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Holocaust-Gedenktag: "Erinnerung an Opfer bewahren"

Von nachrichten.at/apa, 27. Jänner 2022, 12:39 Uhr
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Bildergalerie Israels Außenminister gedachte in Mauthausen seines Großvaters
Israels Außenminister gedachte in Mauthausen seines Großvaters  Bild: ROLAND SCHLAGER (APA)

WIEN/MAUTHAUSEN. Zum heutigen Internationalen Holocaust-Gedenktag haben Politikerinnen und Politiker Erinnerung eingemahnt. Israels Außenminister Yair Lapid besuchte das ehemalige KZ Mauthausen, wo einst sein Großvater ermordet wurde.

Lapid, Bundeskanzler Karl Nehammer, Außenminister Alexander Schallenberg, Innenminister Gerhard Karner und Landeshauptmann Thomas Stelzer (alle ÖVP) haben am Donnerstag zum Internationalen Holocaust-Gedenktag in der KZ-Gedenkstätte Mauthausen einen Kranz für die NS-Opfer niedergelegt. Für Lapid war es zugleich ein sehr persönliches Gedenken an seinen dort zu Tode gekommenen Großvater Bela Lampel.

Etwa 100.000 starben im KZ Mauthausen

Lampel war Anfang März 1945 in das Außenlager Ebensee gekommen, wo er am 5. April starb. Zwischen 1938 und 1945 waren in Mauthausen und seinen 49 Nebenlagern rund 200.000 Menschen aus mehr als 70 Nationen interniert, knapp die Hälfte von ihnen wurde ermordet oder starb in Folge der grausamen Haftbedingungen. In einem Telefonat mit dem israelischen Amtskollegen hatte Schallenberg von dessen persönlicher Betroffenheit erfahren. Daraufhin lud er ihn ein, mit ihm gemeinsam die Gedenkstätte Mauthausen zu besuchen.

Emotionale Rede Lapids

Im "Raum der Namen", in dem in Glas die Namen von 81.000 bekannten Ermordeten eingraviert sind, entzündete Lapid am Schriftzug seines Großvaters eine Kerze. In einem sehr persönlichen Statement erklärte er anschließend, dass die Opfer von Mauthausen keine Nummern waren, die ausgelöscht wurden, sondern Menschen mit Namen - so wie sein Großvater, der mit seinen Kindern auf den Fußballplatz ging. Um 6 Uhr wurde er von deutschen Soldaten in SS-Uniformen aus dem Schlafzimmer abgeholt. Die Großmutter flehte noch einen Soldaten an: "Vergessen Sie nicht, auch Sie haben eine Mutter", erzählte Lapid mit leiser Stimme.

Sein Großvater habe ihn heute nach Mauthausen gesandt, um in seinem Auftrag zu sagen, dass die Juden nicht aufgegeben haben: "Die Nazis dachten, sie wären die Zukunft und Juden würde es nur noch im Museum geben. Stattdessen ist der jüdische Staat die Zukunft und Mauthausen ist ein Museum. Ruhe in Frieden, Großvater."

Nehammer betonte Israels Bedeutung

Schallenberg unterstrich, dass Österreich heute "vollumfänglich" die historische Verantwortung wahrnehme. Daraus ergebe sich für die Zukunft, weltweit "entschlossen und konsequent" gegen jede Form von Antisemitismus aufzutreten. Besonders hob er dabei die Verantwortung zu Israel hervor. "Nur wenn Jüdinnen und Juden auf der ganzen Welt in Sicherheit und Freiheit leben können, kann aus einem 'niemals vergessen' wirklich ein 'niemals wieder' werden."

Van der Bellen: Antisemitismus und Rassismus entschieden entgegentreten

Man müsse dafür sorgen, "dass Menschenverachtung, Sündenbockdenken und Gewalt niemals wieder als politisches Instrument eingesetzt werden", betonte Bundespräsident Alexander Van der Bellen in einer Stellungnahme auf Facebook.

Man werde weiterhin gegen jede Form des Antisemitismus kämpfen, versicherte Kanzler Karl Nehammer (ÖVP).

"Täter und Täterinnen waren Teil unserer Gesellschaft"

Der Internationale Holocaust-Gedenktag erinnert an die Befreiung des NS-Konzentrations- und Vernichtungslagers Auschwitz durch die sowjetische Rote Armee am 27. Jänner 1945. "Wir gedenken heute der Millionen Menschen, die von den Nationalsozialisten vertrieben, gefoltert und ermordet wurden", schrieb Van der Bellen. "Es ist unser Wille und unsere Verpflichtung, die Erinnerung an die Opfer zu bewahren. Und es ist unser Wille und unsere Verpflichtung, daran zu erinnern, dass nicht nur die Opfer, sondern auch die Täter und Täterinnen Teil unserer Gesellschaft und von ihr geprägt waren." Man werde dem Andenken der Opfer nur gerecht, wenn man Antisemitismus und Rassismus entschieden entgegentrete.

