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Rückkehr einer Krankheit, die längst überwunden schien

Von Ulrike Griessl, 28. Oktober 2011, 00:04 Uhr
Rückkehr einer Krankheit, die längst überwunden schien
Zu den Symptomen von Poliomyelitis (Kinderlähmung) gehören Schmerzen und Lähmungserscheinungen. Bild: privat

Franz Lugmayr war gerade 18 Jahre alt und ein begeisterter Sportler, als er im Juni 1959 Kinderlähmung (Poliomyelitis) bekam. Seither bestimmt der Kampf gegen die Folgen dieser Krankheit das Leben des heute 70-jährigen Mühlviertlers, seit einem Jahr leidet er nun auch am Post-Polio-Syndrom.

„Es war ein sehr heißer Frühsommertag vor 52 Jahren, als ich hohes Fieber und grippeähnliche Zustände bekam“, erinnert sich Franz Lugmayr an den Ausbruch der Krankheit. Drei Tage später überwies ihn sein Hausarzt mit der Vermutung, es könnte sich um Kinderlähmung handeln, ins Linzer Allgemeine Krankenhaus. „Dort bestätigte sich leider der Verdacht“, erzählt Lugmayr.

Bald stellten sich typische Symptome der Poliomyelitis, wie die Krankheit medizinisch korrekt genannt wird, ein. Der junge Mann bekam zusätzlich zu dem hohen Fieber unerträgliche Schmerzen am ganzen Körper und Lähmungserscheinungen. „Arme, Beine, Harnblase und Darm waren bewegungsunfähig, es war schrecklich“, sagt der mittlerweile pensionierte Landesbedienstete. Ob er die Krankheit überleben würde, war zu diesem Zeitpunkt völlig unklar. „Die Ärzte hatten mich schon aufgegeben und mir einen Priester zur Letzten Ölung geschickt“, erinnert sich Lugmayr.

Lugmayr überlebte

Doch der junge Mann aus Hellmonsödt überstand die Infektion und trainierte danach hart, um die verbliebene Muskulatur aufzubauen. Im Rollstuhl zu landen, war für ihn eine furchtbare Vorstellung. „Natürlich blieb ich trotz aller Bemühungen beeinträchtigt, vor allem beim Gehen hatte ich nach der Krankheit immer Schwierigkeiten, aber ich konnte trotzdem ein normales Leben führen“, sagt Lugmayr. Er fand Arbeit, heiratete und baute sogar ein Haus.

Doch vor knapp einem Jahr holte den heute 70-Jährigen die Krankheit wieder ein: Die Kraft in seinen Armen begann plötzlich wieder zu schwinden, und starke Schmerzen plagten ihn. Nach einer Odyssee von einem Arzt zum anderen landete Lugmayr schließlich bei einem Neurologen. „Der sagte mir nach einem Blick auf meinen Körper, dass ich am Post-Polio-Syndrom leide und es dafür keine Hilfe gibt“, sagt Lugmayr. Ohne Information, wie es nach dieser Diagnose weitergehen sollte, schickte der Arzt den schockierten Patienten nach Hause. Was es bedeutet, am Post-Polio-Syndrom, einer Folgeerkrankung der Kinderlähmung, zu leiden, erfuhr der Pensionist erst von einer Selbsthilfegruppe in Deutschland.

Schubweise Schmerzen

Daran, was in der nächsten Zeit auf ihn zukommt, will Lugmayr gar nicht denken: „Meine Aussichten sind nicht allzu rosig, denn der Muskelschwund schreitet weiter voran. Ich habe große Probleme, ein Glas Wasser zum Mund zu bringen, und kann mittlerweile kaum noch sitzen.“ Außerdem leide er neben dem starken Schwund der Arm- und Schultermuskulatur unter anderem an Verdauungsstörungen, einer Schwächung der Blasenmuskulatur, starken Hustenanfällen, Müdigkeit und Schlafstörungen.

Die schubweise auftretenden Schmerzen kann Lugmayr dank einer homöopathischen Therapie in Grenzen halten. Und die Selbsthilfegruppe gibt ihm neben seiner Frau psychische Unterstützung, um mit der fortschreitenden Krankheit fertig zu werden.

