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Gorillas in den Kitzbüheler Alpen

07. Juli 2018, 00:04 Uhr
Gorillas in den Kitzbüheler Alpen
Die Regionen Brixental, Hohe Salve, St. Johann in Tirol und das Pillerseetal haben direkten Anschluss zu 1000 km Radwegen. Bild: Kurt Tropper

Vier Tage lang hat sich Jasmin Baumgartinger vom "geraden" Weg abbringen lassen und ist in trauter Frauenrunde über Stock und Stein durch die Kitzbüheler Alpen geradelt.

Herausfordernd und majestätisch blitzt das Kaisergebirge aus dem Nebelloch hervor. Es nieselt stark. Auf der Wiegalm in den Kitzbüheler Alpen ist es ruhig. Nur eine fünfköpfige Frauengruppe steht mitten im Regen in Tirol Spalier, an ihrer Seite ihr starker Wegbegleiter: ein Mountainbike. Vier Tage wird die Beziehung zu diesem auf zwei Etappen der KAT Bike-Tour – ein 180 Kilometer langer Mountainbikeweg durch die Kitzbüheler Alpen – auf die Probe gestellt. Geradelt wird mit Elektro- oder reinem Wadl-Antrieb über Bergstraßen, Waldwege und flotten Trails. Der Trip, der durch das Reich von Hohe Salve (1829 m) und Kitzbüheler Horn (1996 m) führt, ist nichts für Zartbesaitete. Aber definitv etwas für all jene, die über sich hinauswachsen möchten. Einfach auf das Bike setzen und losradeln? Fehlanzeige! "Nur mit der richtigen Technik kommt ihr sicher ans Ziel", erklärt Alex Schett, Techniktrainer der ersten Bike-Schule Österreichs, der Bikeacademy in Kirchberg in Tirol.

Wir starten in Brixen im Thale. "Der erste Anstieg ist eine Teilstrecke des berühmten KitzAlpBike Marathonrennens", klärt der Trainer auf. Zunächst geht es auf der Forststraße circa 800 Höhenmeter bergauf zur wunderschön gelegenen Wiegalm. Und hier, auf 1525 m Höhe, steht, eingebettet zwischen Kalk- und Schiefergestein, die bewirtschaftete Hütte der Familie Steinacher-Seiwald. Unter Wanderern und Bikern haben der Schweinsbraten und Kaiserschmarrn aus dem urigen Holzofen längst Kultcharakter.

Gorillas in den Kitzbüheler Alpen
Es locken rasante Abfahrten. Bild: Haiden

Wo die Gorillas radeln

Noch eine letzte Stärkung, bevor es losgeht. Jetzt heißt es alle Kräfte mobilisieren. Bereits am zweiten Tag wartet schon der erste Trail auf uns. Konzentriert setzen wir einen Fuß auf das Pedal am Wiegalmtrail. Unseren sogenannten "Schokoladenfuß" – der Fuß, auf dem sich der Fahrer am sichersten fühlt. Dem Sicherheitstraining auf dem Parcours am ersten Tag folgt jetzt schonungslos der Praxistest in freier Wildbahn. Stets in Begleitung unseres Trainers Alex, der genau beobachtet, ob das Gelernte richtig umgesetzt wird. "Am sichersten erreicht ihr das Ziel, wenn ihr beim Bergabfahren einen Gorilla simuliert", sagt der 32-jährige Schett. Der rechte und linke Zeigefinger ruht auf den Bremshebeln.

Gorillas in den Kitzbüheler Alpen
Die Gruppe stärkt sich auf der Wiegalm mit Kaiserschmarrn. Bild: Baum

Die Ellbogen zeigen nach außen, das Gewicht verlagert sich auf das Vorderrad, die Beine sind gestreckt, die Pedale waagrecht, die Hüfte im 90-Grad-Winkel. "Jetzt kann es losgehen. Nur keine Angst", wie ein Mantra dröhnen die Sätze durch unseren Kopf. "Mentale Stärke zählt beim Mountainbiken mindestens genauso viel wie konditionelle", sagt Alex. Das Herz beginnt zu rasen, der Puls wird schneller und plötzlich ist er da, der Moment, in dem man einfach loslässt. Die Bremsen werden gelockert, der Blick ist nach vorne gerichtet. Los geht es! Das Adrenalin schießt hier ebenso durch ambitionierte Einsteiger wie durch echte Fahrtechnik-Könner. Ein Felsbrocken links, eine Spurrille rechts, Matsch, Achtung Kuhfladen und die Kurve im richtigen Winkel nehmen, um nicht den Hang abzurutschen. Gleichzeitig nicht auf den Gorilla vergessen. Wer das Ziel ohne blaue Flecken erreicht, ist entweder geübt oder hat sein Rad geschoben.

