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Fall Dinghofer: Stelzer beauftragt Landesarchiv mit Aufarbeitung

Von nachrichten.at/apa   15.März 2019

Zuvor hatte es Kritik an einer ORF-Dokumentation über den früheren Linzer Bürgermeister gegeben, die ihn sehr freundlich gezeichnet habe, obwohl er laut Auskunft des Bundesarchivs in Berlin NSDAP-Mitglied war.

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Der Säulenheilige aus Ottensheim: FPÖ und ORF entdecken Franz Dinghofer

Franz Dinghofer war NSDAP-Mitglied

 

Der in Ottensheim geborene großdeutsche Politiker Dinghofer (1873-1956) war von 1907 bis 1918 Linzer Bürgermeister. In den 1920er-Jahren war er u.a. Nationalratsabgeordneter, Justizminister, Vizekanzler und Dritter Präsident des Nationalrates. Von 1928 bis 1938 war er Präsident des Obersten Gerichtshofes. Dinghofer ist in FPÖ-Kreisen hoch geschätzt. In Linz ist eine viel befahrene Straße nach ihm benannt.

"Sollte die Einschätzung des oö. Landesarchivs die aktuellen Medienberichte bestätigen, gehe ich davon aus, dass die Stadt Linz die notwendigen Schritte setzen wird", so der Landeshauptmann in einer Presseaussendung am Freitag. Das Archiv solle Dinghofers Wirken und Leben genau unter die Lupe nehmen. Das Land Oberösterreich habe erst kürzlich Konsequenzen gezogen und die Kinzl-Medaille, eine Auszeichnung für Blasmusikkapellen, in "Primus-Preis" umbenannt, als bekannt wurde, dass Namensgeber Franz Kinzl Mitglied der NSDAP war.

Das Mauthausen Komitee Österreich (MKÖ) kritisiert die am 23. Februar in der Reihe "Baumeister der Republik" ausgestrahlte Produktion: Die Doku zeichne den Politiker sehr freundlich. Wer die Sendung gesehen hat, müsse glauben, Dinghofer habe den Nationalsozialismus abgelehnt. Das MKÖ hatte beim Bundesarchiv in Berlin angefragt, ob Dinghofer NSDAP-Mitglied war. Die Auskunft lautete demnach: Dinghofer habe sich 1940 um die Aufnahme in die NSDAP bemüht, diese sei ihm bereits nach zweieinhalb Monaten gewährt worden. Seine Mitgliedsnummer sei 8450902 gewesen.

Grüne fordern Zusatztafeln

"Soweit wir wissen, hat Franz Dinghofer kein Verbrechen begangen. Aber er hat ein Verbrecherregime unterstützt", betonte MKÖ-Vorsitzender Willi Mernyi. Er ist auch ORF-Publikumsrat und verlangt eine Entschuldigung bei den Zusehern. "Das Bundesarchiv in Berlin hat uns auf eine einfache Anfrage hin nach nur einer Woche die NSDAP-Mitgliedskarte von Dinghofer übermittelt. Warum haben die Historiker der aufwendigen ORF-Dokumentation diesen selbstverständlichen Fakten-Check nicht geschafft?", wundert sich der Sprecher des OÖ. Netzwerks gegen Rassismus und Rechtsextremismus, Robert Eiter.

Die Linzer Grünen fordern, die Straßenschilder in der Dinghofer-Straße mit Zusatztafeln zu versehen, die auf eine NSDAP-Mitgliedschaft des ehemaligen Bürgermeisters Franz Dinghofer hinweisen. Auch eine Debatte über eine Umbenennung wäre für Klubobmann Helge Langer angebracht. Die SPÖ-Sprecherin für Gedenkkultur Sabine Schatz schloss sich der Forderung Mernyis nach einer Entschuldigung und einer "klaren Distanzierung des ORF" an und verlangte von der FPÖ die Umbenennung des FPÖ-nahen Franz-Dinghofer-Instituts.

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