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Innsbruck, das Mekka der Kletterer

30. September 2017, 00:04 Uhr
Innsbruck, das Mekka der Kletterer
Vertikale Sportler können in der Hauptstadt der Alpen hoch hinaus: Entweder auf den Felsen der Nordkette oder im neu eröffneten Kletterzentrum Innsbruck. Bild: alpsolut.com

Seit Eröffnung der größten zusammenhängenden Kletterhalle der Welt ist die Hauptstadt der Alpen das Zentrum des vertikalen Trendsports. Valentina Dirmaier war zu Besuch und wagte sich hoch hinauf.

Ein kurzer Blick empor auf die Kletterwand, ein schneller Griff in den Kalkbeutel, und Jan Hojer sprintet los. Wie ein Gecko bewegt sich der Deutsche vertikal, hantelt sich flink von einem roten Griff zum nächsten und erreicht das Top in etwa 17 Metern Höhe in nur wenigen Sekunden. Dann lässt sich der 25-jährige Kletterprofi fallen. Die automatische Stahlseilsicherung fängt den jungen Profi auf, lässt ihn sanft zu Boden gleiten. Er dehnt die Arme, analysiert seinen Sprint, überlegt kurz und führt erneut sein perfektes Zusammenspiel von Kraft, Ausdauer und Präzision an der Kletterwand der nagelneuen Kletterhalle in Innsbruck vor.

Innsbruck, das Mekka der Kletterer
Gigantische 1250 Quadratmeter umfasst der Indoor-Boulderbereich im neuen Kletterzentrum Innsbruck. Bild: AV/norbert-freudenthaler.com

Gegenüber müht sich Richard, ebenfalls aus Deutschland, eine Generation älter, an einer Route im Schwierigkeitsgrad fünf ab. Die Extrembelastung, die bei einem der weltbesten Kletterer auf der Wand gegenüber auch nach stundenlanger Übung so einfach, so kinderleicht aussieht, kostet seinen Landsmann im Vorstieg Überwindung.

"Mist. Diese verdammte Nähmaschine." Richard schimpft über seine Beine, die immer wieder leicht zu schlottern beginnen. Die Arme machen auch schlapp, sind ausgepowert. Die Finger brennen vom Abrutschen an den rauen, noch neuen Griffen. Richard ist müde. Aber ein Blick auf die Weltelite der Szene, die sich in Innsbruck im neuen Zentrum eingenistet hat, reicht und der Ansporn steigt ins Unermessliche. Weiter geht’s.

Innsbruck, das Mekka der Kletterer
Noch imposanter bei Nacht: Das Mekka der heimischen Klettersportszene. Bild: AV/norbert-freudenthaler.com

Der Kosmos der Kraxler, der nach jahrelangen Verhandlungen mit 23:22 nur eine knappe Zustimmung vom Innsbrucker Gemeinderat bekam, vereint Einsteiger wie Richard und Profis wie Jan. Alle sind unter der hell beleuchteten Decke im gut 4000 Quadratmeter großen Innenbereich gleich gut aufgehoben. "Das hat einen wertvollen psychologischen Effekt. Die Anfänger können von Athleten lernen, und die Sportler bekommen mehr Aufmerksamkeit." Reini Scherer weiß, wovon er spricht. Der ehemalige Trainer des Kletter-Nationalteams und Leiter der alten Innsbrucker Kletterbase im Tivoli ist der Geschäftsführer des im Mai eröffneten Zentrums.

Mit Stolz präsentiert der ausgebildete Italienisch- und Sportlehrer sein Lebenswerk mit etwa 600 Kletterrouten, für das er mehr als zehn Jahre gekämpft hat. Neben den heiligen Hallen, in denen auch ein Boulderraum für Kleinkinder, kurze Kletterwände für Anfänger und ein Show-Room des US-Sponsors Black Diamond eingerichtet wurden, zeigt der Osttiroler auch den Backstagebereich. Dort, wo die 35.000 Griffe händisch gereinigt werden und dort, wo sich Athleten und Wettkampfrichter auf ihre Auftritte vorbereiten – parallel zum Tagesgeschäft. "Ich hab' von Wettbewerben wie beim Skifahren geträumt, wo die Zuseher vom Geschehen nicht ausgeschlossen werden", sagt Scherer.

Innsbruck, das Mekka der Kletterer
Reini Scherrer bringt Griffe an Bild: AV/norbert-freudenthaler.com

An seinen Führungen haben bereits 40 Delegationen, unter ihnen die Bürgermeister von Paris und Tokio, wo die nächsten Olympischen Sommerspiele 2020 bzw. 2024 stattfinden, teilgenommen. Klettern, die einstige Randsportart, wird ab 2020 in Wettkämpfen ausgetragen. Das Know-how holen sich die Veranstalter von Scherer und in Innsbruck, wo Klettern seit Jahren einem Boom unterliegt.

