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Nowitschok-Formel verraten? Spitzendiplomat suspendiert

Von nachrichten.at/apa, 22. Oktober 2021, 20:46 Uhr

WIEN/JAKARTA. Die Bundesdisziplinarbehörde hat einen hochrangigen österreichischen Diplomaten und ehemaligen Generalsekretär des Außenministeriums vom Dienst suspendiert.

Peterlik wurde im März 2020 als Österreichs Botschafter nach Indonesien entsandt. Davor war er von 2018 bis 2020 Generalsekretär im Außenamt. Derzeit prüfe das Bundesamt zur Korruptionsbekämpfung nicht näher genannte Vorwürfe gegen Peterlik. Auch die Staatsanwaltschaft Wien machte keine Angaben. Radio Ö1 mutmaßte, dass es um die mutmaßliche Weitergabe von Unterlagen zum russischen Nervengift Nowitschok an den flüchtigen ehemaligen "Wirecard"-Manager Jan Marsalek gehen soll. Es gilt die Unschuldsvermutung.

Spitzendiplomat im Fokus der Justiz
Johannes Peterlik Bild: BMEIA

Die notwendigen Schritte gesetzt

"Der Akt wurde von uns der Bundesdisziplinarbehörde übergeben und ich glaube, dass das zu Recht geschehen ist", sagte Bundeskanzler Alexander Schallenberg (ÖVP) am Freitag nach dem EU-Gipfel. Was seine eigene Verantwortung in seiner damaligen Tätigkeit als Außenminister betrifft, so betonte der Kanzler, dass er von den Vorwürfen erst im September erfahren habe, innerhalb von wenigen Tagen sei die vorläufige Suspendierung ausgesprochen worden. "Ich glaube, wir haben als Dienstgeber die notwendigen Schritte gesetzt", das falle einem nie leicht, gerade wenn es um einen hochrangigen Mitarbeiter geht.

Einen Schatten auf seiner vorherigen Amtszeit sehe er daher "überhaupt nicht", so seine Antwort auf eine dementsprechende Journalistenfrage: "Ich hab das getan, was in einem Rechtsstaat notwendig ist". Nach drei Tagen wurde der Entschluss dazu seiner Erinnerung nach gefasst. "Ich habe damals auch zwei Rechtsgutachten verlangt, nachdem ich einen solchen Schritt nicht leichtfertig setzen wollte". Die Bestätigung unseres Beschlusses zu einer Suspendierung vonseiten der Behörde bestätige wiederum die Richtigkeit des Vorgehens, "alles Weitere liegt bei der Staatsanwaltschaft und bei den Behörden". Schallenberg hob hervor, dass er schon bei anderen Anlässen gesagt habe, dass er die Institutionen respektiere und dass sie gut arbeiten würden, "ich glaube, dass werden sie auch in diesem Fall tun."

Handy bei Wien-Besuch sichergestellt

Peterlik sei am 13. Oktober nach der Zustellung des Bescheids der Bundesdisziplinarbehörde suspendiert worden, hatte bereits am Vormittag eine Sprecherin des Außenministeriums bestätigt. Angaben zu den konkreten Vorwürfen wollte man im Außenministerium nicht machen. "Wir bitten um Verständnis, dass man zu laufenden Verfahren keine Stellung nehmen könne. Es gilt die Unschuldsvermutung", betonte die Sprecherin.

Die Tageszeitung "Die Presse" (Samstagsausgabe) weiß zu berichten, dass Peterliks Handy "vor wenigen Wochen" bei einem Wien-Besuch Peterliks von Fahndern sichergestellt worden war. Dann hätten die disziplinarrechtlichen Mühlen zu mahlen begonnen, und Peterlik sei nicht mehr als Botschafter haltbar gewesen. Gegenüber der "Presse" hatte Peterlik am 1. Februar per Mail erklärt, er kenne Marsalek nicht und sei ihm auch nie begegnet. Und: "Ich kann auch vollkommen ausschließen, dass irgendein Dokument von mir an Herrn Marsalek ergangen ist."

Zuständig für die Ermittlungen ist laut Angaben des Innenministeriums die Staatsanwaltschaft Wien, die am Freitag der APA ebenso keine Auskünfte erteilen wollte. Ein diesbezügliches Ermittlungsverfahren werde unter Verschluss geführt, begründete ein Sprecher der Staatsanwaltschaft Wien.

Vertrauliche Unterlagen zu Nervengift geleakt

"Ö1" mutmaßte am Freitag, dass die Ermittlungen gegen den Diplomaten mit Geheimnisverrat an den Bankmanager Jan Marsalek zu tun habe könnten. Bereits im Juli 2020 sei bekannt geworden, dass das Außen-, Wirtschafts- und Verteidigungsministerium wegen einer möglichen Weitergabe vertraulicher Unterlagen über das russischen Nervengift "Nowitschok" Anzeigen erstattet hätten. Der damalige Wirecard-Manager Marsalek solle mit einem in Österreich geleakten Dokument der Organisation für ein Verbot von Chemiewaffen (OPCW) in London geprahlt haben. Es habe Anzeichen gegeben, dass das Leaken des Dokuments mit dem Außenministerium und Peterlik in Verbindung stehe, erklärte im "Ö1"-Mittagsjournal der Nationalratsabgeordnete David Stögmüller (Grüne), der sich im Ibiza-Untersuchungsausschuss mit dem Fall beschäftigt hatte.

