Novemberpogrome: Offizielles Gedenken an Namensmauer ohne Rosenkranz
WIEN. Das offizielle Österreich hat am Freitag der Novemberpogrome gegen die jüdische Gemeinde vor 86 Jahren gedacht. Mehrere Regierungsmitglieder, Vertreter der Parlamentsparteien sowie der Israelitischen Kultusgemeinde (IKG) erinnerten an der Shoah-Namensmauer in Wien in der Früh an die Pogrome.
Dieser Artikel wurde um 13:08 Uhr aktualisiert.
Nicht dabei war Nationalratspräsident Walter Rosenkranz (FPÖ), der von der IKG explizit nicht zur Gedenkveranstaltung eingeladen wurde.
Grund für die Ausladung war, dass die IKG mit Verweis auf zahlreiche antisemitische Vorfälle weiterhin Distanz zur FPÖ und damit auch zum vor zwei Wochen gewählten Nationalratspräsidenten hält. Es sei "unmöglich, mit so einer Person gemeinsam der Opfer zu gedenken", begründete IKG-Präsident Oskar Deutsch die Nicht-Einladung am Rande der Gedenkveranstaltung gegenüber Medienvertretern.
Erneut forderte Deutsch, dass Rosenkranz, der Mitglied der deutschnationalen Burschenschaft Libertas ist, den mit dem Amt als Nationalratspräsident verbundenen Vorsitz des Nationalfonds für die Opfer des Nationalsozialismus sowie seine Rolle bei Friedhofsfonds und Wiesenthal-Preis zurücklegt. Einen Kontakt der IKG mit Rosenkranz und anderen FPÖ-Funktionären schloss er auch für die Zukunft weiterhin aus.
An der Gedenkveranstaltung an der Shoah-Namensmauer nahmen der Zweite Nationalratspräsident Peter Haubner (ÖVP), mehrere Ministerinnen und Minister von ÖVP und Grünen sowie Wiens Vizebürgermeister Christoph Wiederkehr (NEOS) teil. Verhindert waren heuer Bundespräsident Alexander Van der Bellen, der sich von einer Bandscheiben-Operation erholt, und Bundeskanzler Karl Nehammer (ÖVP), der am EU-Gipfel in Ungarn teilnimmt. Für die SPÖ war der geschäftsführende Klubobmann Philip Kucher vor Ort, für die NEOS Parteichefin Beate Meinl-Reisinger.
Ausschreitungen in Amsterdam
Überschattet wurde das Gedenken an die Novemberpogrome am Freitag von gewaltsamen Ausschreitungen am Rande des Auswärtsspiels eines israelischen Fußballclubs in Amsterdam am Vorabend. Deutsch verurteilte die Gewalt scharf. Es sei noch unklar, was genau passiert sei, aber es sei etwas Unmögliches, dass Leute bei einem Auswärtsspiel "auf brutalste Weise physisch angegriffen und verfolgt" werden. "Da frage ich mich schon, wo die Polizei da war", kritisierte der IKG-Präsident.
Die Gedenkveranstaltung fand heuer einen Tag vor dem eigentlichen Jahrestag statt, weil dieser diesmal auf einen Samstag und damit auf den jüdischen Ruhetag Shabbat fällt. In der Nacht von 9. auf 10. November 1938 waren im gesamten "Deutschen Reich" systematisch Synagogen in Brand gesteckt, jüdische Geschäfte geplündert und Jüdinnen und Juden misshandelt worden. Allein in Österreich wurden damals mindestens 30 Juden getötet, 7.800 verhaftet und aus Wien rund 4.000 sofort ins Konzentrationslager Dachau deportiert.
