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Tee und Tempel

Von Peter Affenzeller, 23. Dezember 2018, 00:04 Uhr
Tee und Tempel
Die riesige Stupa der alten Königsstadt Polonnaruwa im Uhrzeigersinn zu umrunden soll Glück bringen - selbstverständlich barfuß, aus Respekt vor dem Tempel. Bild: afze

Sri Lanka fasziniert mit tropischer Artenvielfalt, kulinarischen Reizen, brodelndem Stadtleben und meditativer Ruhe.

Von den goldgelben Sandstränden im Süden bis zu den Teeplantagen im Hochland bietet Sri Lanka ein Kaleidoskop von faszinierenden Eindrücken: Buddha-Tempel und alte Königsstädte, der Löwenfelsen von Sigiriya oder die englischen Herrenhäuser von Nuwara Eliya.

Ausgangspunkt unserer Tour über die Insel neben der Südspitze Indiens ist Colombo mit seinem riesigen Handelshafen und portugiesisch-britischer Vergangenheit. So entstand etwa das Hotel Mount Lavinia aus einer britischen Gouverneursresidenz der Kolonialzeit und war 1957 sogar Drehort für den berühmten Film "Die Brücke am Kwai" mit William Holden.

Das Buffet bietet zwar hier wie auch in den anderen Top-Häusern des Landes ein paar "europäische" Gerichte, doch die kulinarische Identität zeigt sich in den dampfenden Curry-Töpfen, dem Kokos-Sambol und den Fischgerichten.

Tee und Tempel
Ein Schlangenbeschwörer kassiert für den Gänsehaut-Moment Bild: afze

Für uns Europäer wird hier milder gekocht, bei einheimischem Streetfood tobt oft ein Flächenbrand im Mund. Wenige Busstunden entfernt, finden wir auf dem "Löwenfelsen" von Sigiriya Reste eines königlichen Palastes, der nur über abenteuerlich steile Treppen zu erreichen ist: Auf dem Hochplateau residierte einst der Herrscher mit 500 Kurtisanen (!). Gut zu erkennen sind immer noch die königliche Badewanne, der Pool und der Thron am Kopfende der einstigen Tanzhalle. Betreten konnte man den Palast einst durch das Maul einer aus Ziegeln gemauerten Sphinx, von der heute nur noch die gewaltigen Tatzen erkennbar sind.

Tee und Tempel
Wie Ameisen klettern Touristen auf den „Löwenfelsen“ von Sigiriya, früher Palast, dann Kloster. Bild: afze

 

Tee und Tempel
Der Löwenfelsen von unten betrachtet: senkrechte Granitwände Bild: afze

Hüten sollte man sich vor Wechselbetrügern, die beim Verlassen der Anlage kunstvoll geschnitzte "Secret Books" mit Geheimfächern anbieten: "Nur zwei Euro!" locken sie lautstark… um dann mit 4000 Rupien das Zehnfache zu kassieren.

Buddha und die Affen

1000 Jahre alte Ruinen einer weiteren Königsstadt können wir in Polonnaruwa besichtigen, einem UNESCO-Weltkulturerbe: Ein gewaltiger Stupa, ein kreisrunder Tempel mit sitzenden Buddha-Statuen in allen vier Himmelsrichtungen und nicht zuletzt die frechen Affenhorden und gemächlich grasenden Rinder sind die Highlights der Anlage.

Gleich in der Nähe werden Touristengruppen in Jeeps verfrachtet: Der Minneriya-Nationalpark mit seinen wild lebenden Elefanten bietet Fotomotive und unvergessliche Eindrücke – was nicht darüber hinwegtäuschen soll, dass jährlich rund 100 Elefanten und 60 Menschen im Konflikt um ihren Lebensraum sterben: Die Elefanten beharren auf ihren uralten Wander-Routen, die heute wichtige Straßenverbindungen kreuzen.

Tee und Tempel
Wilde Elefanten queren Straßen, die ihre uralten Wanderrouten kreuzen. Bild: afze

Davon ist im Hotel "Oak Ray Elephant Lake" natürlich nichts zu bemerken, die luxuriöse Anlage in Habarana bietet jeden Komfort rund um einen riesigen Pool. Bungalows im Stil englischer Gartenhäuschen liegen romantisch unter uralten Baumriesen verstreut, das Personal begrüßt Gäste mit einem herzlichen "Ayubowan" (= mögest Du lange leben).