"We remember"

Regierungsmitglieder von Kanzler Nehammer und Vizekanzler Werner Kogler (Grüne) abwärts zeigten sich auf diversen Social Media Plattformen mit "We remember"-Schildern. "Die Zeit des grausamen NS-Terrorregimes zählt zu den dunkelsten Kapiteln der österreichischen und europäischen Geschichte", betonte Kanzler Nehammer auf Facebook. "Wir werden weiterhin gegen jede Form von Antisemitismus kämpfen - denn Hass hat in unserer Gesellschaft keinen Platz", versicherte er. "Die Gräueltaten des Nationalsozialismus dürfen sich nie mehr wiederholen. Daher haben wir die Pflicht, neu aufkeimendem Antisemitismus und Hass Einhalt zu gebieten", mahnte auch Kogler in einem Beitrag.

"We remember"-Schilder während der vergangenen Nationalratssitzung:

Gedenkstätte KZ Gusen "wichtige Maßnahme"

Innenminister Gerhard Karner (ÖVP) bezeichnete die Errichtung einer Gedenkstätte im ehemaligen KZ Gusen als eine wichtige Maßnahme zur Stärkung einer lebendigen Erinnerungskultur. Der Ankauf der verbliebenen Teile des ehemaligen KZ Gusen wurde Ende Dezember 2021 abgeschlossen, teilte er in einer Aussendung mit.

Anti-Antisemitismus: "Nichts an Aktualität verloren"

"Der Kampf gegen Antisemitismus hat leider nichts an Aktualität verloren", verwies Verfassungsministerin Karoline Edtstadler (ÖVP) in einer Stellungnahme auf die Demonstrationen von Corona-Impfgegnern, die dies "in erschreckender Art und Weise" zeigten.

Rendi-Wagner verurteilt NS-Verharmlosung

Der Vergleich von Corona-Maßnahmen mit totalitärer Politik oder gar dem Faschismus komme einer Verharmlosung der Nazi-Herrschaft gleich, kritisierte auch SPÖ-Chefin Pamela Rendi-Wagner in einer Aussendung. "Es beginnt mit der Sprache und mit Symbolen - überall, auf der Straße, im öffentlichen Raum, im privaten Bereich, im Parlament. Wir alle sind aufgefordert, achtsam zu sein." Es dürfe null Toleranz gegenüber Antisemitismus, Ausgrenzung und Hass geben.

Meinl-Reisinger: "Zivilcourage zeigen"

"Gerade in einer Zeit der globalen Verunsicherung durch die Pandemie, in der zunehmend antisemitisches Gedankengut verbreitet wird, ist es unabdingbar, dass wir uns an den Holocaust nicht nur erinnern, sondern auch Zivilcourage zeigen und zu widersprechen, wenn antisemitische oder fremdenfeindliche Worte fallen", meinte auch NEOS-Chefin Beate Meinl-Reisinger.

Hofer: "Mut machen, Angst nehmen, Verführer bloßstellen"

Seitens der FPÖ erklärte der Dritte Nationalratspräsident Norbert Hofer in einer Aussendung, es sei die Verpflichtung der Republik Österreich, "unsere jüdischen Mitbürger vor Angriffen und Anfeindungen zu schützen". Die Verbrechen des Nationalsozialismus dürften sich nicht wiederholen. "Wir müssen uns vor Augen halten, dass der Mensch unter bestimmten Voraussetzungen zu unfassbaren Taten fähig ist. Es ist eine Mischung aus Angst, Hass und Verblendung, die solche Entwicklungen möglich macht", meinte Hofer. "Es ist Aufgabe verantwortungsvoller Politik, Mut zu machen, Angst zu nehmen und Verführer bloßzustellen."

Kickl: "Österreich verlor Teil seiner Seele"

"Antisemitismus hat in unserer Gesellschaft keinen Platz und es darf ihm auch kein Raum gegeben werden", erklärte auch FPÖ-Chef Herbert Kickl in einer Aussendung. "Nur wenn wir den Opfern dieser unbeschreiblichen Tragödie eine Stimme geben, die nie verstummt, kann ihnen auch in Zukunft ihr Platz unter uns gesichert sein. Mit der Ermordung der jüdischen Bevölkerung hat unser Land nicht nur Wissenschaft, Kunst und Kultur, sondern auch einen Teil seiner Seele verloren." Es sei das Gebot der Stunde, "die Demokratie zu festigen und allen Formen aufkeimender autoritärer Tendenzen in Österreich entschieden entgegenzutreten - egal, woher sie kommen", ließ Kickl wissen. 

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