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Kardinal Christoph Schönborn – Der gute Geist der Kirche wird 75 Jahre alt

Von Annette Gantner, 21. Jänner 2020, 12:41 Uhr
Kardinal Christoph Schönborn – Der gute Geist der Kirche wird 75 Jahre alt
Der Wiener Erzbischof feiert morgen seinen Geburtstag. Damit verbunden ist ein Rücktrittsgesuch beim Papst. Bild: APA/HERBERT P. OCZERET

WIEN. Der Krisenmanager und Intellektuelle wartet auf die Entscheidung des Papstes

Das Kirchenrecht regelt den Pensionsantritt von Diözesanbischöfen: Mit Vollendung des 75. Lebensjahres müssen sie ihren Rücktritt anbieten. Über den Abschied aus dem Amt entscheidet der Papst.

Morgen feiert Kardinal Christoph Schönborn seinen 75. Geburtstag. Auf der Homepage der Erzdiözese können Gratulanten ihre Glückwünsche hinterlassen, am Freitag findet ein feierlicher Gottesdienst im Stephansdom statt. Schönborn dürfte sein Rücktritt ein wirkliches Anliegen sein: Bei der Amazonien-Synode im Herbst übergab er Papst Franziskus sein Gesuch persönlich.

Im Vorjahr musste er sich einer Prostatakrebsbehandlung unterziehen und erlitt einen Lungeninfarkt. "Ich wünsche ihm viel Kraft und viel, viel Ruhe und Glück", schreibt seine 99-jährige Mutter Eleonore als Gratulantin.

Flüchtling, Scheidungskind

Schönborn ist ein Flüchtlings- und ein Scheidungskind. Beides hat den Adelsspross maßgeblich geprägt. Er wurde im böhmischen Schloss Skalken geboren. 1945 flieht seine Mutter, eine vertriebene Sudetendeutsche, mit ihren damals zwei Söhnen Philipp und Christoph nach Österreich. Aufgrund ihrer Vielsprachigkeit wird sie Dolmetscherin in einer Vorarlberger Textilfabrik in Schruns.

Als Elfjähriger hat Schönborn eine "Christusbegegnung" und entwickelt daraufhin den Wunsch, Priester zu werden. Mit 18 Jahren tritt er in einem westfälischen Kloster den Dominikanern bei. Er studiert Theologie in Bonn, Wien und Paris und wird 1970 zum Priester geweiht.

Doktorand bei Ratzinger

Ein Studienjahr verbrachte er in Regensburg, wo Kardinal Joseph Ratzinger – besser bekannt als der spätere Papst Benedikt XVI. – seine Dissertation betreute. Ratzinger sollte sein Förderer bleiben, 1992 machte er Schönborn zum Redakteur des Weltkatechismus, der die Glaubenslehren der katholischen Kirche festschreibt.

Bereits 1991 war Schönborn vom Papst zum Wiener Weihbischof ernannt worden. Als er davon erfuhr, habe er zu heulen begonnen, erzählt Schönborn. Das neue Amt habe ihn geschreckt. Österreichs Kirche sollte ihre größte Krise bevorstehen: Nach dem Vorwurf des sexuellen Missbrauchs von Zöglingen musste Hans Hermann Groer als Wiener Erzbischof und Kardinal zurücktreten. Ihm folgte 1995 Schönborn nach.

Die Anfangsjahre waren nicht nur rühmlich. Der Intellektuelle Schönborn, der stets als konfliktscheu galt, entließ seinen Generalvikar Helmut Schüller 1999, indem er ihm einen Blauen Brief unter der Tür durchschob.

Doch der Kardinal wuchs zunehmend in seine Rolle hinein. Er setzte eine Kommission zur Aufarbeitung von Missbrauchsfällen in der katholischen Kirche ein. Er wirkte im Hintergrund daran, dass konservative Bischöfe durch liberale Nachfolger ersetzt wurden.

