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Mythen, Götter, Seidenmacher

Von Max Hofer, 25. August 2018, 00:04 Uhr
Mythen, Götter, Seidenmacher
Pater Efrosinos auf dem Weg von der Kapelle zur Kirche des Klosters Aghios Nikolaos. Der griechisch-orthodoxe Geistliche lebt die meiste Zeit im Jahr auf dem Berg Athos. Bild: ho

Unbekanntes Griechenland: Bei einer Reise durch Ost-Makedonien und Thrakien sowie auf die Insel Samothraki lässt sich viel entdecken. Und der Zauber der Mysterien ist auch ein ständiger Begleiter.

Der Mythologie nach ist die Region von Thrakien das Land des Orpheus. Viel beschenkt von der Natur zählt sie zu den attraktivsten in Griechenland. Sie verfügt über ein reiches Kulturerbe und ist geprägt von der harmonischen Koexistenz der christlichen und moslemischen Tradition.

Alexandroupolis, die Hauptstadt der Präfektur Evros, knapp 45 Flugminuten von Athen entfernt, eignet sich besonders gut als Ausgangsbasis. Die an der Küste des Thrakischen Meeres erbaute Stadt hat 85.000 Einwohner und, wie unsere Führerin Artemis Knittel versichert, die besten Kliniken des Landes. Die griechisch-deutsche Staatsbürgerin studiert selbst Medizin, wird nach ihrem Abschluss aber nicht in Ost-Makedonien bleiben. Der griechische Staat verfügt nicht über die Mittel, um Ärzte ordentlich zu bezahlen. Dafür geht es den Hoteliers verhältnismäßig gut. Die meisten freuen sich über eine Auslastung von 80 Prozent während des gesamten Jahres. Ganz offensichtlich trägt das Wahrzeichen von Alexandroupolis, der 18 Meter hohe Leuchtturm, zu diesem Erfolg bei. Er ist aus einer Entfernung von 23 Kilometern sichtbar und weist allem Anschein nach gezielt den Weg in die Stadt – insbesondere Touristen aus der Türkei, aus Rumänien und Bulgarien.

Die archäologischen Stätten, die byzantinischen, mittelalterlichen und ottomanischen Monumente, das weltberühmte Biotop im Evros-Delta, die dichten Wälder und die endlosen Strände trägen viel zum Reiz der Region bei.

Das gilt auch für das Nonnenkloster Panagia tou Evralou unweit der Hauptstadt. Als es 1983 errichtet wurde, gab es dort 18 Nonnen, heute sind es 60, und der Andrang ist im Gegensatz zu Österreich weiterhin ungebrochen. Sogar ein Zubau war schon notwendig, und demnächst wird auch eine neue Kirche fertiggestellt, weil alles zu klein geworden ist. Die Nonnen sind Vegetarier, produzieren die meisten Lebensmittel selbst und leben von der Ikonen-Malerei, der Herstellung von Priestergewändern, der Ziegenzucht und von ihren Olivenbäumen.

Nach dem Klosterabstecher geht es zum Hafen von Alexandroupolis. Ziel ist die Insel Samothraki. Zweieinhalb Stunden dauert die 13 Euro teure Fähr-Überfahrt mit den Saos Ferries, dabei wirkt die Insel greifbar nahe. Möwen sind unsere ständigen Begleiter. Sie ziehen Kreise und kreischen, und im Wasser unter ihnen tut sich auch einiges. Immer wieder nähern sich kleine Delfine, sie halten aber stets einen Respektabstand.

Im Hafen wartet bereits Chrisula Papoutsis. Die perfekt Deutsch sprechende Griechin mit leichtem schweizerischen Einschlag ist ein echtes Energiebündel. Sie ist stets da, weiß alles über die Insel und führt so nebenbei das kleine, aber feine Hotel Samothraki Beach.

Am Blick sattsehen, der uns dort direkt am Meer geboten wird, können wir uns aber nicht. Gleich nach dem Bezug der Zimmer verfrachtet uns Chrisula in ihre schon etwas in die Tage gekommene Blechkarosse und bringt uns zur Weinkellerei "Melmar". Das nicht ganz einfach zugängliche Anwesen ist hochmodern und muss ein Vermögen gekostet haben. Alles ist neu, es fehlt einfach an nichts. Dass es sich beim Winzer George Grammatikas noch dazu um einen relativ jungen Mann handelt, macht das Ganze noch rätselhafter. Erst als wir erfahren, dass der Eigentümer des Weinguts nicht der leidenschaftliche Winzer, sondern ein Grieche ist, der 150 Fähren besitzt und betreibt, wird so einiges klar.

