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Regierungsinserate: Knapp 60 Prozent gingen an drei Boulevardblätter

Von nachrichten.at/apa, 05. Juli 2022, 11:49 Uhr
Österreichs Tageszeitungen Bild: OÖN

WIEN. Wenig Plan, viel parteipolitisches Befinden: So lässt sich die Studie des Medienhauses Wien zu den Regierungsinseraten in Österreichs Tageszeitungen zusammenfassen.

Die Ausgaben der Bundesregierung für Inserate in Österreichs Tageszeitungen und deren Online-Portalen ist 2021 ohne erkennbare, koordinierte Strategie erfolgt. Einer Studie des Medienhauses Wien zufolge verstärke sich viel mehr der Eindruck einer "Kakophonie der Kommunikation nach jeweils beliebigem, persönlichem und parteipolitischem Befinden". Profiteure der Inseratenpolitik seien Gratisblätter, während Geschäftsmodelle von Abonnement- und Kaufzeitungen abgewertet werden.

Die Bundesregierung gab im Vorjahr rund 28,2 Mio. Euro für "Medienkooperationen" bei österreichischen Tageszeitungen im Print- und Onlinebereich aus. Das entspricht dem zweithöchsten Wert seit Beginn der Meldepflicht von Inseratenausgaben über 5.000 Euro in periodischen Medien. Die höchsten Inseratenumsätze erzielten mit ca. 7,1 Mio. Euro die "Kronen Zeitung", gefolgt von "Österreich"/oe24 und "Heute" mit je rund 4,7 Mio. Euro. Auf die drei Boulevardblätter entfielen damit in etwa sechs von zehn auf diesem Weg investierte Euros und damit etwas mehr als noch 2020, ist der "Scheinbar transparent III" betitelten Studie von Andy Kaltenbrunner zu entnehmen. 23 Prozent verteilen sich auf die sieben tagesaktuellen Bundesländerzeitungen, elf Prozent auf "Der Standard" gemeinsam mit "Die Presse" und sieben Prozent auf den "Kurier".

8,30 Euro pro "Österreich"-Leser

Stellt man die durchschnittliche Leserzahl der Tageszeitungen laut Media-Analyse den Gesamtausgaben der Bundesregierung für die unterschiedlichen Titel gegenüber, zeigt sich, dass der durchschnittliche Kontakt mit einer Leserin oder einem Leser im Vorjahr 4,12 Euro kostete. Der Kontakt zur Leserschaft von "Österreich"/oe24 war der Regierung mit 8,30 Euro besonders viel wert. Mit Respektabstand folgen "Heute" mit 5,93 Euro und "Die Presse" mit 5,10 Euro. Besonders wenig pro Kopf gingen an "Kleine Zeitung" (3,08 Euro), die "Oberösterreichischen Nachrichten" (2,37 Euro) und "Der Standard" (2,20 Euro). "Die Verteilung ist unverhältnismäßig und erklärungsbedürftig, sofern man Erklärungen bekommen würde", so Kaltenbrunner bei der Vorstellung der Studie am Dienstag.

Unterschiede in den Ministerien

Die Streuung der Inseratenschaltungen erfolgte nach Ressorts sehr unterschiedlich. In den meisten war die "Kronen Zeitung" als Marktführer das meistgebuchte Verlagshaus. In manchen ÖVP-geführten Ressorts wurde in besonders hohem Ausmaß auch in den Gratiszeitungen "Österreich" und "Heute" inseriert. So gingen im Innenministerium und Landwirtschaftsministerium rund 90 Prozent aller Ausgaben für Zeitungsinserate in den Boulevardsektor. Vom Bildungsministerium floss der größte Brocken dagegen an "Der Standard". Ebenso ist das der Fall im von den Grünen geführten Umwelt- und Klimaministerium, das seine Informationen sehr breit streute, aber insgesamt lediglich sechs Prozent der Bundesregierungsausgaben stemmte.

Anfang 2021 wurde vom Bundeskanzleramt als Reaktion auf eine parlamentarische Anfrage eine Formel für Regierungsinseratenvergabe beschrieben. Laut dieser werden Druckauflagezahlen und Leserzahlen gleich stark berücksichtigt. "Eine solche Formel führt bei Inseratenvergabe zu einer Förderung von Gratiszeitungen und deren Vertriebsmodell, und sie benachteiligt Kaufzeitungen mit deren zielgerichteter Erreichung von Abonnent:innen und zahlenden Leser:innen", schreibt Kaltenbrunner.

In den meisten Ministerien sei diese Formel aber ohnehin ignoriert worden. Nur Finanzministerium und Bundeskanzleramt habe sie als Orientierungspunkt gedient, wobei letzteres aber noch deutlich über die rechnerischen Richtwerte hinausschoss und verstärkt in Gratiszeitungen inserierte. Die Digitalisierung werde durch die Inseratenpolitik der Regierung tendenziell behindert, weil die teils geringen Ausgaben für Onlinebuchungen "eher simplifizierend linear-anteilig zu Printbuchungen erfolgen, ohne Berücksichtigung von tatsächlichen Nutzungszahlen im World Wide Web", so Kaltenbrunner.

