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Wettlauf zwischen Impffortschritt und vierter Welle: Österreich fällt zurück

Von Jasmin Bürger   12.August 2021

Einen sprunghaften Anstieg gab es gestern bei den Corona-Neuinfektionen: Nach 601 Fällen am Vortag wurden am Mittwoch 902 registriert. Das ist der höchste Wert seit 13. Mai. Auch die Spitalszahlen ziehen wieder an: 197 stationäre Covid-Patienten gestern bedeuten ein Plus von 21 gegenüber Dienstag, auf Intensivstationen wurden 48 Patienten betreut, 23 mehr als vor einer Woche.

Für Gesundheitsminister Wolfgang Mückstein (Grüne) ist das noch kein Anlass zur Sorge: "Es ist uns klar, dass die Infektionszahlen in den nächsten Wochen weiter ansteigen werden und eine vierte Welle kommen wird", sagte er auf OÖN-Anfrage. Wie stark diese Welle ausfalle, "hängt vor allem davon ab, wie viele Menschen sich in den nächsten Wochen impfen lassen – wir haben es in der Hand", erneuerte er seinen Appell.

Dass es regional wieder zu Einschränkungen kommen kann, wollte Mückstein nicht ausschließen: "Es ist jetzt wichtig, genau hinzusehen, wo Infektionen entstehen, und dort weitere Maßnahmen zu setzen." In Osttirol sind wegen des starken Anstiegs seit gestern strengere Corona-Regeln in Kraft: So gibt es in zwei Gemeinden Ausreisekontrollen, im Bezirk Lienz sind bis 1. September Veranstaltungen mit mehr als 100 Personen verboten, und in ganz Osttirol gilt für Veranstaltungen und im Handel FFP2-Maskenpflicht.

Zehnmillionste Impfung

Verhindern lässt sich ein derartiges Szenario für ganz Österreich aus Mücksteins Sicht eben nur durch eine höhere Durchimpfungsrate. Dass gestern die Zehn-Millionen-Marke bei den gesetzten Corona-Stichen überschritten wurde, nannten er und Kanzler Sebastian Kurz (VP) in einer gemeinsamen Aussendung einen "erfreulichen Meilenstein", riefen aber neuerlich "vor allem die Jungen" auf, sich impfen zu lassen.

Wie berichtet, sinkt die Zahl der neuen Impfungen zusehends, gestern war nicht einmal jede zehnte der 34.865 Corona-Impfungen ein Erststich. Weshalb aus der SPÖ Kritik an der "Selbstbejubelung" der Regierung kam: Gesundheitssprecher Philip Kucher verwies drauf, dass Österreich im EU-Vergleich immer weiter zurückfalle. Laut "Our World in Data" liegen zwölf EU-Mitgliedsstaaten beim Impfen vor Österreich. In Spanien und Portugal etwa sind mehr als 60 Prozent der impfbaren Bevölkerung vollständig geimpft, in Österreich 60 Prozent zumindest einmal, 52 Prozent vollständig.

Auch Simulationsforscher Niki Popper vom Covid-Prognosekonsortium sieht vor allem den schleppenden Impffortschritt als Gefahr, weniger den Anstieg der Fallzahlen: Es werde auch künftig "Mini-Epidemien" mit starken Anstiegen geben, und auch die Spitalszahlen werden, so Popper, steigen. "Wir müssen jetzt nicht panisch werden, aber die Pandemie ist auch noch nicht vorbei." Er fordert "noch mehr niederschwellige Impfangebote", da hinke die Regierung hinterher.

Kickl gegen "Impfdruck"

FP-Chef Herbert Kickl fordert von Bundeskanzler Sebastian Kurz (VP) eine „eidesstattliche Erklärung, dass es in Österreich weder einen direkten noch indirekten Corona-Impfzwang“ geben wird. Denn die Regierung erhöhe schon jetzt den „Impfdruck“ immer weiter, so Kickl gestern. Er sprach von „de facto Berufsverboten, die weit über den Gesundheitsbereich hinausgehen“.

Nicht zuletzt deshalb sei er selbst „guten Gewissens ungeimpft und es ist auch meine Absicht, das in weiterer Folge zu bleiben“. Statt aufs Impfen solle die Regierung mehr auf Medikamente setzen.

Für die ÖVP reagierte Gesundheitssprecherin Gabriele Schwarz, die Kickl einen „verantwortungslosen Impfgegner“ nannte. Mit „seiner ausgereiften Impfskepsis“ bringe er „nicht nur Menschenleben in Gefahr, sondern auch den wirtschaftlichen Aufschwung“.

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