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Schwarze Bauern mit Bedenken gegen Türkis-Grün

Von Annette Gantner   31.Oktober 2019

Die Bauern sind in der ÖVP seit jeher trotz sinkender Zahlen eine der mächtigsten Gruppierungen. Von 71 VP-Mandataren sind 16 Bauernbündler, zählt man Doppelmitgliedschaften in anderen Bünden mit, kommt man auf 19.

Früher waren die Grünen in den Augen vieler VP-Landwirte radikale Ökospinner, die keine Ahnung von der Realität hätten. Mittlerweile sind die Vorbehalte weniger, ausgeräumt sind sie aber noch nicht. "Die Bauern sind nach wie vor skeptisch", sagt der frühere Bauernbund-Obmann Jakob Auer. Für die Landwirte sei am wichtigsten, dass nicht neue Auflagen und Kontrollen eingeführt würden.

Das Vertrauen in die grüne Fraktion ist begrenzt. "Werner Kogler verdeckt es, doch hinter ihm stehen viele NGOs", ist zu hören. Und mit Nichtregierungsorganisationen wie Global 2000, Greenpeace bis hin zu den Tierschützern habe man nicht die besten Erfahrungen gemacht. "Die Skepsis kommt auch daher, dass NGOs uns gerne als Sünder darstellen", so ein Bauernvertreter.

Beliebt ist das Beispiel mit der Pute. Auf Druck von Tierschützern sei die notwendige Fläche zur Haltung vergrößert worden, das habe zum Aus vieler österreichischer Putenzüchter und steigendem Import von Fleisch meist weniger artgerecht gehaltener Tiere aus dem Ausland geführt. Der frühere grüne Agrarsprecher Wolfgang Pirklhuber, der nun als Bio-Kontrollstellenleiter beschäftigt ist, widerspricht. Das Tierwohl könne sich auch als Verkaufsschlager erweisen, verweist er auf die "Erfolgsgeschichte Freilandeier". Eine Sorge der VP-Bauern ist, dass die Grünen mehr Bio wollen. Die Gretchenfrage für eine Koalition sei deshalb: "Wie halten es die Grünen mit der konventionellen Landwirtschaft?"

Vor allem die Frage der Pflanzenschutzmittel sei heikel. Im Wahlkampf wurde im Parlament im freien Spiel der Kräfte ein Glyphosat-Verbot beschlossen. Die VP-Bauern hoffen hier noch auf Änderungen. Dass sich Grüne und ÖVP rasch finden, ist nicht zu erwarten. "Bei den Pestiziden haben wir sicher Konfliktthemen", bestätigt Pirklhuber. Überschneidungen gebe es beim Klimawandel, wo die Landwirte mit Dürren konfrontiert sind.

Bauernbund-Obmann Georg Strasser lobt, dass Österreichs Landwirte den Weg in Richtung Ökologisierung und höheres Tierwohl gegangen und bei hochwertigen Lebensmitteln Musterschüler seien. Zu den Sondierungen will er nichts sagen: "Wir halten uns mit Zurufen zurück." Sein Vorgänger Auer wird deutlicher. In Anspielung auf die grüne EU-Mandatarin Sarah Wiener, die bekundet hat, sie wäre gerne Agrarministerin, sagt Auer: "Aus meiner Sicht ist ein grüner Landwirtschaftsminister ein absolutes No-go."

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