Ein religiöses Zentrum von Sri Lanka ist der "Zahntempel" von Kandy, der umkämpften Königsstadt in den Ausläufern des Hochlandes: Jahrelang versuchten die Engländer die Stadt zu erobern und wurden immer wieder zurückgeschlagen. Kandy liegt um einen künstlich angelegten See gruppiert, einen wunderschönen Ausblick über die Stadt bietet etwa das Ozo Hotel mit seiner Rooftop-Bar. Den Zahntempel betritt man – ehrfürchtig ohne Schuhe! – im einstigen Königspalast durch spektakulär bemalte Gänge, an der Audienz-Halle vorbei.

Tee und Tempel
Der berühmte „Zahntempel“ von Kandy Bild: afze

Hoheiten im Zahntempel

Mit heiligem Eifer, leuchtenden Augen und bunten Blüten als Opfergabe drängen sich die Gläubigen hier dicht an dicht zu jenem Schrein, der einen Eckzahn des Buddha enthalten soll. Zu sehen bekommen ihn freilich nur prominente Gäste, etwa die Queen bei einem ihrer seltenen Besuche. Ein Erlebnis nicht nur für Garten-Fans ist der Besuch des Botanischen Gartens von Peradeniya gleich in der Nähe, der von den Briten in einer Flussbiegung angelegt und aus aller Welt mit Setzlingen versorgt wurde: 72 Orchideen-Arten sind auf Sri Lanka heimisch, ihre Blütenpracht im Gewächshaus leuchtet in allen Farben.

Tee und Tempel
Orchideen-Pracht im Botanischen Garten von Peradeniya Bild: afze

Den Garten selbst nutzen einheimische Pärchen gerne für romantische Verabredungen, weil man hier in verschwiegenen Winkeln dem strengen Blick der Sittenwächter entgehen und hin und wieder einen Kuss wagen kann. Unweit des 62 Hektar großen Gartens kann man den Zug nach "Little England", Nuwara Eliya, ins Hochland besteigen, um sich vier Stunden lang rumpelnd und krachend durch eine faszinierende Naturkulisse zu bewegen: vorbei an Reisfeldern, Kautschuk- und schließlich Teeplantagen.

Dabei war der Tee-Anbau eigentlich nur die "zweite Wahl" und Folge eines Schädlingsbefalls, der einst die Kaffeesträucher der englischen Kolonialherren radikal vernichtete. Heute verkauft sich der Tee aus Sri Lanka immer noch unter dem alten Namen "Ceylon Tea" weltweit und ist die wichtigste Einnahmequelle der Insel – gleich nach dem Lohn, den unzählige Singhalesen von ihrer Arbeit in den arabischen Staaten monatlich nach Hause überweisen.

Tee und Tempel
Tee-Pflückerinnen im Hochland verdienen mit 10 Dollar pro Tag für lokale Verhältnisse gut, dennoch fehlt der Nachwuchs. Bild: afze

Wenn man im "Araliya Green Hills" an der Tasse nippt und sich dabei an die Trabrennbahn und den nahen Golfplatz erinnert, wird einem das ungeheure soziale Gefälle zwischen den Plantagenbesitzern und dem überwiegenden Rest der Bevölkerung klar.

Zurück im Tiefland des Südens kann man eine Sri-Lanka-Reise mit ein paar erholsamen Badetagen ausklingen lassen: Zwei Regenzeiten pro Jahr ermöglichen zwar gute Ernten, aber der Tourismus macht beim Monsun eher Pause. Kurze, heftige Regengüsse können einen dann vom Pool verscheuchen – während es wenig später wieder 30 Grad hat, bei einer Luftfeuchtigkeit wie im Dampfbad. Trotz der Wetterkapriolen nutzen viele Mitteleuropäer die Lage von Sri Lanka nahe am Äquator mit Wärme und längeren Tagen, um den Winter ein wenig zu "unterbrechen".

Staunend können sie beim "Village Trecking" erleben, wie einheimische Frauen am Lehmofen ein Menü für die Gäste zaubern oder wie die Gläubigen sich am "Vollmond-Tag" in den Tempeln drängen: Das Gal Vihara etwa ist ein Felsen-Heiligtum mit vier riesigen Buddha-Figuren, der Höhlentempel von Dambulla bringt es auf mehrere hundert. Hier haben Künstler liegende, sitzende und stehende Buddha-Figuren teils aus dem massiven Felsen gehauen und die Decken mit beeindruckenden Fresken verziert.

