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Im Zug von London nach New York

Von Martin Dunst, 03. September 2011, 00:04 Uhr
Im Zug von London nach New York
Chinesische Hochgeschwindigkeitszüge bewältigen die mehr als 1000 Kilometer zwischen Peking und Shanghai in fünf Stunden. Bild: EPA

Megacitys, Highspeed-Züge, Schiffe so groß wie Städte, Riesenstaudämme: Die Welt im Höhen- und Temporausch. Im Wochentakt werden neue Megaprojekte vorgestellt, bestehende Rekorde gebrochen.

Achthundertdreißig Meter ragt der „Burj Khalifa“ in den Himmel von Dubai. Im Vergleich mit dem höchsten Gebäude der Welt ist Österreichs höchstes Bürogebäude, der Millennium Tower, mit 202 Metern ein Zwutschkerl. Der Gigantomanie scheinen kaum Grenzen gesetzt zu sein: In der Türkei soll ein zweiter Bosporus entstehen. Ein bis zu fünfzig Kilometer langer künstlicher Kanal für den Schiffsverkehr, der das Schwarze mit dem Marmara Meer verbindet. Als Eröffnungsjahr peilt die türkische Regierung 2023 an, über mögliche Kosten herrscht Stillschweigen.

Das amerikanische Unternehmen Triple Five investiert 3,7 Milliarden US-Dollar in ein neues Einkaufszentrum in New Jersey. Unter dem Dach des neuen „American Dream“ sollen die Sparten Tourismus, Unterhaltung und Einzelhandel vereint werden. Das Konzept soll jährlich 55 Millionen Besucher anlocken. Im Flugverkehr könnte in vier bis fünf Jahren der Tausender fallen. „Der Airbus A380, das größte Passagierflugzeug, wird in einem nächsten Entwicklungsschritt noch um zehn bis 15 Meter verlängert werden“, sagt Walter Stephan, Vorstandsvorsitzender von FACC in Ried im Innkreis. Das oberösterreichische Unternehmen ist Zulieferer für die Luftfahrtindustrie. Mit der ausgebauten Langversion des Riesenvogels könnten auf Inlandsflügen, beispielsweise in Japan bis zu 1000 Passagiere transportiert werden. Stephan schätzt, dass Airbus in den A380 zwischen 16 und 22 Milliarden Dollar investiert hat. „Dieses Flugzeug wird in den nächsten Jahren das Maß der Dinge bleiben.“ Wie in vielen anderen Bereichen setzt auch die Luftfahrt ihre Hoffnungen auf den Markt in Asien.

Im Zug von London nach New York

„In Ländern wie Indien oder China sind Massen an Leuten von A nach B unterwegs“, sagt der Vorstandsvorsitzende von FACC. Zu diesem Trend in Asien würde auch passen, dass Dubai momentan der einzige Flughafen weltweit sei, der mehr als vier oder fünf A380-Maschinen gleichzeitig abfertigen könne. „Bisher wurden noch nicht so viele A380 an den Mann gebracht, wie wir uns das erhofft haben. Wir rechnen allerdings damit, dass von diesem Flugzeugtyp insgesamt 700 Stück verkauft werden.“ Auch bei der Boing 747 habe es zehn Jahre gedauert, bis sie vom Markt voll angenommen worden sei.

Der Schienen- steht dem Flugverkehr in Sachen Mega und gigantische Vorhaben in nichts nach. Russland bastelt mit Hochdruck am Verwirklichen eines hundert Jahre alten Traums: Ein 104 Kilometer langer Tunnel unter der Beringstraße soll die östliche mit der westlichen Halbkugel verbinden. Bereits Zar Nikolaus II. brachte diese Idee 1905 erstmals auf. Der Kreml gab kürzlich grünes Licht für eine unterirdische Verbindung von Russland nach Alaska. Die Kosten werden auf 70 Milliarden Euro geschätzt. Mit diesem Tunnel wäre es möglich, von London über Moskau nach New York mit dem Zug zu fahren. Allerdings würde so eine Reise rund 15 Tage in Anspruch nehmen.

Etwas schneller ginge es wohl in einem chinesischen Hochgeschwindigkeitszug. Bei einer Testfahrt brauste unlängst so ein Schienen-Silberpfeil mit knapp 500 Stundenkilometern übers Geleis. Neuer Weltrekord. Die kürzlich freigegebene Bahnstrecke Peking – Shanghai über 1318 Kilometer bewältigen die Highspeed-Züge in fünf Stunden.

