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Duell im Wüstensand

Von Manfred Lädtke, 26. Mai 2018, 00:04 Uhr
Duell im Wüstensand
John-Ford-Filme haben die Kulisse des Monument Valley weltberühmt gemacht. Eine ringförmige Staubpiste führt durch das Navajo-Land, in dem einst John Wayne, Henry Fonda und Kirk Douglas ritten. Bild: Manfred Lädtke

In den Old Tucson Studios in Arizona ist immer noch der Teufel los. Manfred Lädtke auf den Spuren des Wild-West-Films.

Kakteen, wohin das Auge schaut. Meterhohe stachelige Riesen strecken ihre Arme in die flirrende Hitze der Saguaro-Wüste. Durch das südliche Arizona zogen früher Indianer, Siedler, Goldsucher und Ganoven. Hier, im Südwesten der USA zwischen Tombstone und Monument Valley, strickt Amerikas heißeste Nadel am Mythos des Wilden Westens.

In "Old Tucson" ist der Teufel los. Über die staubige Main Street prescht eine Horde maskierter Reiter und stürmt die Bank. Vor dem Grand Palace Hotel ballern Gun-fighter, und am "Stadtrand" auf der High Chaparral Ranch füllt sich die Zuschauertribüne für den nächsten Postkutschenüberfall in Wild-West-Disney. Ein Programmzettel hilft dabei, keine Schieß- und Prügelorgie zu versäumen. 1939 bauten die Columbia Pictures das Tucson des 19. Jahrhunderts als Bühne für den Western "Arizona" nach. "Old Tucson" wurde Drehort für mehr als 400 Pferdeopern und TV-Serien.

Im Saloon warten Touristen auf die nächste Show. Vor 50 Jahren haben in der rustikalen Trinkhalle James Stewart und Hollywoods coolstes Kraftpaket John Wayne ihre Whiskeys gehoben. Jetzt sind Stuntmen die Hauptdarsteller. Filmstars gehen am Fuß der schwarzen Berge nur noch selten ihrer Arbeit nach. Wo Robert Mitchums Sporen klirrten, klappert Fast-food-Geschirr und klingeln Kassen der Souvenirshops.

Neunzig Autominuten von Tucson entfernt liegt Tombstone. In der ehemals reichen Silberminenstadt kann man auch als Schurke heute wieder etwas werden. Niemand weiß das besser als Bill Trewik, alias Wyatt Earp. Von Frühjahr bis Herbst ist der "Sheriff" mit Dutzenden anderen Laiendarstellern Touristen auf den Fersen, um ihnen "historische Plätze" vor dekorativen Westernfassaden zu zeigen. Im OK Corral wird die berühmteste Schießerei des Westens nachgestellt. Nur 30 Sekunden brauchten Wyatt Earp und Doc Holliday 1881, um Billy Clanton und die McLowrey-Brüder ins Jenseits zu befördern. Das Shootout sichert Tombstones Bürgern auch 137 Jahre später noch Arbeit und Lohn. Als Kreuzritter gegen die Anarchie kam Earp in den Law-and-Order-Streifen "Frontier Marshall" (1939) und "Tombstone" (1946) zu Filmehren. In Wirklichkeit standen sich in dem Hinterhof aber nur ein paar Halunken gegenüber, die sich lediglich durch ihre Wirtschaftsinteressen unterschieden.

Spannender als die nachlässig gespielte Platzpatronen-Posse ist ein Streifzug durch Tombstone. Die Ausstattung im alten Bird Cage Theatre erinnert an die bleihaltigen Zeiten, als grölende Raubeine die Puppen tanzen ließen. Gegenüber, im original restaurierten Crystal Palace, soll Wyatt Earp gebechert haben, bis er 1929 nach Kalifornien ging und als wohlhabender Schurke starb. Schandtaten anderer "prominenter" Galgenvögel sind im Court House verewigt. Für die meisten reichte es freilich nur bis zum Friedhof an der Ortseinfahrt. "Gehenkt", "gelyncht" oder "versehentlich erschossen" steht auf den Grabsteinen.

Von Tombstone zum Monument Valley, jener dramatischen Kulisse für wilde Verfolgungsjagden, reichte den Guten und Bösen im Film ein forscher Minutengalopp. Tatsächlich sind 700 Kilometer durch weites, wüstes Land zurückzulegen.