 

Freitag ist der Welt-Polio-Tag

Die Krankheit Poliomyelitis oder kurz Polio heißt im Volksmund auch Kinderlähmung. Sie wird durch Viren hervorgerufen, die über Speichel oder den Stuhl von infizierten Menschen übertragen wird.

In Österreich konnte Poliomyelitis durch die Schluckimpfung vollständig zurückgedrängt werden. Sie ist schon seit Jahrzehnten nicht mehr aufgetreten. Die WHO hat die Region Europa im Jahr 2002 als frei von Poliomyelitis erklärt. Auch Nord- und Südamerika sowie Australien gelten als poliofrei.
Wer aber in afrikanische oder asiatische Länder reist, kann sich mit dem hoch infektiösen Virus rasch anstecken, sofern kein aufrechter Impfschutz besteht.
Seit März 2001 gibt es in Österreich die bekannte Schluckimpfung gegen Kinderlähmung nicht mehr. Sie wurde durch den sogenannten Salk-Impfstoff abgelöst, der mittels Spritze verabreicht wird.
Die Impfung gegen Kinderlähmung (Grundimmunisierung plus einmalige Auffrischimpfung) wird von der Ständigen Impfkommission (STIKO) für alle Kinder bis zum 18. Lebensjahr empfohlen. Eine routinemäßige Auffrischung nach dem 18. Lebensjahr ist nicht nötig. Sie ist nur für Personen ratsam, die in Polio-Risikogebiete reisen.
Erkrankt jemand an Polio, sollten sofort alle Kontaktpersonen geimpft werden – unabhängig von ihrem jeweiligen Impfstatus.

 

Das Post-Polio-Syndrom (postpoliomyelitische progressive spinale Muskelatrophie, kurz PPS) ist eine Folgeerscheinung einer Poliomyelitis-Erkrankung und tritt mehrere Jahrzehnte nach der Infektion auf. Symptome sind zunehmende Müdigkeit, starke Muskel- und Gelenkschmerzen sowie Muskelschwächen, die nicht durch andere Ursachen erklärt werden können. Die Folge sind immer mehr Funktionsverluste.
Eine spezifische medikamentöse Therapie gibt es nicht. In erster Linie sollten betroffene Patienten vermeiden, gelähmte oder geschwächte Muskeln übermäßig zu beanspruchen.
Nähere Informationen: bei der „Polio Initiative Europa“, www.polio-initiative-europa.de. Ansprechpartner ist der Arzt Claus-Peter Kos aus Bad Steben-Thierbach in Deutschland, Telefon 0049 / 9288 / 363. In Österreich gibt es keine Selbsthilfegruppe.



 

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2  Kommentare
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milli34 (3.636 Kommentare)
am 28.10.2011 10:29

für diesen Bericht,es sind nähmlich viele Kinderlähmungsfälle (POliomyielitis) aus dieser Zeit die heute schwer darunter Leiden,weil sie mehr und mehr Bewegungsunfähiger werden.
Als selber betroffene kann ich dir nur beipflichten,
man hat sich in Jungen Jahren "nur" mit der Behinderung herumschlagen müssen,man hat immer am Ball bleiben müssen um Beweglich zu bleiben.Wahrscheinlich sind wir auch die ersten die erfahren müssen dass,zu viel Muskelüberanstrengung bei der Kinderlähmung, im Alter so schwere Beschwerden machen wird.
Ich persöhnlich habe diese Diagnose schon während meiner "Behindertenport"Laufbahn von meinem Hausarzt der heute nicht mehr lebt erfahren, der damals meinte,mach nicht zu lange Sport die Muskel eines gelähmten könnten für Später schaden erleiden.
Heute weiß ich es er hatte damit Recht.Vielleicht schaffen wir durch dieses,dein an die Öffentlichkeit gehen in Österreich auch eine Selbsthilfegruppe, die späterenOpfern das Leiden erspart oder wenigstens Erleichtert:-

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klaus9951 (3.884 Kommentare)
am 28.10.2011 08:31

IMPFEN SCHÜTZT! Auch wenn unsere "grünen Mütter" und Konsorten manchmal glauben "Mann (Frau)" braucht´s nicht traurig

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