Der Wandel

Als Bundespräsident Thomas Klestil starb, fand der bis dahin in der Öffentlichkeit zurückhaltende Kardinal verständnisvolle Worte für das geschiedene Staatsoberhaupt. Offen zeigte er sich auch hinsichtlich der Anerkennung von homosexuellen Partnerschaften. Signale gab es von ihm im Hinblick auf die Priesterweihe von verheirateten Männern und die stärkere Einbindung von Frauen.

Schönborn scheut nicht davor zurück, auch in der Politik negative Entwicklungen aufzuzeigen. Den Flüchtlingen in der Votivkirche gewährte er einst Kirchenasyl. Die Politik von FP-Innenminister Herbert Kickl nannte er unmenschlich. Gut funktioniert die Achse zu VP-Bundeskanzler Sebastian Kurz.

Der Einsatz für die Schöpfung verbindet ihn mit Bundespräsident Alexander Van der Bellen. Dieser lädt die Eminenz zum Geburtstagsessen in die Hofburg ein.

Zur Person

  • 22. Jänner 1945: Schönborn wird in Böhmen geboren. 1963 tritt er dem Dominikanerorden bei.
  • 1974: Doktorat in Theologie
  • 1987 bis 1992: Redaktionssekretär für Katechismus
  • 1991: Weihbischof zu St. Stephan in Wien
  • 1995: Amtsantritt als Erzbischof
Zulehner: "Er hat weltkirchlich sehr viel bewegt"
Pastoraltheologe Zulehner (Reisenhofer) Bild: (Reisenhofer)

Zulehner: "Er hat weltkirchlich sehr viel bewegt"

Der Pastoraltheologe Paul Zulehner schreibt Christoph Schönborn im Kirchengefüge eine bedeutende Rolle zu. „Er hat weltkirchlich sehr viel bewegt“, sagt Zulehner im Gespräch mit den OÖNachrichten. Der Theologe listet vier maßgebliche Erfolge auf.

Als Redaktionssekretär des Weltkatechismus hat Schönborn das Handbuch zu den Grundfragen des Glaubens mitverfasst.

Als Kardinal nahm sich Schönborn zehn Jahre vor der katholischen Kirche der sexuellen Missbrauchsskandale an, errichtete Ombudsstellen und entschädigte die Betroffenen. Er sprach sich vehement für null Toleranz aus.

Schönborn betrieb auch die pastorale Entwicklung der Kirche. Er war 2015/2016 maßgeblich an der Familiensynode beteiligt, deren Ergebnis die Zulassung von Geschiedenen in Einzelfällen zu den Sakramenten war.

Bei der Amazoniensynode wirkte er als theologischer Berater mit. Demnach könnten in lebendigen Gemeinden schon bald verheiratete Männer ordiniert, Frauen könnten Diakoninnen werden.

„Schönborn hat vier große weltkirchliche Leistungen erbracht, womit er es sich verdient hat, in die Geschichte einzugehen“, sagt Zulehner. Er könne sich damit neben Kardinal Franz König einreihen.
Kritik übt der Theologe daran, dass Schönborn in Reaktion auf den Priestermangel „Megapfarren errichtet“. Dies führe zu heftigem Widerstand. Zulehner hat eine Petition zum Priestermangel verfasst (amazonien-auch-bei-uns.com).

Ein Dankbarkeitsritual

Der Theologe bezweifelt, dass Schönborn je im engeren Kreis der Papstkandidaten war. Er geht davon aus, dass Schönborn entschlossen sei, aufzuhören. „Doch es gehört zum Dankbarkeitsritual der Kirche, jemanden noch etwas länger im Amt zu belassen, um zu zeigen, dass er den Job grundlegend gut gemacht hat.“

Ein klarer Nachfolger ist noch nicht in Sicht, Namen von mehreren Bischöfen kursieren. Zulehners Favorit ist der Rektor des Jesuitenkollegs Christian Marte.