Tatsächliche Ausgaben deutlich höher

"Ohne Vorlage von qualitativen und quantitativen Kommunikationsberichten bleibt weiterhin ungeklärt, mit welchen inhaltlichen Zielen Ministerien in den jeweiligen Kampagnen und mit welchen medienpolitischen und marktregulatorischen Absichten die Bundesregierung insgesamt ihre sogenannten 'Medienkooperationen' tätigt", schreibt der Medienhaus-Wien-Geschäftsführer. Zudem täusche die Medientransparenzdatenbank der RTR Transparenz nur vor. Die tatsächlichen Inseratenausgaben inkl. nicht meldepflichtiger Buchungen dürften 30 bis 40 Prozent höher sein.

Eine Lehre aus der Inseratenaffäre haben die Regierung "noch nicht gezogen", meinte Kaltenbrunner. Sinnvoll wäre es, eine klare Trennung von Informationstätigkeit und Medienförderung einzuziehen, wobei letztere höher und erstere niedriger ausfallen könnte, regte der Medienforscher an. Die Informationstätigkeit selbst sollte wie bei jedem privatwirtschaftlichen Werber vonstatten gehen: "Da würde man sich als Bürger erwarten, dass es klare Ziele und Berichte gibt, die darlegen, warum welche Streuung gewählt wurde und eine Evaluierung der Kommunikationsziele vorgenommen wird." Verblüffenderweise sei dies seit Jahrzehnten nicht der Fall.

Medienministerin Susanne Raab (ÖVP) hat Anfang des Jahres eine Neuordnung von Medienförderungen und Inseratenschaltungen angekündigt. Auch die Medientransparenzdatenbank soll dabei reformiert werden.

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13  Kommentare
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SePatzian (1.920 Kommentare)
am 06.07.2022 07:01

"Der Wiederaufbau des Landes aus dem austrofaschistisch durchwachsenen Bodensatz von Korruption und Unfähigkeit der Phase Kurz, © Günter Traxler" wird dieses Land und diesem System nicht dienbare Medien wohl noch länger beschäftigen als die Machenschaften der Kabinette Schüssel I und II.

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laskpedro (3.380 Kommentare)
am 06.07.2022 11:45

gabs

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Maxi-milian (669 Kommentare)
am 05.07.2022 21:42

Die Förderung der Volksverdummung lassen sich unserer Regierungen schon immer sehr viel kosten. Bei sinnvollen Ausgaben wird dann gespart.

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Libertine (5.407 Kommentare)
am 05.07.2022 16:41

Das ist ja die Krux, da diese Zeitungen gratis sind, vermüllen sie nicht nur die Umwelt, sondern sind auch redaktionell eher Ausschussware. Aber leider wird über sie politische Stimmung gemacht, zum Leidwesen unseres Staates.

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SePatzian (1.920 Kommentare)
am 06.07.2022 07:05

Die Krone ist gratis?

Man kann bestenfalls sagen an Jeanee und co. kostbare Zeit zu zu vergeuden ist umsonst!

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Libertine (5.407 Kommentare)
am 06.07.2022 10:33

Bisschen kombinieren, dann kommen Sie drauf. Es standen nicht nur Gratiszeitungen in der Liste, dafür standen aber diese ganz oben.

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Gugelbua (31.906 Kommentare)
am 05.07.2022 14:18

die Politik Banken Versicherungen und Großkonzerne wissen über den Effekt von Inseraten
„die Hand die einen füttert beißt man nicht“

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Superheld (13.120 Kommentare)
am 05.07.2022 13:54

Regierungsinserate müssen ja gelesen werden, und dabei ist die Auflage wichtig und das haben nun mal die drei Boulevardblätter. Auch wenn die anderen Medien ständig neidische Seitenhiebe machen.

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SePatzian (1.920 Kommentare)
am 06.07.2022 07:13

Leuchtwürmchen und deren kostspielige Flops per message-control um hunderte Millionen Euro Steuergeld zu Leuchttürmen hochschreiben zu lassen hat weniger mit ernsthaftem Informationsbedürfnis der Regierung an die hier lebenden Menschen als mit Verluderung jeglicher Verantwortung hinsichtlich Umgang mit Steuergeld zu tun.

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bicmax21 (877 Kommentare)
am 05.07.2022 12:11

Im Endeffekt sind die Beträge/Inserate in den Printmedien im digitalen Zeitalter um das vielfache zu hoch. Print ist tot.

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asc19 (2.386 Kommentare)
am 05.07.2022 12:11

2,37 Mio an die OÖN.......mehr gibts wohl nicht zu sagen .

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diwe (2.360 Kommentare)
am 05.07.2022 12:28

2 Euro 37 Cent pro Leser steht da. Wie kommen Sie auf Millionen??? Da die Auflage der OÖN bei ca. 105.000 liegt wären es ca. 250.000 Euro!

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kratzfrei (19.103 Kommentare)
am 05.07.2022 15:46

Das OE24 so viel bekommt......
Deswegen ist es wohl eine gratis- Zeitung - denn wer kauft sich schon so was?

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