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Bittersüße Zeitreise durch Indien

Von Dietlind Hebestreit, 04. November 2018, 00:04 Uhr
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Bildergalerie Indien - Im Land der Maharadschas
Bild: Dietlind Hebestreit

Im Land der Maharadschas, in Rajasthan, scheint die Zeit stillzustehen. Prächtige Paläste zeugen vom Prunk, in dem die früheren Herrscher residierten. Frauen hüllen sich in traditionell farbenfrohe Saris, und in der Gosse streunen Kühe, Hunde und Schweine.

Der Blick schweift wohlwollend über die prächtige Fassade des Palastes: Die Maharadschas wussten schon, wie man es sich gut gehen lässt. Wer sich auf eine Rundreise durch Rajasthan begibt, wird für stundenlange Busfahrten über holprige Straßen mit kunstvollen, gigantischen Bauwerken aus den vergangenen Jahrhunderten belohnt. Auf Platz eins der Sehenswürdigkeiten-Hitparade in Indien steht das Taj Mahal mit seinen wunderbaren eingelegten Edelstein-Ornamenten. "Lass dich auf dem Diana-Bankerl fotografieren", ist der wohlwollende Rat eines Daheimgebliebenen. 

Die Sitzgelegenheit erlangte Weltruhm, als sich die Briten-Prinzessin Diana auf ihrer ersten großen Reise ohne Ehemann Charles dort ablichten ließ. Was auf dem legendären Bild so idyllisch wirkt, entpuppt sich in der Realität heute als absoluter Touristenmagnet: Gefühlt 500 andere Gäste des UNESCO-Welterbes möchten hier gleichzeitig ein Foto machen. Wer sich nicht mit einem Bild in der Menschenmasse zufriedengibt, ist fehl am Platze.

Unweit des Taj Mahals erhebt sich das Rote Fort. Die Festungs- und Palastanlage aus dem 16. und 17. Jahrhundert wird nicht nur von Touristen, sondern auch von Affen und Streifenhörnchen belagert. Im ersten Moment etwas enttäuschend: Die Anlage ist wie leergefegt. Einrichtungsgegenstände: Fehlanzeige. "Wer antike indische Möbel sehen möchte, muss nach London fahren", sagt Reiseleiter Dinesh Soni. Der Inder spielt damit auf die Praxis der englischen Besatzer an, viele der Kostbarkeiten aus dem Land schaffen zu lassen.

Grenzenloser Luxus

Wer eine Ahnung davon bekommen möchte, wie es früher in den Palästen der Maharadschas aussah, sollte unbedingt das Junagarh Fort in Bikaner besuchen. Dort lassen Teppiche, Möbel, Sänften, Bilder und sogar ein Doppeldecker-Flugzeug den Reichtum der früheren Herrscher erahnen. Exponate geben Einblick in ein luxuriöses Leben, das nach damaligen Maßstäben keine Wünsche offen ließ. Wer mehrere der früheren Wohnstätten der Adeligen besucht, findet immer wieder herrliche Steinmetzarbeiten, erlesene Verzierungen und erhabene Räume vor. Zum Beispiel im Fort Amber in Jaipur, in dessen Spiegelpalast unzählige funkelnde Glasspiegel zu symmetrischen Ornamenten zusammengefügt wurden. Das Stadtpalais in Jaipur punktet mit farbenfrohen Malereien.

Bittersüße Zeitreise durch Indien
Der „Palast der Winde“ in Jaipur Bild: dh

Gerade zu Feiertagen, die in Indien reichlich übers Jahr verteilt sind, stürmen Einheimische die Sehenswürdigkeiten. Mitteleuropäer sind die Ausnahme und werden gerne von Indern zu Selfies eingeladen – besonders blonde Menschen und Frauen mit kurzen Haaren. "Manche Besucher, die aus kleineren Dörfern kommen, haben noch nie Mitteleuropäer gesehen. Kurze Haare haben in Indien auch nur Frauen, die krank sind oder im Gefängnis sitzen", erklärt Reiseleiterin Astrid Eichwalder das rege Interesse.