Papst belässt Schönborn im Amt

Trotz seines Rücktrittsgesuchs und seines vor einigen Wochen erlittenen Lungeninfarkts bleibt der Wiener Erzbischof Christoph Schönborn im Amt, und das auf unbestimmte Zeit. Das teilt der Vatikan Schönborn mit, berichtet die Kathpress am Dienstag.

Die Entscheidung in diese Richtung war allgemein erwartet worden. Es kann nun durchaus einige Jahre dauern, bis ein Nachfolger gefunden ist.

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Autorin
Annette Gantner
Redakteurin Innenpolitik
Annette Gantner

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19  Kommentare
19  Kommentare
Neueste zuerst Älteste zuerst Beste Bewertung
ahtiwsor (193 Kommentare)
am 21.01.2020 23:43

Warum kann ein Kardinal mit 75, noch dazu wenn er gesundheitlich ziemlich angeschlagen ist und unbestritten grosse Leistungen für die katholische Kirche erbracht hat, nicht in den wohlverdienten Ruhestand gehen? Auch Kardinäle sind nur Menschen!

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jago (57.723 Kommentare)
am 21.01.2020 18:22

Ratzinger, besser bekannt als Benedikt ...

Ach du llliebes Linzer Ei!

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vinzenz2015 (46.254 Kommentare)
am 21.01.2020 16:52

Wer Schönborn ärgern will, muss ihn nur fragen was aus der sog. "Neuevangelisation" in Wien geworden ist.
Es stimmt leider so gar nicht, dass schönborn die Kirche in linkskatholische Eck geführt hat! Das Gegenteil ist der Fall!
Seine Anwesenheit bei dem "Awakening" Event ( Kurz Segnung!) in der Stadhalle ist Beleg genug dafür, dass er mit den überkonfessionell rechtesten Kreisen geliebäugelt hat!
Wenn sich rechtsrecht law&order, pseudochristliche Kreise sich mit rechtskonservativen politischen Leuten
auf ein Packl haun, dann wirds ganz unappetitlich!

Bei liberalen weltoffenen Katholiken hat er sich damit keine Freunde gemacht!

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gent (3.909 Kommentare)
am 21.01.2020 16:55

Und weshalb sollte ein normaler Mensch Kardinal Schönborn ärgern wollen?

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vinzenz2015 (46.254 Kommentare)
am 21.01.2020 17:01

Servus mape!

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Gugelbua (31.930 Kommentare)
am 21.01.2020 12:57

dabei wäre Zeit für eine Kardinalin 😉

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jago (57.723 Kommentare)
am 21.01.2020 18:28

> Zeit für eine Kardinalin

Jooo! Mit tiefem Ausschnitt, geschminkt und mehrfach operiert, Klunker um den Hals und an den Ohren. Passend zu den mittelalterlichen Ornaten.

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Auskenner (5.366 Kommentare)
am 21.01.2020 09:47

Ich habe Schönborn lange nicht verziehen, was im Artikel eh auch angesprochen wird:
Dass er sich in den 90er Jahren, als die ersten Missbrauchsvorwürfe laut wurden, so hinter bzw. vor seinen Amtsvorgänger Groer gestellt und damit zuerst einmal vertuscht hat. Was eine Verhöhnung der Opfer darstellte - ich weiß nicht, ob er sich je dafür entschuldigt hat.
Und die Geschichte mit GV Schüller. Das war einfach widerlich.

Dass der Artikel in der "Innenpolitik" steht, passt hingegen schon so. Die Kirche redet ja immer wieder auch in der Politik mit. Manchmal zu ihrem Guten, manchmal nicht so.
Verzichtbar war z.B., dass Schönborn sich, nachdem das Landgericht Köln die muslimische Beschneidung von Buben als illegal erklärt hatte, sich mit Muslimen solidarisiert hat, weil religiöse Traditionen unantastbar wären. Fail, Herr Kardinal!

