"Oberösterreich ist kinderreich, aber betreuungsarm"

LINZ. Nur 19,6 Prozent der Unter-Zweijährigen in Oberösterreich sind in Betreuung, damit liegt Oberösterreich auf dem vorletzten Platz im Bundesländervergleich, kritisieren die Neos. Landesrätin Christine Haberlander verweist auf Verbesserungen bei der Quote und bei den Öffnungszeiten.
94 Prozent der Drei- bis Fünfjährigen in Oberösterreich sind in Betreuung: Bei den Unter-Zweijährigen waren es 2021 nur 19,6 Prozent (zum Vergleich: In Österreich sind es rund 30 Prozent). Nur in der Steiermark sind es mit 18,6 Prozent noch weniger. Das geht aus einer Studie des Economica-Instituts hervor, die im Auftrag der Neos durchgeführt und heute, Mittwoch, in Linz präsentiert wurde. "Für diese niedrige Quote muss es Gründe geben, und es ist die Pflicht der Landesregierung, diese aufzuschlüsseln", sagte Julia Bammer, Landtagsabgeordnete und Klubobmann-Stellvertreterin der Neos in Oberösterreich. Um die Frage, ob es wirklich genug Plätze in Oberösterreich gäbe, wie von der Landesregierung behauptet, zu beantworten, brauche es eine einheitliche Bedarfserhebung in den Gemeinden: Derzeit passiere dies häufig zu spät, oft, wenn die Kinder schon in einer Betreuung sind. Dafür wird Bammer morgen, Donnerstag, im zuständigen Gesellschafts-Ausschuss einen Antrag einbringen.
Derzeit sind mehr als sechs Prozent der Bevölkerung jünger als fünf Jahre, rechnete Helmut Berrer vom Economica-Institut vor: "Das sind rund 90.000 Kinder. Unseren Berechnungen zufolge werden es Ende des Jahrhunderts 130.000 sein." Oberösterreich sei kinderreich, aber betreuungsarm, sagte Bammer. Nur 24,1 Prozent der Kinder hätten eine Betreuung, die den VFI-Kriterien entspreche: Diese Bezeichnung gibt an, ob eine Betreuung mit einer Vollzeitbeschäftigung vereinbar ist. Auch hier sei Oberösterreich Schlusslicht. Die Teilzeitquote bei Frauen in Oberösterreich betrage 57 Prozent: Laut Economica-Studie nennen 44 Prozent eine mangelnde Kinderbetreuung als Grund. Bammer bezeichnete dies als schädlich für den Wirtschaftsstandort und forderte eine Aufstockung der Öffnungszeiten und eine Ausweitung der VIF-konformen Betreuung.
Kindergärten müssen 47 Wochen im Jahr offen haben
Aus dem Büro der zuständigen Landesrätin, Landeshauptmann-Stellvertreterin Christine Haberlander, kam Widerspruch: Das Zahlenmaterial sei veraltet, die Betreuungsquote bei den Unter-Zweijährigen liege aktuell bei 23,4 Prozent. Die Gemeinden würden mit Unterstützung des Landes die Betreuung sukzessive ausbauen. Erst im Juni sei ein neues Gesetz beschlossen worden: Seit 1. September müssten alle Kindergärten, Krabbelstuben und Horte mindestens 47 Wochen im Jahr geöffnet sein. Die Neos hätten als einzige Fraktion bei diesem Gesetz nicht mitgestimmt.