Fünf wirklich gute Weine werden verkostet, ehe wir weiterziehen. Inzwischen dämmert es längst, und ein klein wenig knurrt auch schon der Magen. Die Insel-Griechen sind es gewohnt, sehr spät zu Abend zu essen – meistens gegen 22 Uhr. Als Entschädigung für den langen Tag geht’s in die Taverne "Akrogialli", wo Köstliches vom Fisch serviert wird.

Ziegen, Schafe und Wasserfälle

Tags darauf erkunden wir die Insel, auf der es 75.000 Ziegen und Schafe gibt, aber nur knapp 3000 Menschen leben. Überall duftet es nach Kräutern – insgesamt 1200 Arten soll es geben. Die Insel ist ein Idyll. 400 kleine Wasserfälle bahnen sich ihren Weg, darunter mit 168 Metern der höchste der Welt, der direkt ins Meer fließt. Ganz in der Nähe davon, an einer zum Glück ziemlich unzugänglichen Stelle, sollen zudem weiße Robben leben. Es gibt wunderschöne Strände und sehenswerte Dörfer wie Profitis Ilias. Das von Platanen bewachsene Dorf bietet einen tollen Ausblick. Das Freilichtheiligtum, das vermutlich der Megali Mitera, der Großen Mutter, gewidmet ist, ist die wichtigste Gottheit der Insel. Der Ort wurde im Vorjahr nach tagelangen Regenfällen von einer Naturkata

strophe heimgesucht. 200.000 Tonnen Geröll kamen den Berg herab, verletzt wurde wie durch ein Wunder niemand.

Auf der Insel befindet sich auch das "Heiligtum der Großen Götter", das der Anbetung diente und wo die Kavirischen Mysterien zelebriert wurden. Die Kulthandlungen wurden vom 7. Jahrhundert v. Chr. bis zum Ende des 4. Jahrhunderts vollzogen. Die berühmte Marmorstatue der Nike von Samothraki, deren Original sich im Louvre in Paris befindet, stammt ebenfalls von dieser archäologischen Stätte. Zum Abschluss der Insel-Visite gibt es noch einmal ein besonderes Gericht: Auf dem Speiseplan steht das gewöhnungsbedürftige Fleisch der Ziege.

Paradies für Ornithologen

Dann geht es zurück nach Alexandroupolis und auf das Festland. Dieses Mal fahren wir zum Delta des Flusses Evros, eines der bedeutendsten Feuchtbiotope Europas. Hier können 314 der insgesamt 423 Vogelarten Griechenlands beobachtet werden. Das Evros-Delta-Biotop ist während des Winters Brutstätte und Zufluchtsplatz einer riesigen Zahl von Wasservögeln – ein Paradies für Ornithologen. Es gibt dort sogar ein Öko-Hotel.

Der nächste Höhepunkt erwartet uns in Soufli. Die Stadt ist nicht nur für ihren Wein bekannt, sie ist auch die einzige Stadt in Griechenland, in der Seide hergestellt wird. Es gibt dort ein Seidenmuseum, ein Seidenkunstmuseum, das Haus der Seidenkokons und die Seidenfabrik Tsivre, die allerdings ihre besten Tage hinter sich hat. Vor der Krise waren 500 Menschen in Heimarbeit beschäftigt, heute sind es nur noch ein paar wenige. Auch die Kleinstadt Feres ist einen Abstecher wert. Mit der Kirche Panagia tis Kosmosotiras gibt es eine Art Hagia Sophia im Kleinformat.

Die Stadt Komotini wiederum ist ein Beweis dafür, wie harmonisch die Koexistenz der christlichen und moslemischen Bevölkerung ablaufen kann. Hier stößt sich niemand daran, dass gleich neben der Kirche eine Moschee steht. Und im wunderschönen Kloster Aghios Nikolaos nahe Fanari, wo jeweils vier Pater vom Berg Athos im 14-Tage-Intervall eingesetzt sind, soll es sogar schon Wunder gegeben haben. Angeblich wurden Krebskranke geheilt, und bei kinderlosen Ehepaaren soll es nach einem Besuch auch geklappt haben.

Ausbau

Christos Metios, der politisch Verantwortliche der Region, sagt, dass die Krise noch nicht überwunden sei. Man beabsichtige, die Betriebe in der Region mit 70 Millionen Euro zu unterstützen. Außerdem sollen die historischen Stätten der Region besser beworben und häufigere Fährverbindungen auf die Insel Samothraki eingeführt werden.

Infos/Buchungen

Ministerium für Tourismus, Griechische Zentrale für Fremdenverkehr, EOT Austria, Opernring 8, A-1010 Wien, Tel. +43 (0)1-5125317

Aegean Airlines, TAL Aviation Austria, Aegean Airlines fliegt bis 27. Oktober täglich außer Freitag und Sonntag ab Wien nach Athen und von dort nach Alexandroupolis, die Insel Samothraki ist auch über Kavala erreichbar. Werdertorgasse 12, 1010 Wien, Tel. +43 (0)1-2368956

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