ÖGB-Bilanz: „2022 war ein Jahr der Gewerkschaften“
LINZ. Mehr als sechs Millionen Euro erstritt der ÖGB im Vorjahr für seine Mitglieder. Zudem verzeichnet er mit 18.000 Neuen ein Mitgliederplus.
Das Vorjahr 2022, "das war ein Jahr der Gewerkschaften" fasst ÖGB Landesvorsitzender Andreas Stangl zusammen, der Arbeiterkammer-Präsident steht mit Mai seit einem Jahr dem ÖGB vor. Nach zwei schwierigen Pandemiejahren würden nun Teuerung, Ukraine-Krieg und Inflation die Arbeitnehmer beschäftigen. Man habe also genug zu tun.
6,45 Millionen Euro erstritt der ÖGB im Vorjahr für seine Mitglieder. In 858 Fällen wurde man aktiv, etwa weil Arbeitnehmern zu wenig ausbezahlt wurde, sie falsch eingestuft wurden oder unbezahlt Überstunden leisten mussten, sagt Landessekretär Stefan Guggenberger.
18.000 neue Mitglieder
Mit Ende 2022 zählte der ÖGB exakt 243.874 Mitglieder, das ist ein Plus von 18.000 neuen Mitgliedern. Nach Abzug ausgeschiedener, pensionierter und verstorbener Mitglieder ergibt das ein Netto-Plus von 0,53 Prozent. Zwar liege man beim Frauenanteil mit 34 Prozent unter dem Bundesschnitt, doch steige auch ihr Schnitt langsam an, sagt Stangl.
Vor allen anderen Landesorganisationen liegt man im Jugendbereich: 9362 Jugendliche schlossen sich 2022 dem ÖGB an, 2125 von ihnen sind weiblich.
Mit der Zahl der Mitglieder stieg auch die der Betriebskörperschaften. 53 neue wurden im Vorjahr verzeichnet, zudem wurden 20 Jugendvertrauensratskörperschaften angemeldet. "Durch die Pandemie ist vielen Unternehmen bewusst geworden, dass auch sie profitieren, wenn es einen Betriebsrat im Unternehmen gibt. Dann haben sie einen Ansprechpartner", sagt Stangl. Doch leider gebe es "noch immer viele schwarze Schafe, die diese Vorteile nicht begriffen haben."
Beim ÖGB schaue es generell "hervorragend aus", sagt der Landesvorsitzende. "Wir haben schon irgendwie einen Lauf."
Nach einem Beratungsrekord im Jahr 2020 - damals waren es rund 44.000 - sei im ÖGB wieder "Normalbetrieb eingekehrt". Mit 42.533 Beratungen liegt man wieder auf Vorkrisenniveau.
Auftritt als "Kampforganisation"
Zwei große Demonstrationen hielt der ÖGB vergangenes Jahr in Oberösterreich ab, man habe sich auch als "Kampforganisation" zeigen müssen, sagen Stangl und Guggenberger. Unter dem Motto "Preise runter" habe man Mitte September mit 3700 Teilnehmern die größte Demonstration des Jahres organisiert. "Das war schon sehr beeindruckend."
Dass Landes- und Bundesregierung erst handeln, "wenn der gewerkschaftliche Druck zu groß wird", würde das Beispiel der Elementarpädagogen zeigen. Die für die Kindergärten zuständige Landeshauptmann.-Stellvertreterin Christine Haberlander (VP) habe im Herbst ohne Rücksprache mit der Gewerkschaft wie berichtet einen Plan für Kinderbetreuungseinrichtungen vorgelegt. Ein Plan, der für GPA und younion nicht akzeptabel war. Durch Streikandrohungen habe man die Politik zum Handeln gezwungen, zum Überarbeiten des Pakets und schließlich einen "sensationellen Abschluss" erreicht, sagt Stangl. Statt der angekündigten sechs Millionen würde das Land jetzt 38,5 Millionen Euro investieren.
Ich gratuliere der Gewerkschaft zu ihren Leistungen. Wenn ich höre, dass Nehammer die Sozialleistungen diskutieren möchte, werden sie viel zu tun bekommen. Ich weiß, sie schaffen das!
"Unter dem Motto Preise runter" Das hat ja richtig auf die Preise durchgeschlagen, nach oben.
Zu Krenreiben der Verein.
Je schwächer dieser "Verein" desto schlechter der Hebel der Arbeitnehmer bei KV-Verhandlungen. Die Arbeitgeber sind nämlich ausgezeichnet organisiert.
Der alte Schmäh mit den KV-Verhandlungen. 😂
Viel mehr als diese unseriöse Panikmache "Ohne Gewerkschaft - keine KV-Erhöhungen" spielt es leider nicht.
Und eines ist klar: in Zeiten unsicherer Jobs verzeichnen die Gewerkschaften besonders in den großen Unternehmen einen Zulauf. Dort, wo die Betriebsräte (und zugleich Gewerkschafter) assoziieren, dass man als Gewerkschaftsmitglied eher vor Kündigung geschützt ist als seine Kollegen. Weil die Betriebsräte ein Mitsprache- und Vetorecht haben, das vor dem Arbeitsgericht relevant sein kann.