Tour durch die Moderne
Das Bauhaus – Ideenschule der Moderne – wird 100. Im Ursprungsland Deutschland feiert man unter anderem mit drei neuen Museen. Ein Ausblick von Stephanie von Aretin.
Liebhaber von Mies van der Rohes elegantem Freischwinger, Walter Gropius’ funktionalen Wohnkonzepten, Le Corbusiers sachlicher Waren-Ästhetik kommen 2019 voll auf ihre Kosten.
1919 wurde das Bauhaus in Weimar gegründet, 1925 zog es nach Dessau um. 1933 wurde es von den Nazis geschlossen. Nur 14 Jahre gab es die Ideenschule der Moderne in Deutschland. Dennoch gehört sie zu den glanzvollsten deutschen Kulturexporten des 20. Jahrhunderts. Auf allen Kontinenten beeinflusste das Bauhaus die sogenannte klassische Moderne. Umgekehrt reisten Meister und Schüler aus Deutschland um die Welt, um andere Schulen der Avantgarde kennenzulernen und deren Impulse aufzunehmen. Kein Wunder also, dass auf dem Weg zur großen 100 bereits in diesem Jahr Brasilien, China, Japan, Russland, die USA und Nigeria am Jubiläum teilnehmen. Eine Welttournee zeigt deutsche Exponate und ihre Verflechtung mit globalen Konzepten zur Moderne. Im März 2019 treffen sich die drei dezentralen Ausstellungskapitel mit einer Berliner Ergänzung zu einer großen Gesamtschau in Berlin. Sie wird im Haus der Kulturen der Welt eröffnet.
Dessau, Weimar und Berlin
In Dessau ist ein Museumsneubau im Entstehen, der im Jubiläumsjahr fertig werden und die Sammlung der Stiftung Bauhaus Dessau beherbergen soll. In Weimar, dem Geburtsort des Bauhauses, ist die Eröffnung des neuen Museums im April geplant. Hier wird die älteste Sammlung der Werkstattarbeiten untergebracht, die Walter Gropius selbst 1925 anlegte. Dagegen legen die Bauleute in Berlin nach einigen Verzögerungen 2019 überhaupt erst los. Das Bauhaus-Archiv / Museum für Gestaltung bekommt einen schicken gläsernen Eingangsturm und bleibt daher 2019 geschlossen. Für die Jubiläumsausstellung bezieht man die Berlinische Galerie.
So vielfältig wie die Entwürfe der Bauhäusler waren auch die Orte, an denen sie arbeiteten. Eine Fachjury hat daher zum Jubiläum 100 herausragende Orte im ganzen Land gekürt, darunter die Welterbestätten Stuttgart, Alfeld und Völklinger Hütte, aber auch versteckte Juwelen wie das Weingut J. Kreutzenberger in Kindenheim, die Gartenstadt Hellerau in Dresden oder die Siedlung Loheland bei Fulda. Ein PDF des Reiseplaners ist bereits online, die digitale Grand Tour der Moderne ist – versehen mit Erklärtexten, Länderrouten und Suchfunktionen – ab 10. Oktober verfügbar.
Ab 16. Januar wird neun Tage lang zum Auftakt des Jubiläums in Berlin gefeiert. Für Groß und Klein, Entdecker und Kenner, Theater-, Kino- und Tanzfreaks wurde ein Programm zusammengestellt, das den Impulsen des Bauhauses bis in die Gegenwart folgt. Wie beim einstigen legendären Bauhausfest werden die Besucher selbst kreativ, experimentieren und forschen, lernen und lehren. Das detaillierte Programm gibt es Ende Oktober. Dann startet auch der Ticketverkauf für die Eröffnungsveranstaltung in Berlin.
Einen Überblick über alle Veranstaltungen gibt es unter www.bauhaus100.de.
Die Grand Tour der Moderne geht unter www.grandtourdermoderne.de online.
Im Bauhaus wohnen: Bauhaushotel „Haus des Volkes“, Franz-Itting-Straße, Probstzella, www.bauhaushotel.de
Für die Jubiläumsausstellung „original bauhaus” ist das Bauhaus-Archiv / Museum für Gestaltung zu Gast in der
Berlinischen Galerie, www.berlinischegalerie.de, 6. Sept. 2019 – 27. Jan. 2020
