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David Pöchhacker (Neos): "Altparteien blockieren massiv"

Von Judith Pointner   25.September 2013

nachrichten.at: Pink - Viele verbinden damit wohl eher Barbie oder Hello Kitty. Warum haben sich die Neos ausgerechnet diese Farbe ausgesucht?

David Pöchhacker: Ganz einfach, weil keine andere mehr übrig war.

Türkis?

Naja, das ist eher eine Mischfarbe. Pink liegt im Trend, es ist knallig und fällt auf. Das ist schon auch ein Grund, aber einen wirklich tieferen Sinn hat die Farbwahl nicht.

Trägst du pinke Hemden?

Wir haben oft pinke T-Shirts an. Mir persönlich gefällt die Farbe. Ein paar wenige ältere Herren gibt es aber in der Partei schon, die sich nicht ganz so gut damit anfreunden können.

Wann und warum hast du dich entschlossen, dich politisch zu engagieren?

Mein politisches Interesse hat sich so im Alter von zehn Jahren entwickelt, als Österreich der EU beigetreten ist. Zwei, drei Jahre später hab ich dann schon gewusst: liberal, das ist meine Schiene. Leben und leben lassen, war immer schon mein Motto, das hat mit dem liberalen Standpunkt harmoniert. Aber in Österreich hat es da nie was richtig Großes gegeben. Das Liberale Forum war ja ab Ende der 90er nicht mehr recht präsent. Dann sind die Neos als Bürgerbewegung und Zentrumspartei entstanden. Ich mag den Spirit, die Dynamik und die positive Einstellung der Partei – vollkommen konträr zu dem, was momentan in der politischen Landschaft los ist. Im April bin ich Parteimitglied geworden. Es war einfach der Punkt da, an dem ich mir gedacht hab, ich muss was machen, ich will nicht weiter zuschauen.

Die Neos positionieren sich liberal. Wie genau definierst du liberal?

Ich würde die Neos nicht als zwingend liberal bezeichnen, eher als eine Bürgerbewegung. Wir wollten einfach dem Stillstand entgegenwirken und anpacken. Ich glaube, die Unterscheidung zwischen links, rechts und so weiter ist ohnehin längst überholt.

Wie haben deine Freunde reagiert, als sie davon erfahren haben, dass du dich bei den Neos engagierst?

Grundsätzlich neutral. Dass Politik keinen wirklich guten Ruf hat, das hat man an den Reaktionen schon teilweise gemerkt. Aber grundsätzlich neutral bis positiv.

Du studierst, du arbeitest und bestreitest gerade einen Wahlkampf. Hast du überhaupt noch Zeit für deine Freunde und Freizeit?

Im Moment wirklich sehr, sehr wenig. Ich habe mir für den Wahlkampf Urlaub genommen, wir gehen fast jeden Tag auf die Straße. Mir kommt vor, die Altparteien, SPÖ und ÖVP, trauen sich gar nicht raus. Denn dann müssten sie den Leuten erklären, warum sich nichts ändert, und das können sie nicht. Heute war ich schon um halb sechs auf den Beinen, Flyer verteilen, das wird in den nächsten Tagen noch mehr werden.

Und wie erholst du dich von den stressigen Tagen?

Frag' mich das nach dem 29. September noch mal (lacht). Ich finde, es ist wichtig, das man auf seinen Körper hört und ausreichend schläft. Aber für Freizeitgestaltung ist momentan wirklich kaum Platz. In den nächsten Tagen werden wir auch in der Nacht in Linz unterwegs sein, Gas geben bis in die Früh, wir wollen ja die Jungen erreichen. Wir sehen uns als Sprachrohr der Jugend.

Sprachrohr der Jugend, sagst du – von den sieben oberösterreichischen Neos-Kandidaten bist du aber der einzige unter 30. Wie passt das zusammen? Hans Peter Heinzl zum Beispiel ist "Baujahr" 1942.

Dem liegen eben seine Enkel am Herzen! Wir haben viele ältere Unterstützer, die frischen Wind wollen. Da kommen Pensionisten und helfen uns freiwillig beim Flyer-Austeilen. Um sich für die Jugend einzusetzen, muss man ja nicht zwingend jung sein. Ich bin der einzige Jungkandidat, im Team selber sind viele zwischen 18 und 30, auch Schüler haben wir dabei.

Was will deine Partei konkret für die Jugend verbessern?

Im Mittelpunkt steht die Bildungsreform: Wir hinken den modernen Standards massiv hinterher, seit Jahrzehnten bewegt sich nichts. Zweites Kernthema sind die Pensionen, Stichwort Generationengerechtigkeit. Das Pensionsantrittsalter muss steigen. Die Lebenserwartung erhöht sich, dadurch ändert sich die Relation. Hier muss angeglichen werden, sonst bleibt für diejenigen, die jetzt unter 50 sind, wenig bis gar nichts mehr übrig. Die Altparteien blockieren hier massiv. Nur zwei von 183 Abgeordneten im Nationalrat sind unter 30. Die Altparteien setzen sich nicht für uns ein. 1,2 Millionen unter-30-jährige Wähler werden von zwei Abgeordneten vertreten, da braucht es einen Ausgleich. Wenn nicht mehr Junge in den Nationalrat kommen, werden die wichtigen Themen wieder auf die lange Bank geschoben.

Was entgegnest du jemanden, der meint, ein junger Mensch könnte aufgrund der fehlenden Lebenserfahrung kein guter Politiker sein?

Wir sind doch genauso mündige Bürger. Es geht darum, dass wir unsere Themen einbringen können, dass wir Mitspracherecht haben. Jede Generation hat eine andere Sichtweise und andere Zugänge. Es ist wichtig alle Seiten zu hören. Außerdem geht man als Junger mit einem ganz anderen Elan und unbelastet an die Sache heran.

