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Oberösterreichs Diakoniewerk warnt: "Das Pflegesystem ist an der Grenze"

Von (wb)   07.August 2018

"Wir müssen auf die Menschen, die jetzt in der Pflege arbeiten, achtgeben. Denn das System kommt an eine Belastungsgrenze", sagt Johann Stroblmair, Geschäftsführer des Diakoniewerks in Oberösterreich. Das Diakoniewerk betreibt 22 Pflegeeinrichtungen mit rund 1500 Bewohnern und 500 Mitarbeitern.

Angesichts der angespannten Personalsituation in der Altenpflege warnt Stroblmair vor einer neuerlichen Spardebatte. Man werde im Gegenteil mehr Mittel brauchen und neue, flexiblere Betreuungsformen, aber vor allem auch eine Attraktivierung des Pflegeberufes, um wieder mehr Menschen für diese Aufgabe zu gewinnen. "Das muss ein gesamtgesellschaftliches Anliegen sein, denn die Menschen, die jetzt in unseren Einrichtungen betreut werden, haben die Zweite Republik aufgebaut. Sie verdienen die bestmögliche Pflege", sagt Stroblmair.

Der Pflegeberuf sei in den vergangenen Jahren immer fordernder und belastender geworden, vor allem wegen der steigenden Demenz vieler Bewohner in den Pflegeeinrichtungen.

Der vorgeschriebene Mindestpersonalschlüssel in den Heimen habe dieser Entwicklung aber noch nicht Rechnung getragen und sei zu niedrig, so Stroblmair. Es gilt immer noch der Pflegeschlüssel aus dem Jahr 1996. Zudem sei die Pflegestufe für Menschen mit Demenz in der Regel ebenfalls zu niedrig, weil gerade demente Bewohner einen überdurchschnittlich hohen Betreuungsaufwand benötigen, so der Diakoniewerk-Chef.

Unter diesen Voraussetzungen werde es immer schwieriger, Pflegepersonal zu finden. "Eine Auswahl haben wir derzeit überhaupt nicht mehr", sagt Stroblmair. Daher brauche es dringend eine Verbesserung der Rahmenbedingungen. "Die Leute sollen möglichst lange in diesem Beruf bleiben können und auch bleiben wollen", sagt Stroblmair. Auch die Ausbildung müsse flexibler werden, Pflege als Lehre sei eine Möglichkeit: In der Schweiz und in Liechtenstein sei Pfleger bereits der drittbeliebteste Lehrberuf, so Stroblmair.

"Lange zu Hause leben können"

Schließlich müsse auch das Betreuungsangebot stärker auf die Senioren und deren Angehörige ausgerichtet werden. Gegenwärtig gebe es wenig Auswahl: Man brauche möglichst viele ambulante und mobile Lösungen für Kurzzeitpflege, Tages- und Nachtbetreuung, Besuchsdienste etc. "Echte mobile Betreuung vor stationärer Pflege – das muss das Ziel sein, damit die Menschen im Alter möglichst lange zu Hause leben können", sagt Stroblmair. 

 

Pflege in Zahlen

Die Zahl der Pflegebedürftigen in Oberösterreich wird bis zum Jahr 2040 kräftig steigen, von derzeit 80.000 Menschen auf 125.000. Gleichzeitig steigt auch der Aufwand für die Pflege durch einen wachsenden Anteil an Demenzerkrankten. Aktuellen Zahlen der Weltgesundheitsorganisation WHO zufolge leben in Österreich derzeit etwa 115.000 Menschen, die an einer Form von Demenz erkrankt sind. Laut Prognosen wird sich diese Zahl bis 2050 mehr als verdoppeln.

Die Sozialabteilung des Landes Oberösterreich hat erhoben, dass das Land bis 2025 zusätzlich rund 1700 Pflegekräfte benötigen wird. Doch trotz des steigenden Bedarfs gehen die Ausbildungszahlen zurück. Haben zwischen 2011 und 2016 jährlich rund 500 Fachsozialbetreuer für Altenarbeit ihre Ausbildung abgeschlossen, sind es nun nur noch 380.

Derzeit stehen in Oberösterreich in 133 Pflegeeinrichtungen rund 12.500 Betreuungsplätze zur Verfügung. Das Diakoniewerk Oberösterreich betreut mit rund 500 Mitarbeitern in 22 Senioren-Einrichtungen rund 1500 Menschen. Zudem bildet das Diakoniewerk an den Standorten Gallneukirchen, Mauerkirchen und Wels jährlich rund 120 Fach- bzw. Diplomsozialbetreuer für die Altenpflege aus.

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