Lade Inhalte...
  • NEWSLETTER
  • ABO / EPAPER
  • Lade Login-Box ...
    ANMELDUNG
    Bitte E-Mail-Adresse eingeben
    Bitte geben Sie Ihre E-Mail-Adresse oder Ihren nachrichten.at Benutzernamen ein.
    '
gemerkt
merken
teilen

Kurz will auch bei Anklage nicht zurücktreten

Von nachrichten.at/apa, 13. Mai 2021, 05:41 Uhr
Bundeskanzler Sebastian Kurz (ÖVP) in der "Zeit im Bild 2" Bild: Screenshot ORF

WIEN. Bundeskanzler Sebastian Kurz sagte am Mittwochabend in der "ZIB 2", dass er auch im Falle einer Anklage "selbstverständlich nicht zurücktreten" werde.

Kurz sagte, er habe "alles getan, um die Wahrheit zu sagen". Am Mittwoch wurde bekannt, dass die Wirtschafts- und Korruptionsstaatsanwaltschaft (WKStA) gegen ihn wegen falscher Zeugenaussage im Ibiza-Untersuchungsausschuss ein Ermittlungsverfahren eingeleitet hat. 

In der "ZIB 2" wies der Bundeskanzler die Vorwürfe als unberechtigt und "konstruiert" zurück. Obwohl er mit einer Anklage rechnet, stellte er klar: "Nein, ich werde selbstverständlich nicht zurücktreten, nur weil es hier einen Strafantrag gibt." Alle Aussagen, die er getätigt hat, seien wahr. Er habe "alles getan, um die Wahrheit auszusagen, über Sachverhalte, die lange zurückliegen" und an denen er gar nicht beteiligt war. 

So verwies Kurz wiederholt darauf, dass die Entscheidung über die Bestellung der Aufsichtsräte, die den umstrittenen Öbag-Chef Thomas Schmid bestellten, vom Finanzminister getroffen worden sei und nicht von ihm. Damals war Hartwig Löger (ÖVP) Chef des Ressorts. Zwar würden Minister ihre Entscheidungen mit dem Bundeskanzler "besprechen", das habe er im U-Ausschuss auch ausgesagt, aber entschieden habe der Minister. 

Auf die Frage von Moderator Armin Wolf, was passiere, sollte Kurz wegen Falschaussage verurteilt werden und damit vorbestraft sein, antwortete der Kanzler lediglich, er gehe nicht davon aus, dass es dazu kommt. Er könne sich beim besten Willen nicht vorstellen, dass ein Gericht so etwas entscheidet. 

"Das Ziel ist: Kurz muss weg"

Der Bundeskanzler übte heftige Kritik am U-Ausschuss: "Ich kenne das Spiel im Ausschuss relativ gut"- wenn eine Auskunftsperson dort sage, sie könne sich nicht erinnern, dann werde sie "schlecht gemacht", wenn sie sich, wie er, bemühe, Auskunft zu geben, dann werde danach "auf jedem Wort herumgeritten" und Falschaussagen konstruiert. Kurz sieht in der Anzeige den Versuch der Opposition, ihn "mit allen Mitteln aus dem Amt zu befördern". "Das Ziel dahinter ist: Kurz muss weg", so der Kanzler. Aber: "Das Naturgesetz, dass in Österreich nur ein Sozialdemokrat Kanzler sein darf, das akzeptiere ich nicht". 

Kurz ist gegen eine Verlängerung des U-Ausschusses

Der ÖVP-Chef sprach sich am Ende des Interviews klar gegen eine Verlängerung des Ausschusses aus, da es dort nicht um Aufklärung gehe: "Ich habe das politische Ziel dieses U-Ausschusses erkannt." So wie dort agiert werde, sei das "eine Schöpfung, die nicht ganz ideal ist." Er wünsche sich eine öffentliche Diskussion darüber, wie eine Befragung stattfindet. 

Ungeachtet dessen werde das Kanzleramt, wie vom Verfassungsgerichtshof angeordnet, noch weitere tausende Seiten Akten liefern, nachdem zu den bereits übermittelten 60.000 Seiten am Mittwoch weitere

45.000 Seiten geliefert worden seien. 

Hofer: "Unerhört und untragbar"

FPÖ-Chef Norbert Hofer bezeichnete die Aussagen des Kanzlers als "unerhört und untragbar" und brachte einen Misstrauensantrag gegen Kurz ins Spiel. "Die parlamentarische Kontrolle der Regierung ist eine der wichtigsten demokratischen Institutionen", betonte Hofer am Donnerstag in der Früh in einer Aussendung. "Wenn ein amtierender Bundeskanzler diese nicht nur geringschätzt sondern sogar aktiv attackiert, dann bewegt er sich außerhalb des viel zitierten Verfassungsbogens", so Hofer. "Es ist jetzt die Aufgabe der Parlamentarier, sich auf ihren Angelobungseid zu besinnen und solchen untragbaren Attacken entschieden entgegenzutreten", so Hofer. "Wer Misstrauensanträge angesichts einer solchen Faktenlage ablehnt, stimmt zu."