Überhaupt halten die Inderinnen heute noch an alten Traditionen fest: Sie tragen – auch in den großen Städten – fast ausschließlich den traditionell bunten Sari, sind fast immer Hausfrauen und haben in dem patriarchalisch geprägten Land immer noch nicht viel zu melden. Frauen dürfen zum Beispiel keine Verträge abschließen und keine Wohnungen mieten. Ein anderes Leben als das einer Ehefrau ist nicht vorgesehen. "Man kann als Frau in Indien eigentlich nicht alleine leben, sondern man braucht einen Vater, Bruder, Ehemann oder Sohn", sagt Eichwalder.

Bittersüße Zeitreise durch Indien
Besucherinnen des Palastes von Jaipur: Traditionelle, farbenfrohe Kleidung gehört für die meisten Inderinnen zum Alltag. Auf der Stirn: das „dritte Auge“ Bild: dh

Dass sie als Europäerin in Indien einen einheimischen Führer zur Seite gestellt bekommt, ist selbstverständlich. Ein Glück, dass Dinesh Soni nicht nur ein fachkundiger Reiseleiter, sondern auch ein genialer Geschichtenerzähler ist. Bei den Busfahrten berichtet er in leuchtenden Farben und mit großer Leidenschaft über sein Land und lässt die Geschichte von Göttinnen und Göttern lebendig werden. Dass fast alle Tiere heilig sind, ist für ihn als Inder selbstverständlich. So sind die heiligen Kühe auf der Straße allgegenwärtig. Besucher tun gut daran, den massigen Tieren aus dem Weg zu gehen. Denn die Kuh weiß, dass sie in diesem Land der Chef ist, und nimmt keine Rücksicht auf die Wünsche der Menschen.

Exotische Früchte und Gemüse

Sogar auf Märkten sind die wiederkäuenden Tiere zwischen den Ständen unterwegs und hoffen, dass etwas von dem Grünzeug für sie abfällt. Der Europäer bestaunt neben vertrautem Obst und Gemüse auch Unbekanntes: Mit grünen Warzen übersäte Bittergurken, dünne Akazienbohnen oder üppige Aloevera-Blätter bieten die Marktfahrer feil. Zum Kosten vor Ort eignen sich die saftige, leicht süßliche Wassernuss oder der narbige Zimtapfel mit seinem weißen Fleisch und den dunklen Kernen, die Einheimische auf den Boden spucken. Dort vermischen sich Abfälle mit den Fäkalien von Kühen und herumstreunenden Hunden. Ein Geruchscocktail, der für Mitteleuropäer mehr als gewöhnungsbedürftig ist.

Bittersüße Zeitreise durch Indien
Stoffdruck mit der Hand: Arbeitskraft ist hier billig. Bild: dh

Straßenverkehr wie bei Tetris

Das Wort Gosse, das in unseren Breiten seine Bedeutung verloren hat, ist in Indien noch höchst aktuell. So kann die Fahrt mit einem sogenannten Tuk-Tuk, einem Zweitakter-Mopedauto, durch die Straßen einer Stadt schon einen gewissen Kulturschock hinterlassen. Weil es fast nirgends eine Müllabfuhr gibt, säumen Massen von Mist die Straßen und verschmutzen die Wassergräben entlang der Fahrbahn. Die heiligen Kühe und die für Inder unreinen Schweine sowie Hunde leben im Müll. Was Besucher bei einer Tuk-Tuk-Fahrt vielleicht noch mehr in Atem hält, ist aber der scheinbar regellose Straßenverkehr. Da gilt noch das Recht des Stärkeren, und trotz rasanter Fahrt verschachteln sich die Fahrzeuge dicht auf dicht – wie bei einem Tetris-Spiel. "Ein Ausflug mit einem Tuk-Tuk ist wie eine James-Bond-Verfolgungsjagd", bringt ein Tourist die Sache auf den Punkt. Wer das Erlebnis noch steigern möchte, macht eine Rikscha-Tour.

