Ausgeraucht: Thailands Weg aus der Opiumfalle
Tourismus, Kaffee und Kunsthandwerk haben dank königlicher Initiativen dem berauschenden Mohn die Wurzeln entzogen. Philipp Braun machte sich im Goldenen Dreieck ein Bild davon.
Am Anfang ist der Rausch: Halluzinationen oder gar erotische Fantasien. Opiumraucher berichten immer wieder von euphorischen Erfahrungen, die sie mit Opiaten gemacht haben. Berühmte Schriftsteller wie Thomas Mann, Jean Cocteau oder Edgar Allen Poe fanden im Drogenkonsum ihre Inspiration. Auch thailändische Bauern vertrauten auf die Wirkung. Opium diente aber nicht nur als Inspirationsquelle für den Geist, der Mohnsaft stillte ebenso Hunger oder linderte körperliche Gebrechen. Heute reduzieren Medikamente auf Basis von Opium weltweit die Pein von Patienten. Die Grenze zwischen Schmerzmittel und Droge ist schwierig zu ziehen.
So leicht der Einstieg in den Drogenrausch passiert, so dornig ist es, sich vom scheinbaren "Glücksbringer" Opium loszusagen. Viele scheitern daran oder machen einen qualvollen Entzug. Auch die Nachwehen des Rausches sind alles andere als berauschend: Verstopfung, Übelkeit, Erbrechen.
Der Beginn der Milchstraße
Opium wird aus dem Milchsaft des Schlafmohns gewonnen. Die noch unreifen Kapselwände werden mit scharfen Messern einen Millimeter tief angeritzt. Die austretende weiße Milch trocknet und verfärbt sich an der Luft zu einer braunen bis schwarzen Masse – dem Rohopium, das verschiedene Alkaloide wie Morphin enthält und deswegen eine starke psychoaktive Wirkung besitzt.
Schlafmohn wird seit 6000 v. Chr. als Nutzpflanze verwendet. Im vergangenen Jahrhundert erlangte das Goldene Dreieck in Südostasien – der Name bezieht sich auf die Grenzregion der Staaten Laos, Thailand und Myanmar – durch die Opiumproduktion Berühmtheit. Bis ins Jahr 1956 war der Verkauf und Handel in Thailand legal. Mohnmilch floss wie im Schlaraffenland und trug zu einem Drittel der Steuereinnahmen bei. Drei Jahre später folgte in Thailand die Kehrtwende, und legale Produktion wurde untersagt. Aus dem Goldenen Dreieck wurde ein Strich, der Schwerpunkt konzentrierte sich immer mehr auf Myanmar. Heute ziehen sich die Kreise um sechs Staaten, die legal produzieren: Türkei, Indien, Australien, Frankreich, Spanien und Ungarn. Als größter illegaler Produzent gilt Afghanistan.
Das Ende der Legalität
Auch im Norden Thailands produzierten Bauern und ethnische Minderheiten lange Zeit gesetzeswidrig, um ihren Lebensunterhalt zu verdienen. Der gesetzliche Rahmen wurde trotz drakonischer Strafen ignoriert. "Man macht alles, um Geld zu verdienen und irgendwie aus der Armut zu kommen. Man denkt nicht darüber nach, ob es legal oder illegal ist. Auch Pistolenkugeln schreckten nicht ab", sagt Chakue Lahuna, der selbst Opium geraucht hatte, im Waffengeschäft tätig war und dessen Gesicht von der traurigen Vergangenheit erzählt.
Auch Chamnan Apisoonthornkul war abhängig vom Opium. 21 Jahre lang rauchte er. "Opium war wie Glück für mich", sagt er mit einem verschmitzten Lächeln. Trotz berauschender Wonne entschied er sich für den Entzug. Im Projekt der Mae-Fah-Luang-Stiftung fand er eine neue Perspektive.