Im Tal zwischen Nordkette und Patscherkofel, in dem 130.000 Menschen leben, ist der vertikale Freizeitsport längst das Pendant zum Skifahren. Nicht nur, weil ein Tag Klettern am Felsen kostengünstiger als eine Liftkarte ist, sondern auch, weil die Möglichkeiten für die menschlichen Geckos in der Bergstadt schier unbegrenzt sind: Es gibt mehr als 1000 verschiedene Kletterrouten in allen Schwierigkeitsgraden: kurze Sportkletter-Routen, lange Alpin-Routen, Eiskletter-Routen und Klettersteige.

Im Garten der Kletterer

Ein Muss für Besucher und ein Hotspot der Einheimischen ist die Martinswand Richtung Zirl. Hier kommt auch die Weltelite rund um die Tirolerin Anna Stöhr und den Südtiroler Jacopo Larcher zusammen, trainiert auf 8c-Routen und lässt sich auch im Winter die Sonne auf der nach Süden ausgerichteten Felswand auf den Rücken scheinen. Dort, im Garten der Kletterer, muss auch Richard, der deutsche Kletterer, erfahren, wie populär der In- und Outdoorsport in und um Innsbruck inzwischen ist: Einige beliebte Felswege, die an Wochenenden stark frequentiert sind, sind aalglatt, abgegriffen und speckig, wie es im Fachjargon heißt.

Eine Extraportion Kalk auf den Fingern und viel guter Zuspruch von Bergführer Franz Wagner aus Bayern sind notwendig, um die glatten Passagen zu meistern. Geschafft. Der Lohn für die Anstrengung ist ein fabelhafter Ausblick über die Baumwipfel hinweg auf das westliche Inntal. Noch famoser ist das Panorama im Zentrum: Vom letzten Griff kurz vor dem Top der spektakulären Outdoor-Kletteranlage ist die Nordkette scheinbar in Griffweite. Ein Genuss, in den auch Reini Scherer immer wieder kommt: Er und sein Team setzten die Routen selbst. Dabei sitzen sie im Seil, nur für Bewerbe kommen Hebebühnen zum Einsatz. Das macht die Routen authentischer – auch für Hobbysportler Richard und Profi Jan, der sich inzwischen in der Boulderhalle aufgewärmt hat und eine der 600 Routen in Angriff nimmt. Aber in Oberbekleidung. Nackte Körper wie anderswo sind in der Kletterhalle Innsbruck verpönt. Usus in der Kletterszene hin oder her – Reini Scherer kennt in seinem 12-Millionen-Euro-Mekka kein Pardon. "Das hat uns schon die eine oder andere schlechte Rezension im Internet eingebracht, aber dazu stehen wir."

 

Kletterzentrum Innsbruck

17 Meter hoch ist die Wand in der Vorstieghalle, im Kursbereich sind es zwölf Meter.

600 Routen finden die Sportler im Kletterzentrum, etwa 200 sind es im Boulderbereich. Es wurden vier genormte Speedkletterbahnen eingerichtet.

35.000 Griffe sollen auf insgesamt 5750 Quadrametern Gesamtkletterfläche Halt geben. Die Outdoor-Kletterfläche beträgt 1500 Quadratmeter.

Öffnungszeiten: Täglich von 9 bis 23 Uhr, 365 Tage im Jahr.

Preise: Einzeleintritt 13,50 Euro, Boulderticket 11 Euro (10,50 bzw. 9 für 14- bis 17-Jährige; 7,50 bzw. 6,50 für 4- bis 13-Jährige), Jahreskarte 565 Euro (435 bzw. 310 Euro);

Internet: kletterzentrum-innsbruck.at

 

Urlaub in Innsbruck

Für den kleinen Hunger nach der kräfteraubenden Klettertour gibt es das Treibhaus in der Agerzellergasse 8. Im Restaurant des Kulturzentrums kehren auch Kletterer gerne ein. Ein Geheimtipp ist die Pizza, wie Einheimische verraten.

Für knurrende Mägen gibt es Abhilfe in der Machete. In der kleinen Bar in der Anichstraße 29 werden herzhafte Burritos und tolle Cocktails serviert.
Für wilde Hunde wird am 7. und 8. Oktober der Downhill Cup im Bikepark Innsbruck
Götzens ausgetragen. Die Rennen sind offen – für Fahrer mit und ohne Lizenz. Info: office@ mountainbikemovement.com

Für Genießer ist die Nostalgiefahrt mit der Patscherkofelbahn empfehlenswert. Diese finden nur im Oktober statt, am 22.10. wird die Bahn in den Ruhestand versetzt. Info unter +43 699 15307 554.

 

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