Thema Politikverdrossenheit: Wie willst du bei  jungen Menschen das Interesse für Politik wecken?

Dass gerade die Jungen nicht an Politik interessiert sind, halte ich für ein Klischee. Ich glaube, es gibt vielmehr eine Politikerverdrossenheit, als eine Politikverdrossenheit, bei jung genauso wie bei alt. Die Leute haben es satt, was passiert, wollen frischen Wind. Politische Bildung in den Schulen ist sicher ein Punkt, an dem man ansetzen kann. Ab der neunten Schulstufe sollte das fest verankert sein.

Hans Peter Haselsteiner hat kürzlich mit der Forderung, Österreich solle 10.000 syrische Flüchtlinge aufnehmen, die Wogen hochgehen lassen. Wie stehst du dazu?

Für ein Acht-Millionen-Land sind 10.000 Flüchtlinge ein gerechtfertigter Anteil. Ich finde es wichtig, dass man in so einem Fall reagiert. Wären wir in der gleichen Situation wie die Syrer, wären wir auch froh, wenn uns jemand helfen würde. Das hat etwas mit Humanität zu tun. Andere Länder nehmen auch Flüchtlinge auf, nur in Österreich ist es wegen der jahrelangen Hetze der FPÖ kein populäres Thema. Ich bin für den humanitären Weg.

Selbstkritik tut gut. Nenne einen Grund, warum du deine Partei nicht wählen würdest.

Puh, schwierig. Ich stimme mit dem Parteiprogramm zu 95 Prozent überein. Die fünf Prozent, das sind Nuancen. Einen massiven Kritikpunkt hab ich nicht.

Auf Facebook tobt parallel zum „normalen“ momentan ein Satire-Wahlkampf. Da werden die Neos bezeichnet als „ÖVP in Pink – jetzt mit seltsam“. Kannst du über so etwas lachen?

Mich erheitert das immer sehr, sogar wenn’s gegen die eigene Partei geht. Aber es ist was Wahres dran, wir haben Ansätze von der ÖVP, die wir ins Moderne transferieren. Viele Mitglieder von Neos kommen aber auch von anderen Parteien, von den Grünen zum Beispiel.

Die lustigsten Plakate zur Nationalrats-Wahl
facebook.com

Du stammst aus Amstetten, lebst seit vier Jahren in Linz. Was gefällt dir an der Stadt?

Die Atmosphäre und die Leute. Anders als in Wien kann man den Menschen in der Bim in die Augen schauen. In der Innenstadt kommt man überall zu Fuß hin und hat ein kompaktes, aber vielfältiges Angebot - Geschäfte, Lokale, Kultureinrichtungen. Von allen Städten in Österreich gefällt mir Linz am besten.

Hast du politische Vorbilder?

Nein, eigentlich nicht. Natürlich, man schaut sich Sachen von anderen ab. Matthias Strolz beispielsweise bringt wahnsinnig viel Energie mit und hat einen extrem guten Spirit, eine gute Einstellung.

Wann hast du Neos-Spitzenkandidat Matthias Strolz zuletzt persönlich getroffen?

Vor gut einer Woche. Heute, Mittwoch, ist er auch wieder Linz.

Ein bisschen Eigenwerbung darf sein: Warum soll ich gerade dich wählen? Nenne mir drei Gründe.

Erstens: Wir brauchen junge Leute im Parlament, das war mein Hauptmotiv zu kandidieren. Zweitens: Ich bin offen, ich kann mich auf Menschen aller Generationen und Schichten einlassen, habe eine gewisse Volksnähe. Drittens: Ich setze mich für uns Junge ein, bringe unsere Themen auf die Agenda.

Welche Chancen rechnest du dir aus?

Meine Chancen, wirklich ins Parlament einzuziehen, sind gering. Natürlich kann man am Anfang nicht gleich alles niederreißen. Mir geht es auch darum, Erfahrung zu sammeln. Ich sehe Neos als langfristiges Projekt und bleibe dabei, egal wie die Wahl ausgeht. Für Neos im Allgemeinen stehen die Chancen sehr gut, wir liegen in aktuellen Umfragen bei vier bis fünf Prozent.

Beende folgenden Satz: Wenn ich Bundeskanzler wäre, würde ich nicht…

…alles beim Alten belassen.

Und, wenn ich Bundeskanzler wäre, würde ich….

…frischen Wind und einen modernen Zugang in die Regierung bringen.

Welches Buch liegt gerade auf deinem Nachtkasterl?

Ein Buch über Management. Ich bin eher der Typ für Sachbücher. Ich brauche geistige Nahrung und neuen Input, es muss sich was bewegen. Wenn ich mich ablenken will, dann schaue ich einen Film.

Wo siehst du dich in zehn Jahren?

Kommt drauf an wie’s weitergeht. Kann sein, dass ich Politiker im Nationalrat bin, kann sein, dass ich ein Unternehmen gegründet habe…Familie und Kinder möchte ich auf jeden Fall. Das sind die Eckpunkte, in der Reihenfolge bin ich flexibel.

 

Zur Person

David „Packer“ Pöchhacker

geboren 1985 in Amstetten, lebt seit vier Jahren in Linz

Parteimitglied bei Neos seit April

Abschluss an der HAK Amstetten, BSc in Wirtschaftswissenschaften, studiert berufsbegleitend Management im Masterstudiengang an der JKU

Interessen: Politik, Wirtschaft, Sport

Motto: Leben und leben lassen

 

David auf Facebook

 

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19. April 2024