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Ex-Innenminister Caspar Einem ist tot

Von nachrichten.at/apa   10.September 2021

Das bestätigten der APA mehrere Quellen. Zuerst hatte der "Standard" davon berichtet. Noch vor wenigen Tagen war der prominente Vertreter des linken Parteiflügels beim "Forum Alpbach" aufgetreten. Einem war verwitwet und Vater eines Sohns. Politiker unterschiedlicher Couleurs würdigten vor allem seinen Intellekt und seine Haltung.

Einem war Sohn des Komponisten Gottfried von Einem sowie der Adeligen Lianne von Bismarck und entstammte einem bürgerlichen Haushalt. Er selbst studierte Jus, arbeitete als Bewährungshelfer und in der Arbeiterkammer. Beruflich größere Sporen verdiente sich Einem in der damaligen ÖMV, wo er den Gasbereich leitete.

Unter Franz Vranitzky startete der gebürtige Salzburger seine politische Karriere als Staatssekretär unter anderem für Beamtenagenden im Jahr 1994. Ein Jahr später wechselte er als Minister ins Innenressort, wo er einen schweren Stand hatte. Frühere Verbindungen zur linksradikalen Szene und eine Spende an deren Organ "Tatblatt" brachten ihn ins Visier von FPÖ und Boulevardmedien. Auch in der Polizei und Teilen der eigenen Partei wurde seine liberale Flüchtlingspolitik mit Skepsis beäugt.

Noch vor der Verhaftung des Bombenlegers Franz Fuchs, dessen Untaten seine Amtszeit prägten, wechselte Einem das Ministerium. Bis zum Aus der "Großen Koalition" war er für Verkehr und Wissenschaft zuständig. Beide Bereiche sollten ihn auch in seiner späteren Karriere noch begleiten. Als er 2007 nach einer längeren Periode im Nationalrat, wo er unter anderem die EU-Agenden betreute, aus der Politik ausschied, wurde er zum Vorstandsmitglied im Bedarfsflugunternehmen "Jetalliance AG". Auch im Aufsichtsrat der Austro Control war Einem aktiv.

Der Sinn für die Wissenschaft blieb ebenfalls erhalten. Im Bund sozialdemokratischer Akademiker, den er rund sechs Jahre leitete, widmete er sich viel beachtet der Aufdeckung "brauner Flecken". Beim eher von bürgerlichen Politikern geprägten "Forum Alpbach" war er Vizepräsident. Auch im IHS schätzte man seine Expertise.

Die ganz große politische Karriere blieb Einem verwehrt, weil er - wiewohl meist mit zur Seite geneigtem Kopf bedacht formulierend - zu stark polarisierte. Als es um die Nachfolge Viktor Klimas ging, war er als Vertreter der Linken ebenso chancenlos wie der "rechte" Karl Schlögl.

Den politischen Zwischenrufer vermied Einem nach seinem Abschied. Allzu glücklich war er mit der Performance der Bundespartei aber nicht. So meinte er heuer in einem Interview zur Vorsitzenden Pamela Rendi-Wagner: "Sie hätte nicht umgepolt werden dürfen auf SPÖ-Funktionärin mit Parteisprech." Viele seiner Gedanken schrieb er in einem heuer erschienen Buch nieder.

"Großer Denker und Sozialdemokrat"

Rendi-Wagner meinte am Donnerstagabend, man trauere "um einen großen Denker und Sozialdemokraten, einen aufrechten Kämpfer für Bildung und Wissenschaft". Wiens Bürgermeister Michael Ludwig (SPÖ) nannte Einem einen ausgewiesenen Antifaschisten und versicherte: "Er wird unvergessen bleiben." Der Bund sozialdemokratischer Akademiker mit Präsident Andreas Mailath-Pokorny schilderte Einem als "wichtigsten Intellektuellen, Vordenker sowie Politiker mit Mut zur Haltung und zur Vision".

Aber auch Vertreter anderer Parteien - etwa Vizekanzler Werner Kogler (Grüne) und NEOS-Chefin Beate Meinl-Reisinger - würdigten sein Wirken und kondolierten den Angehörigen. Innenminister Karl Nehammer (ÖVP) meinte am Abend, er habe im Rahmen eines persönlichen Gesprächs im vergangenen Jahr Einems weitreichende Erfahrungen und Kenntnisse zur Sicherheitspolitik kennen und schätzen lernen dürfen. Nationalratspräsident Wolfgang Sobotka (ÖVP) sah in Einem "eine Größe der österreichischen Innenpolitik". Er sei eine außergewöhnliche Persönlichkeit gewesen, die dem Land in politisch bewegten Zeiten einen wichtigen Dienst erwiesen hae.

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