Tee und Tempel
Der Zugang zum Höhlentempel von Dambulla Bild: afze

Insel der Gewürzplantagen

Berühmt ist Sri Lanka nicht zuletzt auch für seine Gewürze, von Vanille über Muskatnuss bis Kurkuma und Pfeffer. Der Veranstalter Geo bietet in Zusammenarbeit mit "Antiquity" auch einen Besuch im "Schaugarten" einer Gewürzplantage an, bei dem man zum Sackerl aus unserem Supermarkt-Regal einmal die Pflanze, die Früchte und die Verarbeitung gezeigt und erklärt bekommt.

Wer nach so viel Besichtigungsprogramm die Bandscheiben spürt oder eine Erfrischung braucht, der kann sich in einem der unzähligen Ayurveda-Institute ein wenig verwöhnen lassen (zwei Stunden Ganzkörper-Massage um ca. 40 Euro, dazu Behandlungen mit Ölen und Cremes).

Tee und Tempel
Ein Fischer an einem Stausee im Landesinneren wirft sein Netz aus: Die Regierung schenkt den Dorfbewohnern Land, das sie kultivieren. Bild: afze

 

21 Millionen Einwohner hat Sri Lanka auf einer Fläche von 65.525 Quadratkilometern, etwa so groß wie Irland. 20 % leben in Städten, 80 % auf dem Land. Die Lebenserwartung ist mit 78 Jahren für Frauen und 72 für Männer recht hoch, Bildungs- und Gesundheitssysteme sind gut ausgebaut.

1948 wurde die britische Kolonie Ceylon unabhängig und 1972 in Sri Lanka umbenannt. Der Inselstaat hat neun Provinzen und 25 Distrikte.

Tee und Tempel
Orchideen-Pracht im Botanischen Garten von Peradeniya Bild: Administrator

Sri Lanka

  • GEO Reisen fliegt mit Turkish Airlines via Istanbul und Male nach Colombo. Das lokale Programm gestaltet „Antiquity“ samt deutschsprachiger Reiseführung.
  • Impfungen sind für Sri Lanka nicht erforderlich, Tetanus aber unbedingt. Die Reiseapotheke sollte Mittel gegen Verdauungsbeschwerden enthalten.
  • Währung ist die Rupie, der Kurs liegt bei etwa 1 : 200, ein Visum wird benötigt.
  • WiFi ist in den Hotels kostenlos und selbst im Bus in guter Qualität verfügbar.
  • Zeitunterschied sind vier Stunden und 30 Minuten „minus“ – also 12 Uhr in Colombo ist 16.30 Uhr in Linz.
  • Buchung und weitere Infos: www.georeisen.com, Mail an erlebnisreisen@georeisen.com (Monika Kriechbaum) oder telefonisch unter 0662 / 890 - 111

 

Der Mönch mit dem Smartphone

 

Religion ist in Sri Lanka allgegenwärtig: Eine Mehrheit von Buddhisten und Hindus lebt mehr oder weniger tolerant mit Moslems und einer kleinen christlichen Minderheit zusammen. Die Grenzen zwischen Hinduismus und Buddhismus verschwimmen bei den Tempelanlagen oft, weil Buddha sich ja selbst als „spiritueller Wegweiser“ zu den Göttern sah.

Der Mönch mit dem Smartphone
Erst mal ein Foto von den Touristen ... Bild: afze

In einem kleinen Kloster von Matale etwa gibt der Mönch Swamin Wahanse bereitwillig Auskunft über sein Leben: Er rezitiert erst einmal in beeindruckend schnellem Singsang aus den Geboten und heiligen Schriften und steht dann für Fragen zur Verfügung – nachdem er mit einem durchaus modernen Smartphone ein Bild von seinen Gästen gemacht hat. Der 28-Jährige ist mit 13 in den Orden eingetreten. Schon vor Tagesanbruch reinigt er die Tempelanlage und widmet sich tagsüber dann der Meditation und dem Unterrichten. Glücklich macht es ihn, wenn er den Kindern der Umgebung in einer Art „Sonntagsschule“ Buddhas Lehren beibringen kann. Sein Leben sei durch den Eintritt ins Kloster ruhiger und einfacher geworden, erzählt er.

Wie alle Mönche lebt auch Swamin Wahanse von den Spenden der Gemeinde und steht den Gläubigen dafür bei Familienfeiern und als Ratgeber zur Verfügung. Sollte er vom enthaltsamen Leben einmal genug haben – kein Problem: In Sri Lanka ist es nicht unüblich, dass Mönche nach zehn oder mehr Jahren ihrem Orden den Rücken kehren, um eine Familie zu gründen.

 

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