Rudolf Hundstorfer: Gewerkschafter alter Garde
Am Dienstag ist der frühere ÖGB-Präsident und Sozialminister gestorben.
Nur Pensionist zu sein, war ihm zu wenig. Und so suchte sich Rudolf Hundstorfer auch nach seinem endgültigen Ausscheiden aus der Politik – 2016 scheiterte er als Bundespräsidentschaftskandidat – eine sinnvolle Aufgabe. Als Präsident der Wiener Volkshilfe eröffnete er erst vergangene Woche ein neues Sozialheim.
Am Dienstag ist der frühere ÖGB-Präsident und Sozialminister gestorben. Der 67-Jährige erlag im Urlaub in Kroatien einem Herzinfarkt. "Wir verlieren einen warmherzigen und optimistischen Menschen", zeigte sich SP-Chefin Pamela Rendi-Wagner tief betroffen vom Tod ihres "väterlichen Freunds".
Späte Karriere
Hundstorfer hatte schon früh seine politische Heimat in der Sozialdemokratie gefunden, die große Karriere machte der gebürtige Wiener aber erst spät. Aus einfachen Verhältnissen stammend, absolvierte er zunächst eine Lehre zum Bürokaufmann, legte später die Externistenmatura ab und wurde Verwaltungsbeamter.
Sein politisches Debüt gab er im Wiener Landtag, engagierte sich auch bald in der Gewerkschaft und arbeitete sich eher im Stillen zum Chef der Gemeindebediensteten-Gewerkschaft hoch. Das Rampenlicht suchte der als verbindlich und jovial geltende Hundstorfer dabei nie. Er war ein Gewerkschafter der alten Schule und verteidigte auch die Pensionsprivilegien der Wiener Beamten standhaft. Als 2006 die Bawag-Affäre den Gewerkschaftsbund in eine tiefe Krise stürzte, wollte keiner Fritz Verzetnitschs Erbe antreten – der "Rudi", immerhin schon ÖGB-Vizepräsident, schulterte die schwere Last schließlich. Und wuchs als Sanierer an der Aufgabe, die er aber nur kurz innehaben sollte.
Nach dem Wahlsieg von Werner Faymann 2007 machte dieser Hundstorfer 2008 zum Sozial- und Arbeitsminister. Rund sieben Jahre lang gab er den Hüter der Pensionen, ging Reformen sachte an und wurde seinem Ruf als Bewahrer gerecht. Als gelernter Sozialpartner erarbeitete er sich auch von politischen Gegnern Respekt, von allen Seiten gab es zu seinem Ableben würdigende Worte.
Neben der Volkshilfe hatte sich Hundstorfer zuletzt auch als Präsident der Bundessportorganisation engagiert, das höchste Präsidentenamt war ihm verwehrt geblieben. Bei der Bundespräsidentenwahl landete er 2016 nur auf dem vierten Platz. Bundespräsident Alexander Van der Bellen lobte gestern Hundstorfer als Mann "mit höchster Kompetenz und großer sozialer Verantwortung", den er als "umgänglich und heiter" geschätzt habe. Er habe "das Miteinander gestärkt", so Bundeskanzlerin Brigitte Bierlein, auf seine Verdienste im ÖGB verwies der amtierende Präsident Wolfgang Katzian.
Auch in stressigen Zeiten pflegte Hundstorfer ein Familienritual, wie er einmal im Interview erzählte: Mit seiner Frau trank er nach dem Heimkommen stets noch einen Kaffee, auch nachts. Neben Karin hinterlässt er aus drei Ehen eine Tochter und zwei Stiefkinder.
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Jedenfalls kann man sich ihn nicht vorstellen mit einer Rolex in einem Promi-Club an der Côte d'Azur.
Allem voran war er ein MENSCH. Das konnte man in seinen Augen ablesen.
Ruhe in Frieden!
Der Gewerkschafter Rudolf Hundstorfer war ein guter Freund von Wirtschaftsbündler Reinhold Mitterlehner.
Ein Gespann der Sozialpartnerschaft, wie einst Anton Benya und Rudolf Sallinger.
All deren Verdienst ist es, in partnerschaftlicher Zusammenarbeit mehr zu erreichen, als im gegenseitigen Streit. Rudolf Hundstorfer soll vielen ein Vorbild sein.
R.I.P. Rudolf Hundstorfer. Viel zu früh von uns gegangen.
Das Erbe nach dem Penthouse-Gewerkschafter Verzetnitsch anzutreten, war wohl eine seiner schwersten Aufgaben.
RIP!
schade dass man der ersten Artikel nicht kommentieren durfte …
EINE BLAMAGE SEITENS DER OÖN !!!!
Er war noch ein Politiker der " alten garde " die noch wussten was Diplomatie heisst
Das ist aber auch schon alles!
PEPONE,
da muss, wie hier, zuerst ein Artikel, ein Kommentar von einem Journalisten geschrieben werden. Wo käme den der hin, wenn bereits im Forengedenken die Leistungen eines Rudolf Hundstorfers erwähnt worden wären. Der Artikel würde ja uninteressant sein.
Oh, Alcea, warum negierst Du Fakten?! Kaum geht’s um politisch Andersdenkende, wird auf Teufel komm raus gehetzt. Beispiele dafür gab‘s in der Vergangenheit zuhauf. Anstand - der hat auch nach dem Tod Pause. Leider. Darum ist es verständlich, wenn selbst Nachrufe von anerkannten Politikern zum Kommentieren gesperrt werden.