Schon früher gab es Wirbel um Michaela Grubesa

WIEN. Die Leiterin der SPÖ-Wahlkommission, Michaela Grubesa, steht im Fokus des Auszählungsdebakels beim Parteitag in Linz.
Am Samstag verkündete Grubesa, die nach dem gesundheitsbedingten Rückzug von Harry Kopietz die SPÖ-Wahlkommission übernommen hatte, den Sieg von Hans Peter Doskozil im Kampf um den SPÖ-Vorsitz. Zwei Tage später musste sie dann den kapitalen Fehler eingestehen: Die Namen waren vertauscht worden, nicht Doskozil, sondern Andreas Babler wurde zum Sieger erklärt.
Tags darauf zog Grubesa die Konsequenzen und gab ihren Rückzug als Kommissionsleiterin bekannt. Dass es überhaupt zur Neuauszählung am Montag kam, hing damit zusammen, dass beim offiziell verkündeten Ergebnis eine Stimme fehlte. Die wurde gefunden und war ungültig. Gleichzeitig wurde aber auch entdeckt, dass die Stimmen falsch zugeordnet wurden, wie Grubesa erklärte. Dass am Parteitag nicht nachkontrolliert wurde, nahm sie auf sich. Niemand in der Kommission - auch nicht sie selbst - habe das veranlasst, sagte die in Bad Aussee wohnhafte Mutter zweiter Kinder und Lebensgefährtin des Doskozil-Vertrauten Max Lercher.

Turbulent verlief aber bereits die Mitgliederbefragung, die ebenfalls von der Wahlkommission durchgeführt wurde. Nachdem Kopietz, der dem Lager Bablers zuzuordnen ist, sich Anfang Mai aus gesundheitlichen Gründen zurückzog, übernahm dessen Stellvertreterin Grubesa diese Aufgabe. Nach Ende der Stimmabgabe bei der SPÖ-Mitgliederbefragung am 14. Mai kam es dann zu offen ausgetragenen Auseinandersetzungen zwischen Grubesa und dem damaligen Bundesgeschäftsführer Christian Deutsch. Erstere warf zweiterem vor, die Arbeit des Gremiums zu behindern, Deutsch wiederum sprach von "Heckenschützen", die Lügen verbreiteten.
Aufsehen bereits im Jahr 2018
Für Aufsehen gesorgt hatte die 34-Jährige mit kroatischen Wurzeln bereits im Jahr 2018 nach der personellen Neuaufstellung der Partei. Damals rebellierten Teile der steirischen SPÖ gegen den neuen Bundesgeschäftsführer Thomas Drozda, der den aus der Steiermark kommenden Bundesgeschäftsführers Lercher ablöste. Grubesa erklärte damals via Facebook, diese Entscheidung habe etliche Genossinnen und Genossen irritiert. Es sei bitter, dass Lercher, der auch "einfache Menschen" außerhalb der Wiener Ringstraße repräsentiert habe, gehen muss. "Stattdessen arbeitet dort ab heute jemand, der sicher jedes große Shakespeare Zitat in fünf verschiedenen Sprachen auswendig kennt. Ein Akademiker im Anzug. Warum er einen Steirer in Jeans und Hoodie, der den Portier mit 'meine Verehrung' grüßt, ersetzen soll, kann der Großteil der Partei weder verstehen noch akzeptieren", so die steirische SPÖ-Abgeordnete.
Datenpanne im Jahr 2016
Und Drozda hätte im Bundesparteivorstand in der zweistündigen Debatte um die eigene Person laut Grubesa auch anderes sagen können als "hier sind ein paar kurze Anekdoten, die erklären, dass ich kein Bobo bin". "Mit Verlaub, Thomas: Du BIST ein BOBO!!!!", schrieb sie einen damals für Aufsehen sorgenden Satz.
Für einen Irrtum sorgte Grubesa auch bereits im Mai 2016. Damals verpasste sie den Flug nach Großbritannien, der vom steirische SPÖ-Landtagsklub geplant war. Grund dafür war, dass die Abgeordnete als Einzige der Delegation zum falschen Flughafen - nämlich in Graz - fuhr, während der Flieger in Wien ohne sie abhob, berichteten mehrere Medien.
Grubesa ist seit 2015 Mitglied des steirischen Landtags. Ihre Karriere startete die Bereichssprecherin für Bildung, Schulen, Kindergärten, Wissenschaft in der Sozialistischen Jugend. Außerdem ist die am 1. Februar 1989 in Radtstadt geborene Grubesa u.a. Regionalfrauenvorsitzende in Liezen und als Gemeinderätin in Bad Aussee tätig.