Duell im Wüstensand
Mehr als 400 Wildwest-Filme wurden in der Filmstadt gedreht. Stuntmen stellen Szenen nach. Bild: Manfred Lädtke

High Noon in Arizona

Die Sonne brennt wie Tabasco. Der Highway 163 gleicht einem schwarzen Pfeil, der sich geradewegs in den blauen Horizont bohrt. Im Monument Valley ragen unterhalb eines weitläufigen Plateaus gewaltige Felsformationen aus dem rotbraunen Wüstensand. Zwei Millionen Jahre hat die Natur an den steinernen Riesenskulpturen gearbeitet. Im wechselnden Sonnenlicht bekennen die Monolithen Farbe. Morgens glühend rot, abends schimmernd violett.

"Land des schlafenden Regenbogens" nennen die Indianer ihr Land in dem Reservat. Vor dem Visitor-Center warten Indianer mit Geländewagen auf Kunden. Eine 27 Kilometer lange, ringförmige Schotterpiste schlängelt sich durch "Marlboro Country". Vor 60 Jahren machte John Ford mit seinem Western "Stagecoach" dieses Stillleben aus Stein zu einem Touristenmagneten. Bei den zu "Leinwandstars" gewordenen "Totem poles", drei Felsnadeln, zeigt der indianische Fahrer auf den ehemaligen Regieplatz von John Ford. Apachen, wie sie der Hollywoodmeister in seinen Filmen zeigt, seien hier nie zu Hause gewesen. Der Regisseur habe das Volk von Geronimo nur wegen seiner kriegerischen Vergangenheit in Szene gesetzt. Dann erweist sich der Sprachenstudent und Nachfahre eines Häuptlings als profunder Kenner deutscher Abenteuerlektüre. Karl Mays Winnetou und Old Shatterhand seien zwar nur Romanfiguren, zwischen dem Apachenhäuptling Cochise und dem weißen Postkutschenfahrer Thomas Jeffords habe es aber tatsächlich eine Blutsbrüderschaft gegeben. "Diese innige Freundschaft hat 1872 sehr geholfen, dass Weiße und Indianer aufeinander zugegangen sind", erzählt der Navajo und weiß zu berichten: "Cochise und Mr. Jeffords waren die Vorbilder für den deutschen Bookwriter."

Weiter geht die Western-Tour zu einsamen Hogans (Navajohütten) und zu wasserpolierten Höhlen mit geheimnisvollen Wandzeichen. Vor der Windschutzscheibe zoomen sich Felskolosse wie Gei-sterschiffe heran und bleiben im Rückspiegel als erstarrte Fabelwesen zurück. Nur Staubwolken versperren von Zeit zu Zeit den Blick auf den "Wilden Westen".

Reiseinfos

Die „Wildweststädte“ Tucson und Tombstone sind am besten mit einem Mietwagen z.B. ab Phoenix erreichbar. Autotouren durch Südwest-USA sowie Unterkünfte auf Ranches nahe Tucson und Tombstone haben u.a. Meier‘s Weltreisen und Dertour im Programm.
Beste Reisezeit: Frühjahr bis Herbst

Old Tucson Studios

www.oldtucson.com

Öffnungszeiten: freitags bis sonntags 10 bis 17 Uhr. Ein Veranstaltungsplan informiert über Führungen sowie über das Nachspielen von alten Filmszenen, Stunt-Einlagen und Saloon-Shows.
Eintritt: 20 Dollar für Erwachsene, Kinder bis elf Jahren
zahlen 11 US-Dollar

Wüstenmuseum: Empfehlenswert ist auch ein Besuch im 28 Kilometer entfernten Arizona Desert Museum mit 300 Tier-arten und 1200 verschiedenen Pflanzen.
www.desertmuseum.org

Tombstone liegt rund 80 Kilometer von Tucson entfernt. Während des Goldrausches Ende des 19. Jahrhunderts entwickelte sich der Wüstenort als Boomtown mit mehr als 14.000 Glücksrittern. Das Zentrum ist nahezu unverändert. Heute lebt die Wild-West-City von Touristen und den Legenden Wyatt Earp und Doc Holliday.

Im Monument Valley, US Highway 163, informiert ein Visitor Center über Ausflüge in den Navajo Tribal Park.
Öffnungszeiten: Mai bis September 6 bis 20 Uhr, Oktober bis April 8 bis 17 Uhr

Übernachtungen am Lagerfeuer sind im Valley mit indianischen Führern möglich. Die schönste Aussicht auf die Felsmonolithen bietet der Campingplatz neben dem Visitor Center. Campingmöglichkeiten bestehen auch im Tal. Ein „Ritt“ durch das Valley wird mit Jeeps und Trucks angeboten.

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