"Hass, Gewalt und Antisemitismus haben bei uns keinen Platz"
"Dieser Tag sollte uns stets als Mahnung in Erinnerung bleiben - Hass, Gewalt und Antisemitismus haben bei uns keinen Platz", erklärte Integrationsministerin Susanne Raab (ÖVP) in einer Aussendung. Verfassungsministerin Karoline Edtstadler (ÖVP) zeigte sich besorgt angesichts der weltweiten Zunahme antisemitischer Vorfälle und sprach von "einer gemeinsamen Verantwortung - als Politik, als Gesellschaft, als Menschen - diesen Hass zu bekämpfen und jüdisches Leben zu schützen und zu fördern". Beamtenminister und Grünen-Chef Werner Kogler rief im Kurznachrichtendienst X dazu auf, "dem Gift des Judenhasses - in welcher Form auch immer er sich zeigt - entschlossen" entgegenzutreten und jüdisches Leben mit allen Mitteln zu schützen.
Auch SPÖ-Chef Andreas Babler bezeichnete den Anstieg antisemitischer Vorfälle als "höchst alarmierend und besorgniserregend" und sah darin einen klaren Auftrag, "jeden Tag für Freiheit, für Demokratie und für Menschenrechte zu kämpfen". NEOS-Chefin Beate Meinl-Reisinger sprach ebenfalls von "bedrohlichen Entwicklungen" in Österreich und rief zu Wachsamkeit und Einsatz für ein respektvolles Miteinander auf.
Bereits am Donnerstagabend hatten mehrere hunderte Menschen auf Initiative von IKG und Jüdischer Jugend Wiens beim Marsch "Light of Hope" in der Wiener Innenstadt der Novemberpogrome gedacht. Unter den Teilnehmern waren auch Regierungsmitglieder und Parteienvertreter.
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Ausgrenzung ist immer ein schlechter Weg, und wenn das dann genau jene tun, die schon immer darunter gelitten haben, ist das noch unverständlicher!
Da reicht einer die Hand zum gegenseitigen Verständnis und sie wird weggeschlagen - das ist Spaltung.
Aber wie schon in der Vergangenheit - der Westen und vor allem Deutschland und Österreich werden von ähnlichen Institutionen immer wieder auf ihre Vergehen in dieser dunklen Zeit hingewiesen, aber das, was Israel in der Gegenwart aufführt, ist Selbstverteidigung - das tolerable Maß dafür wurde von der Israelischen Armee schon lange überschritten!
Wenn die IKG anfängt einen rechtsextremen Burschenschafter der Hardcore-Nazis zu Leistungsträgern umdeutete, zu solchem Gedenken einzuladen oder vielleicht auch noch gemeinsam Hände zu schütteln, hätte sie jede Berechtigung als glaubwürdigste Instanz für die Erinnerung an die Millionen Opfer barbarischer Mordschergen verloren.
Daran ändert auch das Amt eines ersten Nationalratspräsidenten nichts.
Die Juden sind ein Volk, das größte Achtung und Wertschätzung verdient.
Mit eigenen Augen habe ich gesehen, was sie aus diesem Stück Wüste gemacht haben und war beeindruckt.
Die israelitische Kultusgemeinde in Österreich allerdings ist nur am Zündeln und Ausgrenzen, Heuchelei pur!
Wenn sich allerdings die Jusos mit den Palästinensern GEGEN die Israelis verbünden, ist das wiederum in Ordnung ....
Es ist Sache des Komitees, wer eingeladen wird und wer nicht. Und wenn man meint, dass alle Burschenschafter oder FPÖler Antisemiten sind, dann werden Gegenargumente wirkungslos abprallen.
Trotzdem, von den mehr als 40tsd Toten, verursacht durch die Israelis, sagte der herr Deutsch im Interview nichts. Nur die Geiseln und die 1500 Opfer der Hamas erwähnte er.
"Das Außenministerium riet zugleich, keine jüdischen oder israelischen Symbole zu tragen."
Währenddessen werden in EUROPA öffentlich Juden gejagt, aber ned von den Rechten!
Wo bleibt der Aufschrei?
Es ist immer das Gleiche!
Wir Österreicher werden immer als Antisemiten hingestellt, und gleichzeitig lassen wir Leute ins Land, die Juden verfolgen!
Von wem "hingestellt"?
Namen? Fakten?
Oder Opferrolle?
Damit wurde auch 'damals' agitiert!