Pflege: "Es braucht einen Schulterschluss aller politischen Kräfte"
"Die Sorgen und Herausforderungen in der Pflege sind seit langem bekannt. Es braucht einen Schulterschluss aller politischen Kräfte." Mit diesem dringenden Appell wenden sich die Interessensvertreter der oberösterreichischen Pflegeheime, Martin König und Bernhard Hatheier, an die politisch Verantwortlichen.
Der Zeitpunkt ist gut gewählt, denn in dieser Woche beginnen in Oberösterreich die Verhandlungen über Gehälter in Gesundheits- und Pflegeberufen. Derzeit können in Oberösterreichs Pflegeheimen rund 400 Betten nicht belegt werden, weil man das nötige Personal zur Betreuung nicht habe, so Hatheier und König. Hatheier ist Heimleiter in Esternberg und Obmann der Arbeitsgemeinschaft der Alten- und Pflegeheime Oberösterreich; König ist Geschäftsführer der "Soziales Netzwerk GmbH", einer Plattform, die Projekte und Ausbildung für die Altenheime koordiniert.
Beide betonen, dass der Pflegeberuf zwar verantwortungsvoll und anstrengend sei, aber eben auch viele schöne Momente biete. "Wir wollen diesen Beruf ja nicht krankreden, im Gegenteil. Aber wenn wir Pflegekräfte finden wollen, ist die Konkurrenz aus der Wirtschaft vor allem in einer Phase guter Konjunktur, in der Fachkräftemangel herrscht, groß", sagt König. Daher solle man auch den Vorschlag, Pflege als Lehrberuf zu etablieren, nicht von vornherein wegwischen. "Wir können es uns nicht leisten, dass wir junge Menschen verlieren, die sich für den Pflegeberuf interessieren würden", sagt König. Bis 2025 benötige man 1600 zusätzliche Pflegekräfte in Oberösterreich. Die Herausforderungen haben sich in den vergangenen Jahren enorm gewandelt. Die Heimbewohner kommen mit einem viel höheren Pflegebedarf (Pflegestufe 4) in ein Heim, viele leiden unter Demenz. Die durchschnittliche Verweildauer im Heim liegt bei eineinhalb bis zwei Jahren.
Man brauche eine Modernisierung des Mindestpersonalschlüssels, denn der aktuelle sei vor 25 Jahren entstanden. "Der sollte an die Ist-Zeit angepasst werden", sagt Hatheier. Zur Pflege gehöre auch das Thema Migration: "Wir haben in Linz ein Heim, in dem Menschen aus 14 Nationen arbeiten – und es funktioniert bestens. Wir werden es ohne Zuwanderung nicht schaffen", sagt König. (wb)