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jetztreichtsameise (8.121 Kommentare)
am 21.01.2020 23:39

Dafür steht eh der Casinos Glatze Kremser 400 Tsd Pensionsartikel unter Wirtschaft....

Wer zahlt, schafft an!

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Nacharbeiter (7.603 Kommentare)
am 21.01.2020 09:16

Schönborn ist ein sehr gebildeter Mensch. Leider hat er die Amtskirche in den zeitgeistigen linksgrünen Mainstream geführt und er fördert insgesamt die Islamisierung. Bizarr und traurig.

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fanfarikuss (14.172 Kommentare)
am 21.01.2020 09:32

War auch mein erster Gedanke, guten Morgen.
Schönborn kümmert sich als neues Steckenpferd seit Jahren mehr um
Muslime, denn um Christen.
Franziskus ist mir auch nicht koscher.
Und Zulehner ist es wichtiger das Kopftuchverbot in Schulen zu verhindern,
denn die Rufe nach dem Abmontieren der Kreuze in Schulen und öffentlichen Gebäuden zu kritisieren.
Verstehe einer noch die Welt.

Außerdem: Dass der Artikel unter Innenpolitik gelistet ist, könnte die Situation
nicht trefflicher schildern!

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Auskenner (5.366 Kommentare)
am 21.01.2020 09:49

Geh, hör auf. Der Schönborn war immer ein Konservativer! Wenn er sogar dir schon zu links ist, dann sagt das am meisten über dich selber aus.
Aber klar, wenn ich ganz rechts außen stehe, dann ist alles andere links von mir. Scheint bei dir der Fall zu sein.

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Nacharbeiter (7.603 Kommentare)
am 21.01.2020 10:21

Auskenner, ich will Ihnen eine Kostprobe aus dem LinksgrünkatholikInnentum liefern, kürzlich persönlich gehört an der KTU. Magdalena Holztrattner, Direktorin der KSOE zum Thema der Sozialleistungen für die Einwandernden: es ist nicht christlich, den Sozialstaat an den nationalen Grenzen enden zu lassen. Hingegen die Sozialistin Isolde Charim im FALTER: der "Solidarraum" muss überdacht werden. Achtung, Intelligenzalarm! Die KatholikInnen meinen allen Ernstes, das Umverteilungssytem unseres eh schon schwer verschuldeten Kleinstaates der ganzen Welt öffnen zu mössen, Echt, im Ernst. Dahinter steht Schönborn.

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vinzenz2015 (46.254 Kommentare)
am 21.01.2020 17:01

"es ist nicht christlich, den Sozialstaat an den nationalen Grenzen enden zu lassen"
Das ist so was von überhaupt nicht "links", sondern gute ´Mitte katholischer Soziallehre.

Evtl nachzulesen bei:

https://de.wikipedia.org/wiki/Solidarit%C3%A4tsprinzip_(Katholizismus)

Und:
von blindwütigem Grenzen öfnen um die ganze Welt hereinzulassen kann in der katholische Soziallehre keine Rede sein!!
Das sind Ihre subjektiven parteipolitisch infizierten polemische Phantasien!

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lentio (2.769 Kommentare)
am 21.01.2020 07:55

An dieser Stelle der übliche Hinweis:

„Religion ist heilbar".

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jago (57.723 Kommentare)
am 21.01.2020 18:30

> „Religion ist heilbar".

Nach dem Krieg bricht sie wieder aus.

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Selten (13.716 Kommentare)
am 21.01.2020 00:34

Schönborn in der Rubrik Innenpolitik.

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Tinto (1.323 Kommentare)
am 21.01.2020 01:00

Völlig klar in Österreich -> Innenpolitik!
Schönborn hat sich sehr gemausert.

Sein Nachfolger? Hoffentlich Lackner!

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AlfDalli (3.986 Kommentare)
am 21.01.2020 09:50

Als Vorsitzender der österreichischen Bischofskonferenz - ja, sonst nicht.

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