FPÖ-Generalsekretär Christian Hafenecker hatte schon am Mittwoch angesichts der staatsanwaltlichen Ermittlungen den soforti

gen Rücktritt von Kurz gefordert.

Rendi-Wagner: Rücktritt im Falle einer Anklage

So weit gehen die anderen Oppositionsparteien noch nicht, im Fall einer Anklage wäre aber auch für SP-Chefin Pamela Rendi-Wagner die "rote Linie" überschritten. Für die NEOS hat Kurz aus der Regierung ein "zwielichtiges Kabinett" gemacht, das dem Land und dem Vertrauen in die Politik schade. Die Grünen formulierten "vollstes Vertrauen in die Justiz". Rendi-Wagner betonte am Mittwoch, dass die Ermittlungen der Staatsanwaltschaft natürlich abgewartet werden müssten. Ein amtierender Bundeskanzler, der angeklagt ist und vor Gericht steht, kann aber sein Amt nicht mehr ausüben und muss die Konsequenzen ziehen", forderte sie für den Fall eines Prozesses den Rücktritt des Kanzlers.

NEOS: ÖVP versucht den U-Ausschuss zu diskreditieren

"Der Schritt der WKStA ist ein starkes Zeichen dafür, dass unser Rechtsstaat funktioniert. Vor dem Gesetz müssen alle gleich sein. Auch der Bundeskanzler kann und darf vor einem Untersuchungsausschuss nicht die Unwahrheit sagen", so NEOS-Vorsitzende Beate Meinl-Reisinger. Sie kritisiert Ve

rsuche der ÖVP, den U-Ausschuss zu diskreditieren: "Es geht hier aber nicht um ein Match Regierung gegen Opposition. Es geht darum, dass die Spitze der Regierung Achtung vor dem Parlament, dem Rechtsstaat und der Verfassung hat."

Grüne: "Vollstes Vertrauen in die Justiz"

Beim kleinen Koalitionspartner der ÖVP, den Grünen, hieß es im Klub, dass die WKStA aufgrund von Anzeigen von Abgeordneten aus dem U-Ausschuss ermittle. "Wir haben vollstes Vertrauen in die Justiz, die wird die notwendigen Schritte setzen und die Vorwürfe in Ruhe und mit der gebotenen Seriosität klären. Das passiert ohne Ansehen der Person", so eine schriftliche Stellungnahme dazu.

Justizministerin Alma Zadic (Grüne) reagierte auf Journalistenfragen am Rande des Ministerrats ziemlich wortgleich, dass die Staatsanwaltschaft aufgrund einer Anzeige von Abgeordneten aus dem Untersuchungsausschuss ermittle. Die Staatsanwaltschaft müsse natürlich jede Anzeige prüfen und werde die Vorwürfe "in Ruhe" und "gebotener Seriosität" prüfen. Ob sie einen Rücktritt des Kanzlers spätestens im Fall einer Verurteilung für geboten hielte, beantwortete Zadic trotz mehrmaliger Nachfragen nicht.

Download zum Artikel
Akt der WKStA

Akt der WKStA

PDF-Datei vom 13.05.2021 (3.322,77 KB)

PDF öffnen
mehr aus Innenpolitik

Nachträgliche Mitteilung

Klagenfurter "Spitzelaffäre": Gemeinderat soll Magistratsdirektor abberufen

Demokratie Monitor: Zufriedenheit mit politischem System ist niedrig

4,5 Milliarden Euro: Mittel für Kinderbetreuung werden aufgestockt

Interessieren Sie sich für dieses Thema?

Mit einem Klick auf das “Merken”-Symbol fügen Sie ein Thema zu Ihrer Merkliste hinzu. Klicken Sie auf den Begriff, um alle Artikel zu einem Thema zu sehen.

Lädt

info Mit dem Klick auf das Icon fügen Sie das Schlagwort zu Ihren Themen hinzu.

info Mit dem Klick auf das Icon öffnen Sie Ihre "meine Themen" Seite. Sie haben von 15 Schlagworten gespeichert und müssten Schlagworte entfernen.

info Mit dem Klick auf das Icon entfernen Sie das Schlagwort aus Ihren Themen.

Fügen Sie das Thema zu Ihren Themen hinzu.

542  Kommentare
542  Kommentare
Die Kommentarfunktion steht von 22 bis 6 Uhr nicht zur Verfügung
Aktuelle Meldungen