Geradelt wird bis zum Gipfelkreuz. Bild: Kurt Tropper

Freie Fahrt in die Idylle

Vorbei an blühenden Almwiesen, nostalgischen Bauernhäusern und romantischen Bilderbuchgärten geht es am dritten Tag von Oberndorf entlang der Großache nach St. Johann und von dort über die Huberalm ins Pillerseetal. Friedlich weiden Pferde, Ziegen, Schafe und Kühe. Die landschaftliche Idylle entschädigt für die sportliche Anstrengung. Doch auch am dritten Tag mobilisiert die taffe Frauengruppe erneut ihre Kräfte. Kurz bevor uns die Route über die berühmten Kalkalmböden ins Pillerseetal führt, wird auf der beschaulichen Huberalm (1080 Meter) gerastet. Barfüßig serviert die 22-jährige Christina zu stimmungsvoller Blasmusik ein Kasbrot, bevor wieder aufgesessen wird und es den kurvigen Schotterweg ins Tal in Richtung Pillersee geht. Um nie mehr verzweifelt mit kaputten Reifen am Gipfel eines Berges zu stehen, wird am vierten Tag ein Pannenworkshop belegt.

Biker unter Strom

„Einmal E-Bike, immer E-Bike“, sagt Alex. Wir können nach vier Tagen nur schmunzeln. Wie sich in der Begegnung mit „waschechten“ Mountainbikern herausstellte, scheint es ein regelrechter Fauxpas zu sein, sich einen Elektroantrieb am Berg zu gönnen. Wie können wir es ihnen verdenken, wenn der verschwitzte „Wadl-Antrieb“-Radler bei 800 Höhenmetern, mit letzter Kraft, plötzlich von einem lauten Surren überholt wird? Doch eines sei gesagt: Missgunst ist hier fehl am Platz – überwiegen doch die positiven Aspekte des E-Bikes. Weniger Fitte schnuppern etwas frische Bergluft, Erschöpften gibt es den letzten Antrieb und verschafft ihnen die Motivation, bis zum Berggipfel zu gelangen. Und wen dann doch der Ehrgeiz packt, der schaltet den Motor aus und strampelt so lange, bis ihm die Puste ausgeht.

Die Tour lockt auch mit zahlreichen kulinarischen Schmankerln. Bild: Kurt Tropper

Kulinarische Rundfahrt

Auf der gesamten Strecke locken kulturelle wie landwirtschaftliche Schmankerl und unterschiedliche „KochArt“-Betriebe. „Der Verein KochArt ist eine Vereinigung von Wirten, die Produkte von heimischen Bauern und Produzenten verarbeiten“, sagt Kurt Tropper vom Tourismusverband Kitzbüheler Alpen. Er hat das Projekt ins Leben gerufen und damit den „Tourismus-Oscar“ gewonnen. Auf der KAT-Bike-Strecke können die Mountainbiker ganz nebenbei mit den Lieferanten ins Gespräch kommen, deren Lebensmittel später auf den Tellern der 22 teilnehmenden Restaurants landen. „Das Gute liegt so nah, wir müssen es nur wahrnehmen“, sagt der 53-jährige Tropper.

Über sich hinauswachsen

Wann hat man im Alltag schon die Zeit, über sich hinauszuwachsen und seine eigenen Grenzen auszutesten? Von Tag zu Tag kommt man mehr in den Genuss, überwindet steile Bergpassagen und freut sich über neue An- und grenzenlose Aussichten. Jede Kurve gibt einen weiteren Blick auf den markanten „Koasa“ frei, dessen schroffe Krone sich von Westen nach Osten immer wilder zeigt. Unbezahlbar ist das Gefühl von Freiheit und Stolz, weil man so manch waghalsige Passage geschafft hat.

Sorgenfrei durch die Kitzbühler Alpen radeln

KAT BIKE: ist ein 180 Kilometer langer Bike-Trail durch die Kitzbüheler Alpen. Er ist in vier Etappen gegliedert und in drei Schwierigkeitsgraden unterteilt. Der Trail kann auch sehr gut mit dem E-Bike befahren werden.

DIVAS KAT BIKE: Viertägiger Bike-Trip in Frauenrunde auf ausgewählten Etappen des KAT Bike. Er ist in drei Schwierigkeitsstufen zu befahren. Zielgruppe sind alle Frauen, die sich technisch verbessern wollen. Neben dem Radeln stehen Technik- und Pannenworkshops am Programm. Das Rundum-Sorglos-Paket umfasst Gepäcktransport sowie drei Übernachtungen mit HP für 500 Euro p.P. im DZ und Guide. Nächster Termin: 13.–16. Juni 2019

HOTEL SPORTALM IN KIRCHBERG: „Mountainbike Holidays“ geprüft: Junior Chef Philipp ist hauseigener Bikeguide. Mit videoüberwachter Bikegarage, Bikewäscheservice, Wellnessbereich. Übernachtung ca. 100 Euro pro Person.
www.hotel-sportalm.at

PENZINGHOF IN OBERNDORF:
Familiäre Herzlichkeit im 4-Sterne-Wellness-Hotel. Gekocht wird mit Lebensmitteln aus der Region. Panorama-Studio ab ca. 130 Euro. Auf Biker spezialisiert.
www.penzinghof.at

 

 

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