Bittersüße Zeitreise durch Indien
Kühe sind heilig und genießen auf der Straße deshalb Narrenfreiheit. Bild: dh

Der Ausdruck "null Knautschzone" bekommt eine neue Dimension, wenn einen ein Motorrad streift. Dass der Lenker der motorisierten Zweiräder oft vier Passagiere und mehr mit sich nimmt, lässt westliche Touristen immer wieder staunen. Führerscheine gibt es zwar, sie können aber auch käuflich erworben werden. Was vor allem für Analphabeten die einzige Möglichkeit ist, an die begehrte Lizenz zu kommen. Keinen Führerschein braucht man übrigens für die sogenannten Wasserpumpen-Autos. Wie schon der Name sagt, werden sie von Wasserpumpen, die gerade am Feld nicht gebraucht werden, angetrieben und setzen sich aus Bauteilen verschiedener Fahrzeuge zusammen.

Leben wie ein Maharadscha

Nach solchen Abenteuern tut es gut, ins Hotel zurückzukehren und dort etwas Luxus zu genießen. Ob man in einem Pavillon mit eigenem Pool in einem herrlichen Garten einer Maharadscha-Residenz nächtigt oder in den Mauern eines Forts: Der Vergleich mit den Sehenswürdigkeiten drängt sich auf, und man kann sich für einen Tag als Maharadscha oder zumindest als einer seiner Gäste fühlen. Eichwalder gibt Empfehlungen für das Essen: Nichts verzehren, was gewaschen sein könnte. Also keine Tomaten, keinen Salat oder Ähnliches. Keine Mayonnaise, Fisch oder Eis essen. Denn in Indien fällt immer noch oft der Strom aus, und die Kühlkette wird unterbrochen. Wasser aus der Leitung ist ebenfalls tabu.

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Göttinnen und Götter gibt es in Indien in großer Zahl. Bild: dh

Verzicht auf Tierisches

Dass es viele vegetarische Gerichte gibt, hat mit dem Hinduismus zu tun. Viele Tiere sind heilig, andere gelten als unrein. Und manche Einheimische lehnen es überhaupt ab, Lebewesen zu verspeisen. Diese Praxis erlebt manchmal noch eine Steigerung: Die Bishnoi etwa leben vegan und verzichten auch auf alle Pflanzen, die "dem Boden entrissen werden" – zum Beispiel Karotten. Für Inder ist es auch durchaus gebräuchlich, heilige Tiere zu füttern – nicht nur Kühe, sondern auch Tauben, Mäuse oder Ameisen. Und für ausgediente Kühe gibt es extra Farmen, wo sie ihren Lebensabend verbringen.

 

Indien

  • Rundreise „Unterwegs im Land der Maharadschas“: Die Bustour umfasst neun Nächtigungen in sehr guten Mittelklassehotels, Halbpension, Ausflüge und Besichtigungen, eine Rikschafahrt in Jaipur und einen Elefantenritt in Fort Amber, eine Jeepfahrt in Khejarla sowie durchgehend deutschsprachige Reiseleitung.
  • Der Flug von Wien nach Delhi dauert sieben Stunden.
  • Der Preis für die Rundreise beträgt – je nach Termin – 1.099 bis 1.339 Euro pro Person im Doppelzimmer.
  • Termine gibt es für 2019 im Jänner, Februar, März, April, August, September und Oktober.
  • Die Infos und Details sind in allen Travelstar-Reisebüros (Reisewelt, Raiffeisen Reisen, GEO Reisen, Blaguss, Columbus...) erhältlich.
  • Impfungen sind für die Reise zwar nicht vorgeschrieben. Gesundheitsämter informieren aber über empfehlenswerte Impfungen.
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