ÖGK-Obmann Huss will jedem Arzt einen Kassenvertrag anbieten
WIEN. Der Obmann der Österreichischen Gesundheitskasse (ÖGK), Andreas Huss, will nach deutschem Vobild jedem Arzt einen Kassenvertrag anbieten.
"Jeder Arzt, der will, kriegt einen Kassenvertrag. Alle anderen sind automatisch Privatärzte", sagt Huss in einem Interview für das Online-Medium "medonline". "Wenn jemand kein Kassenarzt sein möchte, ist er Privatarzt mit all seinen Vor- und Nachteilen."
Der ÖGK-Obmann reagiert damit auf die Forderung der Ärztekammer nach mehr Kassenstellen. Für Huss wäre dies "das sauberste Modell", weil dann würde die Ärztekammer so viele Kassenstellen bekommen, wie sie wolle - "überhaupt kein Problem. Und wir hätten ein reines Kassenarztsystem." Huss will darüber nun mit der Ärztekammer verhandeln.
Eine Kompromissvariante, die nach Ansicht des ÖGK-Obmannes wahrscheinlich eher zustande kommt, wäre, "dass Wahlärzte stärker in die Pflicht genommen werden. Jetzt ist es oft so, dass der Wahlarzt Rosinen pickt. Er hat keine Mindestöffnungszeiten, braucht sich nicht an die ökonomische Verschreibweise halten und nicht am Bereitschaftsdienst mitarbeiten, usw. Wenn man Wahlärzte stärker in das Kassensystem einbindet, dann kann man auch diskutieren, ob man nicht auf 100 Prozent Kostenersatz erhöht", meinte Huss.
Wer schon einmal beim Wahlarzt war und die Honorarnote bei der ÖGK / GKK eingereicht hat, wird erkennen woran das Kassensystem krankt. Den erstatteten Betrag plus 20%, die der Patient offiziell trägt würde der/die KassenarztIn für die erbrachten Leistungen bekommen. Würde, denn darüber hinaus wird sein/ihr durch sehr einfallsreiche Deckelungen und Limits (bundesländerabhängig) reduziert. Das bedeutet, dass beim Facharzt viele Untersuchungen nur bei einem geringen Prozentsatz der Gesamtpatienten und auch nur einmal pro Quartal verrechnet werden können. Gehen Sie einmal in die Werkstatt, lassen sich 4 Reifen umstecken und erklären Sie beim Bezahlen, dass sie nur für einmal zahlen, weil die Erstattung gedeckelt ist. Der Mechaniker wird Sie mit schlimmen Worten vom Hof jagen. In der Medizin wo es um Menschen geht, ist das ganz normal.
@ökonomische Verschreibweise halten
aha
Nicht Medikamente die wirken sondern 'ökonomisch'
Ein gelernter Tischler, der seit seinem 19. Lebensjahr Gewerkschaftsfunktionär ist. Tut mir leid, aber der versteht erstens nix, und ist zweitens durch und durch Klassenkämpfer. Dem gehts doch nur darum, dass kein Arzt oder Therapeut auf das enge Korsett verzichtet, welches die Kassen ihm auferlegen möchten. Wenn ich als guter Wahlarzt/-therapeut bei gleichem Zeitaufwand aber freier Einteilung das Mehrfache verdienen kann, werde ich mir kein Korsett umlegen lassen.
"... Wenn jemand kein Kassenarzt sein möchte, ist er Privatarzt mit all seinen Vor- und Nachteilen ..."
Dann sollte dies aber im Umkehrprinzip auch gelten. "Wenn jemand Privatarzt sein möchte, dann kann er nicht gleichzeitig auch als Kassenarzt behandeln".
Von Montag bis Donnerstag Zweit- und Drittklassenmedizin am Fließband zwecks sicherer Einnahmen, Freitags Erstklassenbetreuung für den Zweitporsche.
Es ist gut, wenn hier mal etwas Bewegung in die Diskussion kommt.
Derzeit ist man oft auf Wahlärzte und auch -therapeuten angewiesen, um überhaupt noch ärztliche Versorgung in angemessenem Zeitraum zu bekommen.
Mit nur 80% Kostenersatz - vom Kassentarif, nicht von der frei kalkulierten Rechnung - hatte man oft das Gefühl, dass dies aus Ersparnisgründen von den Kassen so gewünscht war. Hier kann 100% Kassenersatz schon mal eine Entschärfung darstellen.
Wenn jeder Arzt Kassenvertrag bekommen kann, wird m.E. die Diskussion auf zwei Ebenen verlaufen: 1. warum nimmt der Arzt das nicht an, 2. ob vielleicht die Kassensätze unattraktiv niedrig sind.
Wenn ich meine Tierarztrechnung und den (inzwischen wieder eingestellten jährlichen) Leistungsbericht der GK anschaue, dann muss ich dem Tierarzt zur Berufswahl gratulieren!
Der Kassensatz bei der ÖGK ist eine einzige Frechheit.
Um 25.- für Erstordination, anschließend 3 Monate gratis behandeln IST eine Frechheit.
Wieso haben die anderen kassen wie Eisenbahner, beamte SV immense Rücklagen aufbauen können TROTZ vernünftiger Sätze an die Ärzte?
Bei diesen Kassen bekommt der Arzt bei JEDER Konsultation Kohle.
Ganz verstehe ich die Argumentation don Herrn Huss nicht, aber naja.....ich würde eher die Rückerstattung der Kosten noch viel weiter heruntersetzten bzw. überhaupt auf Null setzen, dann würden ganz sicher mehrerer Wahlärzte auf Kasse arbeiten