Hier geht in Lech am Arlberg auch kulinarisch die Post ab
Das traditionsreiche "Hotel Post" modernisiert sich mit einem neuen Chefkoch, einem Gourmetstüberl und einem luftigen Panorama-Restaurant.
Es ist so etwas wie das erste Haus am Platz und dies nicht nur, weil die niederländische Königsfamilie hier seit 1959 alljährlich Urlaub macht. "Die Post" in Lech am Arlberg ist eine Institution der Gemütlichkeit und Exklusivität im Nobelort, der im Apres-Ski manchmal im Champagner zu ertrinken droht.
Florian und Sandra Moosbrugger, die dritte Generation im Hause mit 80 Mitarbeitern für maximal 100 Gäste, führen das Hotel, das Mitglied der exklusiven Vereinigung "Relais & Chateaux" ist, behutsam in moderne Zeiten. Zum Start der Wintersaison 2017 wurde das neue Panorama-Restaurant eröffnet, das wie ein luftiger Kristall neben gediegen-rustikalen Stuben steht.
Heißes Hauben-Terrain
Küchenchef David Wagger übernahm neu den Kochlöffel. Der 33-jährige Kufsteiner verteidigt nicht nur die Zwei-Hauben-Tradition seines Vorgängers Michael Spirk. Der Weltreisende in Sachen Gastronomie bespielt auch das neue Gourmetstüberl, in dem das Menü 125 Euro kostet und die Hauptspeise solo mit 60 Euro zu Buche schlägt.
Doch dafür gebe es etwa nicht nur Hirsch mit Brioche, Kerbelknolle, Karottenmousseline und Maulbeerglacé alleine, sagt Wagger. Denn zwei Amuses geules und die hausgemachten Pralinen zum Abschluss seien ja auch dabei. Das gesamte Menü zu 125 Euro wirkt im Vergleich direkt "günstig".
Mit 30 Hauben weist Lech am Arlberg die höchste Dichte dieser Auszeichnungen weltweit auf. Wagger will sich auf diesem umkämpften Boden behaupten. Er versucht den Spagat zwischen alpin-mediterraner Küche und den traditionellen Köstlichkeiten der Post. Noch immer kommen viele Gäste wegen Tafelspitz mit Erdäpfelröster, Spinat, Apfelkren und Schnittlauchsauce (32 Euro) oder wegen eines klassischen, in Butterschmalz herausgebackenen Kalbs-Wienerschnitzels mit Petersilerdäpfeln (34 Euro).
Wagger wirft aber auch seine "weiße Tomatensuppe" ins Gourmet-Rennen. Dafür werden Tomaten kalt ausgepresst, aber so, dass der Farbstoff draußen bleibt. Die weiße Suppe narrt Auge und Gehirn. Denn sie schmeckt ungemein paradeiserig, während der Verstand Nein dazu sagt. "Ich wollte schon immer mehr als normales Kochen", sagt Wagger. So richtig Feuer fing er im Hotel Schalber in Serfaus (drei Hauben). Zuvor kochte er bei Stock im Zillertal, in der Alpenrose am Achensee und im Chalet N in Oberlech.
Oma Greti inspiriert
"Hummer, Kaviar und Stopfleber sind nicht alles", sagt Wagger und macht sich daran, seinen "Gruß der Küche" zuzubereiten. Es sind "Zillertaler Krapferl" aus Dinkelteig, gefüllt mit Erdäpfel, Topfen und Schnittlauch, serviert mit Buttermilch, wie es Waggers Oma Greti auf der Wildauer Alm gemacht hat, wo er die Sommer seiner Kindheit verbrachte. Jetzt sind die Krapferl "Alpine Cuisine" in Lech.
Traditionshaus
Die Post in Lech am Arlberg war wirklich einmal eine Post und dann ein normales Hotel. „Wie gut, dass es weniger tüchtige Leute gibt. Da haben die Tüchtigen was davon“, pflegt Kristl Moosbrugger, die Seniorchefin zu sagen, die eigentlich keine mehr ist. Denn sie hat sich aus dem Gäste-Geschäft herausgenommen und freut sich in dieser Saison über 93 Skitage. 1937 kaufte ihre Familie die Post von „weniger Tüchtigen“. Sohn Florian Moosbrugger (48) stieg in jungen Jahren ein. Er führt mit Gattin Sandra das 5-Sterne-Haus mit Sauna und Außenpool. Tochter Violeta (13) weiß schon, dass sie irgendwann übernehmen will. Achtung: Das Hotel Post schläft derzeit und sperrt wieder am 20. Juni bis Ende September für die Sommersaison auf. Der Post-Winter startet am 30. November. Im Sommer gibt´s die Post zum halben Preis, der noch immer stolz, aber „preiswert“ ist: ab 160 Euro mit Frühstück pro Person im Doppelzimmer.