität, unverständlich was da manche für Strapazen auf sich nehmen grinsen

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