Mögliche Beziehungen zwischen Peterlik und Marsalek waren laut "Ö1" aber auch bei der Beschuldigtenbefragung eines ehemaligen Abteilungsleiters des Bundesamts für Verfassungsschutz und Terrorismusbekämpfung (BVT) thematisiert worden. Martin W. erzählte Ermittlern des Innenministeriums im Jänner 2021, dass Peterliks Schwiegervater, ein ehemaliger Landespolitiker aus Niederösterreich, im Herbst 2018 mit Wirecard-Manager Marsalek über "mögliche Projekte" gesprochen habe. Er könne daher nicht ausschließen, dass auch zwischen Peterlik und Marsalek eine Bekanntschaft bestehe, sagte W., dem selbst Medien ein "freundschaftliches Verhältnis" zu Marsalek nachsagten. W. fungierte zwischenzeitlich aber auch als Vorgesetzter der Gattin Peterliks, die einige Zeit im BVT gearbeitet hatte.

Der Karrierediplomat Peterlik ist seit 1994 im Außenministerium tätig und Journalisten seit seiner Zeit als Pressesprecher von Benita Ferrero-Waldner (ÖVP) Anfang der 2000er Jahre bekannt. Vor seiner Berufung zum österreichischen Botschafter in Indonesien hatte er unter Außenministerin Karin Kneissl (FPÖ) und auch unter Interimsaußenminister Alexander Schallenberg zwischen Mai 2018 und Jänner 2020 als Generalsekretär des Außenministeriums amtiert. In dieser Funktion war Peterlik auf den nunmehrigen Außenminister Michael Linhart (ÖVP) gefolgt, der damals von Kneissl abberufen worden war.

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13  Kommentare
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franck (6.819 Kommentare)
am 24.10.2021 07:39

Pressesprecher von Benita Ferrero-Waldner!

https://www.ots.at/presseaussendung/OTS_20060329_OTS0165/news-veroeffentlicht-akt-der-ermittler-in-visa-affaere

....Alle diese Geldübergaben fanden in den Jahren 2001 und 2002 statt. Somit just in jenem Zeitraum in dem Ex-Außenministerin Benita Ferrero-Waldner über Unregelmäßigkeiten am Belgrader Konsulat vom Ex-Politiker Helmut Edelmayr informiert wurde. Ferrero-Waldner erklärte damals, es gäbe keine Anhaltspunkte für Verfehlungen. R.’s Nachfolgerin, die im Belgrader Konsulat reinen Tisch machen wollte, wurde kurzerhand durch das Außenamt demontiert und versetzt.

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SePatzian (1.920 Kommentare)
am 24.10.2021 07:14

Weitere Indizien warum Diskussionen an Fahrt aufnehmen ob diese türkise ÖVP noch als politische oder nicht längt als kriminelle Organisation wahrzunehmen sei?

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Analphabet (15.393 Kommentare)
am 23.10.2021 11:29

Diese Information wird wohl einen hohen Wert gehabt haben.

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am 22.10.2021 21:22

Die Überschrift in den OÖN beschreibt dieses Blatt!

Tatsache ist, es geht um Geheimnisverrat eines illegalen chemischen Kampfstoff und das ist etwas mehr, als nur eine Wurstsemmel zu klauen. Es lebe die ÖVP mit deren Mannen!!!! 🤢🤮

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am 22.10.2021 21:19

Und aus was für einem Umfeld kommt der Diplomat? - ÖVP!!!

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HumpDump (4.886 Kommentare)
am 23.10.2021 10:49

Hier einen parteipolitischen Konnex zu (er)finden, lässt auf deine Psyche schließen.

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am 23.10.2021 13:13

humpdump - in Erfinden sind Sie ein Weltmeister und zeigt von großer Intelligenz von Ihnen, wenn Sie weiterhin die Türkis/ÖVP/Kurz-Familie hochleben lassen!

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Elenakaya (2.853 Kommentare)
am 22.10.2021 21:15

Mehr muss zum Vorwurf im Fall N. nicht mehr gesagt werden. Der angeblich geheime russische Kampfstoff kursiert schon seit Jahrzehnten im Westen nachdem der BND die Rezeptur stehlen konnte.

Das erklärt vielleicht auch den einen oder anderen Anschlag den man Russland in die Schuhe schieben möchte. Auch der Fall des Doppelagenten S. ist in einem anderen Licht zu betrachten.

Dem "Westen" oder dem transatlantischen Bündnis traue ich alles zu.

Es ist daher nicht verwunderlich, dass Deutschland die angeblichen Beweise im Fall N. und die Daten des angeblich gesicherten Kampfstoffes in N. Körper geheim hält. Offensichtlich befürchtet man dass Russland sofort dessen westliche Herkunft beweisen könnte.

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franck (6.819 Kommentare)
am 22.10.2021 21:00

Für Österreich muss man sich täglich mehr schämen! Das sind kriminelle Auswüchse. Wir sind doch nicht so! Oder? Oder!!!

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am 22.10.2021 21:20

wir nicht aber unsere Regierenden!

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HumpDump (4.886 Kommentare)
am 23.10.2021 10:50

BLATSCH11111 ist noch viel schlimmer.

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am 23.10.2021 13:15

humdump - Wie blöd sind sie eigentlich wirklich oder kommt alles von der Familiären Parteizentrale der Türkisen Schur.....en!

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kratzfrei (19.103 Kommentare)
am 31.10.2021 10:49

Nowitschok-Formel verraten?
Was für ein Schwachsinn!
Als ob die "Nowitschok-Formel" ein ÖSTERREICHISCHES Staatsgeheimnis wäre.
Es wird ja immer abenteuerlicher, was einem über die Medien serviert wird.
Das ist Boulevard Niveau.
In Wahrheit geht es hier wohl eher um üblen Postenschacher.

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