21 Sterne unter Antwerpens Himmel
Einmal im Jahr verwandelt sich das Lido-Deck der MS Europa in eine Gourmetmeile der Superlative – in Antwerpen mit dabei waren heuer auch heimische Genussproduzenten und -konsumenten.
Es gibt Genussmenschen, die buchen diese Reise nur wegen dieses einen Abends. Gisela und Heribert Schwarzenbrunner aus Linz zählen dazu, und das Linzer Ehepaar befindet sich in guter Gesellschaft. Von den knapp 400 Passagieren hat der Großteil die 14-tägige Reise von Hamburg nach Bilbao und wieder retour vor allem auch deshalb angetreten, um Europas Spitzengastronomen in Aktion zu erleben. Bei der 14. Auflage von "Europas Beste" legten sich in diesem Jahr in Antwerpen 30 Meister des Genusses ins Zeug, um Passagiere und externe Gäste kulinarisch zu verwöhnen.
"Mhmmm", kommt es Gisela Schwarzenbrunner ob der Spaghetti aus dem Parmesan-Laib über die Lippen, die Deutschlands Trüffel- und Delikatessenexperte Ralf Bos eigenhändig mit frischem schwarzen australischen Wintertrüffel verfeinert hat. Das Linzer Ehepaar bezeichnet sich als Wiederholungstäter, was "Europas Beste" angeht. "Wir sind bereits zum vierten Mal mit dabei, es ist unsere insgesamt sechste Schiffsreise auf der Europa", sagen sie. Einen kulinarischen Favoriten haben sie nicht. "Alle Stationen sind immer ausgezeichnet", geben sie sich nicht bloß diplomatisch.
Kulinarische Glanzlichter
Unter Antwerpens Nachthimmel leuchteten an diesem Abend immerhin die 21 Sterne von 13 Spitzenköchen, darunter etwa Jan Hartwig vom Münchener Restaurant Atelier, der im November des vergangenen Jahres den dritten Stern erkochte. Für die MS-Europa-Gäste bereitete er Jakobsmuscheln mit Essigkarotten, Eiskraut, Sesam und Dashi-Schnittlauchbutter zu. Über die Maßen mundete den Gästen auch das gebackene Schweinekinn mit glasierten Roscoff-Zwiebeln und geräuchertem Kartoffelpüree von Hendrik Otto vom Restaurant Lorenz Adlon Esszimmer in Berlin. Zwei-Sterne-Kollege Martin Klein vom Restaurant Ikarus im Hangar 7 in Salzburg verwöhnte die Passagiere derweil mit Hummer, zubereitet mit Buttermilch, Holunderblüte und Wasserkresse. Der gebürtige Elsässer war nicht der Einzige, der aus heimatlichen Gefilden angereist war. Bei Österreichs führendem Olivenöl-Experten Heinrich Zehetner aus Mondsee gab es eine Auswahl an Veronelli-Olivenölen zu verkosten. Runter wie Öl gingen bei den Gästen auch Johann Drexels hochprozentige Destillate von der Lustenauer Privatbrennerei Freihof. Mit Winzern war Österreich in diesem Jahr bei "Europas Beste" dagegen nicht vertreten, dafür freute sich ein Jungwinzer über regen Zulauf: Moderator Günther Jauch, der keine Millionen-Fragen stellte, sondern gemeinsam mit Gattin Thea zum Riesling aus eigenem Anbau ebenso viele beantwortete.
Gisela und Heribert Schwarzenbrunner sind derweil bei der einzigen Spitzenköchin an Bord und ihrer vom Kurkuma grellgelb leuchtenden Zander-Zitronen-Ceviche angelangt: der Deutschen Tanja Gradits, seit zehn Jahren Chefin des Restaurants Stucki in Basel. Den Schwarzenbrunners schmeckt ihre Kreation "hervorragend".. Auf die Frage, ob sie schon alle 32 Stationen durchprobiert hätten, winken die Linzer jedoch ab: "Keine Chance, bis zum Eis haben wir es aber noch nie geschafft." Was in diesem Fall schade ist, denn das Roquefort-Eis mit kandierten Walnüssen und Beeren im Waffelbecher von der Nordischen Eismanufaktur Zantopp war auch einen Nachschlag wert.
Europas Beste 2019: Im kommenden Jahr ist "Europas Beste" Bestandteil einer Kurzreise, die von 2. bis 4. August 2019 von Hamburg über Helgoland nach Hamburg führt. Die Reise ist ab 1090 Euro pro Person buchbar. www.hl-cruises.de