Kaffee statt Opium
Die Stiftung wurde 1972 von Prinzessinnenmutter Srinagarindra (1900–1995) gegründet und verfolgt das Ziel, ethnischen Minderheiten eine Alternative zu bieten und auf ihre Kunstfertigkeiten zu setzen. Srinagarindra realisierte, dass Armut und fehlende Möglichkeiten an der Wurzel behandelt werden müssen. Menschen ohne Perspektive zerstören langfristig ihre natürlichen Lebensgrundlagen. Um Koexistenz zu ermöglichen und die Natur zu bewahren, muss an der Gesundung der Menschen gearbeitet werden. "Jede Person hat das Recht auf Entwicklung der eigenen Fähigkeiten und darf nicht in einem Schrank von Ignoranz gefangen sein", wird die Prinzessinmutter zitiert.
Im Jahre 1988 setzte man im Norden Thailands im Doi-Tung-Gebiet nahe Chiang Rai die ersten Samen für eine nachhaltige Entwicklung und forstete die für die Opiumproduktion gerodeten Flächen wieder auf. Statt Schlafmohn wachsen nun Kaffeesträucher und Macadamiabäume, deren Früchte zu hochwertigen Produkten veredelt werden. In einer Weberei werden Schals, Decken und Kleidung hergestellt, aus Maulbeeren produzieren die Arbeiterinnen buntes und edles Papier. Das Ergebnis zeigt sich nicht nur in den Genussmitteln und in den Kunsthandwerken, sondern in der intakten Natur, die entsprechend Touristen anzieht.
Aber auch die extreme Armut wurde verringert, und das durchschnittliche Jahreseinkommen konnte in 22 Jahren verfünffacht werden, während es in anderen nordthailändischen Regionen vergleichsweise moderat anstieg.
Mittlerweile gilt das Modell der "nachhaltigen alternativen Lebensgrundlagenentwicklung" als anerkanntes Modell in Thailand und in anderen Staaten wie Myanmar, Afghanistan und Indonesien. Aus Illusionen und Perspektivlosigkeit wurde dank eines verantwortungsvollen Tourismus wirtschaftlicher Optimismus, der die Schlafmohnproduktion einschläferte. www.maefahluang.org
Tipps und Informationen
Anreise: Thai Airways International bietet derzeit fünf Direktflüge pro Woche von Wien nach Bangkok – täglich außer Dienstag und Mittwoch – sowie 21 wöchentliche Nonstop-Flüge von Deutschland nach Thailand an. Ab 28. Oktober wird täglich ab Wien geflogen. Die thailändische Fluglinie wurde im aktuellen Skytrax-Award 2018 in drei Kategorien („World’s Best Economy Class“, „Best Airline Lounge Spa Facilities“ und „Best Economy Class Onboard Catering“) auf Platz eins gewählt. Von Bangkok bieten lokale Anbieter (Thai Smile) Flüge nach Chiang Rai an. (www.thaiairways.com)
Unterkunft 1: Wer in Bangkok übernachten möchte, findet im Anantara Riverside Hotel 396 neu gestaltete Zimmer und Suiten zur Auswahl. Das einzige Fünf-Stern-Hotel Bangkoks liegt direkt am Chao-Phraya-Fluss. Optimal, um eine „Manohra Dinner Cruise“-Tour zu buchen. Doppelzimmer ab 110 Euro. (www.bangkok-riverside.anantara.de.com)
Unterkunft 2: Die Doi Tung Lodge ist in die Natur eingebettet und dient als Arbeitsplatz für ethnische Minderheiten, denen eine Alternative zum Mohnanbau und ein geregeltes Einkommen geboten wird. In wenigen Minuten erreicht man den Park, lokale Märkte und das für Besucher geöffnete Haus der Prinzessin Srinagarindra. Doppelzimmer ab 67 Euro. (www.doitung.org)
Heute nehmen die Thai Tonnen von YaBa.
Das sind rote Tabletten mit Methamphetamin. Das vertreibt den Schlaf, damit fahren die Thai-Lastauto-Fahrer Tag und Nacht. Es wird behauptet, dass YaBa in Myanmar prduziert und nach Thailand geschmuggelt wird.
In Europa wird das Methamphetamin in anderer Form gehandelt und konsumiert. In Tschechien wird das Crystal Meth produziert; von dort wird es nach Österreich gebracht.
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