Personalmangel in Heimen: Fast 900 Betten stehen leer

LINZ. VP-Soziallandesrat Hattmannsdorfer sieht Versäumnisse seiner SP-Vorgängerin Gerstorfer – diese weist die Kritik zurück.
Der Personalmangel schafft in Oberösterreichs Alten- und Pflegeheimen massive Probleme. Wie sehr, belegt die Antwort von Soziallandesrat Wolfgang Hattmannsdorfer (VP) auf eine Anfrage der SPÖ: Mit Jahresende 2021 "zählten wir 871 Betten in oberösterreichischen Alten- und Pflegeheimen, die aufgrund des Personalmangels nicht belegt werden können", schreibt Hattmannsdorfer.
Im Oktober 2021 hat er das Sozialressort von SP-Landesrätin Birgit Gerstorfer übernommen. Die Zahlen nennt Hattmannsdorfer deshalb die "Ausgangslage für die neue Legislaturperiode".
Denn: Vor fünf Jahren, 2016, gab es nur sechs wegen Personalmangels ungenutzte Betten. Seither stieg diese Zahl Jahr für Jahr deutlich (siehe Grafik). Laut Angaben der oberösterreichischen Heime liegen gleichzeitig rund 2250 Vormerkungen für einen stationären Langzeitpflegeplatz vor. Insgesamt befinden sich in den oberösterreichischen Heimen 10.083 Personen in Langzeit- und 213 in Kurzzeitpflege.
"Kuriose Anfrage"
"Politisch kurios" findet Hattmannsdorfer, dass die SP-Anfrage an ihn die Entwicklung unter seiner SP-Ressortvorgängerin Gerstorfer aufgezeigt habe: "Vor fünf Jahren hätte man beginnen können, gegenzusteuern", sagt er. "Wir stehen jetzt vor einer extremen Herausforderung, weil offenbar nicht rechtzeitig reagiert wurde". Es gehe um das Kernproblem, wie man ausreichend Pflegepersonal finden könne.
Kritik will wiederum Gerstorfer nicht auf sich sitzen lassen. In ihrer Zeit als Soziallandesrätin seien die Pflegeausbildungsplätze in Oberösterreich von 600 auf 1000 aufgestockt worden. Dazu habe sie neue Ausbildungsformate wie "Junge Pflege" und Kombinationen aus Anstellung und Ausbildung eingeführt.
Der Pflegeberuf müsse durch bessere Arbeitsbedingungen und bessere Bezahlung attraktiviert werden, sagt Gerstorfer: "Dazu muss man aber Geld in die Hand nehmen, das Sozialbudget war zu meiner Zeit immer angespannt." Dazu komme das "demographische Problem, dass mehr Pflegerinnen in Pension gehen, als neue beginnen. Ohne den Pflegeberuf deutlich zu attraktivieren, werde "die Situation in den nächsten Jahren nicht anders werden", sagt Gerstorfer.
Hattmannsdorfer weist darauf hin, dass er im Februar gemeinsam mit dem Städte- und Gemeindebund den "Fachkräftestrategieprozess Pflege" gestartet habe. Dabei gehe es um drei Schwerpunkte: Erstens, wie junge Menschen für den Pflegeberuf gewonnen werden können und der "Umstieg" für Ältere attraktiver wird. Zweitens, die Ausbildung selbst attraktiver zu gestalten, etwa durch Flexibilisierung. Und drittens sei der Bund als Gesetzgeber gefordert, das Gesundheits- und Krankenpflegegesetz zu reformieren, das "die Tätigkeitsbereiche zu eng reglementiert".
Ab nächstem Jahr sollen Pflegeschüler zudem 400 Euro pro Monat bekommen, kündigt Hattmannsdorfer an.
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