Zum Thema Zug und China gibt es auch eine Verbindung nach Österreich: Die ÖBB verhandeln mit den russischen Staatsbahnen über einen Ausbau der Breitspurbahn bis nach Wien. 450 Kilometer, die Distanz von Wien nach Kosice in der Ostslowakei, trennt eine direkte Ost-West-Verbindung. Mit der neuen Strecke gebe es laut ÖBB keine Probleme mehr mit unterschiedlichen Spurweiten und einen direkten Anschluss an die asiatischen Märkte. Die Transportzeit von Waren aus China würde sich im Vergleich zu Frachtschiffen von ungefähr 35 Tagen auf 15 Tage verkürzen. Eine von der ÖBB in Auftrag gegebene Machbarkeitsstudie spricht von hohem Potential so einer Breitspuranbindung besonders für die Städte Wien und Bratislava. Die Errichtungskosten sind momentan mit gut sechs Milliarden Euro veranschlagt.

Während der russische Tunnel unter der Beringstraße derzeit nur auf dem Reißbrett existiert, wird in Österreich am zukünftig längsten Eisenbahntunnel der Welt gebohrt. Der Brenner Basistunnel ist das Kernstück der Brennerbahn von München nach Verona. Der Tunnel hat im Endausbau eine Länge von 64 Kilometern und wird den Gotthard-Basistunnel (57 Kilometer) als längsten Eisenbahntunnel ablösen.

Immer mehr und immer mehr Mega – das gilt auch für die Großstädte dieser Welt. Die Rangliste führt derzeit noch Tokio mit geschätzten 35 Millionen Einwohnern an, gefolgt von Städten wie Mexiko City (Mexiko), Mumbai (Indien) oder Dhaka (Bangladesch). „Während die Einwohnerzahlen in den Städten Europas stagnieren, wachsen in den Metropolen Lateinamerikas und Asiens die Bevölkerungszahlen um 20 bis 55 Personen pro Stunde“, sagt Ute Weiland, stellvertretende Geschäftsführerin der Alfred Herrhausen Gesellschaft mit Sitz in Berlin den OÖNachrichten. Die Gesellschaft ist nach eigenen Angaben ein Ableger der Deutschen Bank, operiert gemeinnützig, unabhängig und beschäftigt sich unter anderem mit der Entwicklung von Megacitys sowie der Zukunft von Einrichtungen wie etwa der Internationalen Staatengemeinschaft.

Weiland spricht von einer regelrechten Völkerwanderung in China. „Dort sind 400 Millionen Menschen auf dem Weg vom Land in die Stadt.“ Diese Menschen würden dort ihren Traum von Arbeit und Wohlstand verwirklichen wollen. In der Realität wird aus diesem Traum oft ein Alptraum. „In Mumbai in Indien schlafen Wanderarbeiter ohne Zelt und ohne Wellblechdach nur mit dem, was sie am Körper tragen, auf der Straße, daneben baut ein Milliardär ein Hochhaus in dem sieben Geschoße allein für den Fuhrpark reserviert sind – und Indien ist eine Demokratie, da stimmt doch etwas nicht“, sagt Weiland. Sie analysiert unter anderem, wie der immense Zuzug in Städte wie Lagos in Nigeria abgefedert werden könnte. „Man müsste die Menschenströme vor den Megacitys abfangen und einen Teil in kleinere Städte umleiten, in der auch Chancen bestehen, Arbeit und ein Dach über den Kopf zu finden. Weiland rechnet damit, dass künftig große Städte mehr Gewicht als einzelne Nationalstaaten haben könnten – ähnlich der Deutschen Hanse im Mittelalter.

Wem nützen Megaprojekte?

Was bei Weiland durchklingt, nämlich durchaus auch Kritik am Trend zu Mega und Gigantomanie, zieht sich beinahe durch alle Projekte. Mega heißt nicht in jedem Fall besser. So halten türkische Fachleute das Vorhaben des 50 Kilometer langen Istanbul-Kanals für größenwahnsinnig, und wenig nachhaltig. Das viele Geld könne anderswo sinnvoller verwendet werden.

In Brasilien streiten Befürworter und Gegner eines der größten Kraftwerksprojekte aller Zeiten unter österreichischer Beteiligung auf beiden Seiten. An einem Seitenarm des Amazonas soll das drittgrößte Wasserkraftwerk der Welt entstehen. Das rot-weiß-rote Unternehmen Andritz soll dafür einen Teil der Turbinen und Generatoren liefern. Andritz wird dafür vom österreichischen Bischof Erwin Kräutler kritisiert, der seit vielen Jahren am Amazonas lebt und sich dort für die Rechte der Ureinwohner einsetzt. Kräutler spricht von einer Sintflut – „40.000 Menschen müssen umgesiedelt werden.“ Der Bischof will einen dauerhaften Baustopp erwirken. Andritz weist jede Kritik zurück. Man sei weder Investor noch Betreiber des Projekts.

Was Kritiker bei den meisten Vorhaben oft bemängeln: Von vielen Megaprojekten profitiert nur ein ganz kleiner Kreis an Privilegierten.

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