Müssen sich Politikerinnen und Politiker höhere moralische Maßstäbe gefallen lassen?

Lockerer Rahmen, weinselige Stimmung: Bundeskanzler Karl Nehammer (VP) wurde vergangene Woche in geselliger Runde in einer Vinothek gefilmt und erntete neben harscher Kritik auch Spott und Häme für seine Aussagen.
In der sechsminütigen Aufnahme empört er sich über Frauen, die in Teilzeit arbeiten, die Diskussion um Kinderarmut und die Sozialpartnerschaft. Erziehungsberechtigte können sich keine warme Mahlzeit für ihre Kinder leisten? "Wisst's was die billigste warme Mahlzeit in Österreich ist? Ist nicht gesund, aber sie ist billig: ein Hamburger bei McDonald's", so Nehammer darin. Das Video verbreitete sich in sozialen Medien wie ein Lauffeuer. Die Kommentarspalten liefen heiß: Abgehoben sei er, der Kanzler, er habe völlig den Bezug zur Lebensrealität der Menschen verloren. Die Reaktionen der politischen Mitbewerber reichten von Kopfschütteln bis hin zu Fassungslosigkeit. Am Sonntag eilte dann Arbeitsminister Martin Kocher seinem Parteichef zu Hilfe: Man müsse das Gesagte im Kontext sehen. Es sei eine Rede im kleinen Kreis gewesen und nicht im Parlament. Die Aussagen des Kanzlers seien nicht für die Öffentlichkeit bestimmt gewesen.
Darf es aber tatsächlich passieren, dass man als Politiker ob der Situation in Österreich "hin und wieder in Rage gerät", wie Kocher Nehammers Aussagen verteidigte? Oder dürfen Bürgerinnen und Bürger von Menschen, die ein politisches Amt bekleiden, mehr erwarten, als von anderen? Stimmen Sie ab und diskutieren Sie mit!