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Der Gesundheitsminister und der Fall Ischgl

Von Lucian Mayringer, 04. April 2020, 00:04 Uhr
Rumpelpiste statt Daten-Highway: Der Gesundheitsminister und der Fall Ischgl
Das "Kitzloch" wurde zum Corona-Hotspot Bild: APA

WIEN. Beim Sammeln von Daten und damit Wissen über das Coronavirus läuft vieles nicht rund.

Seit 2003 legen die Austria Presse Agentur und die Meinungsforscher von OGM regelmäßig den Vertrauensindex für Spitzenpolitiker vor. Am Freitag meldete man die "historisch höchsten Werte" für die türkis-grünen Corona-Krisenmanager. Ganz vorne Rudi Anschober, der mit plus 49 Punkten nur von Kanzler Sebastian Kurz (VP, 51 Punkte) überflügelt wird. Just in diesem Hoch ziehen dunkle Wolken auf, die vor allem den grünen Gesundheitsminister begleiten.

Chaos von Ischgl

Das Chaos um den Tiroler Corona-Hotspot Ischgl ist wie ein Ausrufezeichen zu einem Verdacht, der sich schon länger verdichtet: Zwischen Ministerium und der Agentur für Ernährungssicherheit (Ages) einerseits und den Ländern mit deren Krisenstäben auf der anderen Seite läuft vieles nicht rund und schon gar nicht abgestimmt. Das betrifft die Methodik beim Sammeln und auch den Austausch von Corona-Daten.

Mit den fatalen Folgen, dass es nach drei Wochen im Kampf gegen die Ausbreitung des Virus keine verlässliche Gesamtsicht auf die tatsächliche Verbreitung, die Zahl der Genesenen oder auch die Praxis bei den Testungen gibt. Im Fall Ischgl, das wegen der anfänglichen Versäumnisse ohnehin international in der Kritik und unter Beobachtung steht, führte das zum nächsten Akt in einer Posse: Die Meldung des obersten Ages-Mediziners Franz Allerberger, wonach man eine Schweizer Kellnerin als "Patientin null" ausgeforscht habe, musste der Minister Stunden später als falsch zurückziehen. Die Frau wäre einen Monat vor jenem Barkeeper im "Kitzloch", der von den Tiroler Behörden als erster belegter Corona-Fall angegeben wird, erkrankt. Schuld an dem Fehlalarm sei ein Ziffernsturz, passiert irgendwo auf dem Weg von der Landecker Bezirksbehörde in das Epidemiologische Meldesystem (EMS), wo die Daten eingespeist würden. Neuen Ärger gibt es auch schon: Es geht um den von Anschober nachgereichten Ischgler Erstfall, diesmal eine österreichische Kellnerin, deren Erkrankung am 8. Februar von den Tiroler Landesbehörden vehement als medizinisch nicht plausibel zurückgewiesen wird. Zwischen Anschober und Tirols Landeshauptmann Günther Platter (VP) soll es in einer großen Besprechungsrunde zu massiven Spannungen gekommen sein.

Selbst bei den vom Gesundheitsressort täglich aktualisierten Zahlen der Corona-Infizierten gibt es Unschärfen – weil etwa einige Länder (wie Oberösterreich) die Zahl der Genesenen einbezieht, was die Zentralstelle nicht tut.

Für viele ein positives Aha-Erlebnis war am Donnerstag die Meldung des Gesundheitsressorts, wonach mittlerweile mehr als 92.000 Corona-Testungen durchgeführt worden seien. Das katapultiert Österreich bei der Testquote pro Einwohner vom Mittelfeld an die europäische Spitze.

Dass man noch am Tag davor von bundesweit 55.800 Tests ausgegangen ist, erklärte Anschober mit fehlenden EMS-Anschlüssen vieler kleiner Labors. Ein Hinweis, dass die zentrale Datensammlung noch ausbaufähig ist. Hinzu kommt allerdings, dass in den neun Bundesländern ohnehin autonom und damit in unterschiedlicher Dichte jedenfalls nicht koordiniert getestet wird.

Doch da sollten Anschober und die Regierung zu Wochenbeginn mit den eben durchgeführten 2000 Stichprobentests den ersten verlässlichen Überblick darüber bekommen, wie weit das Coronavirus in Österreich verbreitet ist.

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Autor
Lucian Mayringer
Redakteur Innenpolitik
Lucian Mayringer

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11  Kommentare
11  Kommentare
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Libertine (5.414 Kommentare)
am 04.04.2020 12:30

Bei solch außergewöhnlichen Situationen wie jetzt, passieren nun mal Fehler, jeder Poster hat schon welche gemacht, nur interessiert es halt das keinen. Obwohl ich BM R. Anschober für seinen "Lufthunderter" als Landesrat am liebsten einen "Spitz" geben würde, macht er jetzt einen vernünftigen Job. Wenn man letzthin "Talk im Hangar 7" gesehen hat, wo sich selbst Experten nicht einig sind, soll man nicht auf Leuten vorschnell herumtrampeln, welche die politische Verantwortung tragen. Für ein Schlußresümee ist es noch viel zu früh.

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Bergonzi (4.578 Kommentare)
am 04.04.2020 10:40

Geld regiert die Welt, auch im schönen Tirol....

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adaschauher (12.083 Kommentare)
am 04.04.2020 10:37

Na endlich kommt Wahrheit ans Licht

Vor was hat der Gesundheitsminister am 23 Jänner um Fernsehen gewarnt und beruhigt, wenn er von nix wusste

Warum veröffentlicht die unabhängige Presse nicht alle Kommentare von Kurz und Anschober vom Jänner bis zum 10.3 dieses Jahres?

Lügen haben Kurze!!! Beine

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rmach (15.099 Kommentare)
am 04.04.2020 13:27

Lügen und Unwissen halten sich bei Politikern die Waage. Oft glauben wir, dass sie lügen, dabei ist das das Unwissen und umgekehrt. Beides miteinander gibt es eigentlich nicht.

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feichtingerhans (204 Kommentare)
am 04.04.2020 08:56

Nach näherer Betrachtung war die "PIFKESAGA" noch untertrieben.
In Tirol regiert nur die Gier nach dem Touristengeld.

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Karl_Kaltenreiner_sen. (7 Kommentare)
am 04.04.2020 08:11

Es gibt im Hinblick auf falsche und unterschiedliche Dateneingaben nichts zu beschönigen. Trotzdem muss die Frage erlaubt sein, was ist bisher dadurch passiert? Ich behaupte nichts Gravierendes und zum Glück ist es passiert. Es ist allgemein bekannt, dass zurzeit sowieso nur dürftige Daten vorliegen, da die Dunkelziffer der Infizierten nicht einmal näherungsweise abgeschätzt werden kann. Momentan kann man im Wesentlichen nur sagen, dass die Ansteckung derjenigen, die Covid-19 Symptome zeigen, hinter den Befürchtungen liegt und dass die Maßnahmen zur Verzögerung der Infektionen gewirkt haben dürften.
Eine Lockerung der Maßnahmen darf aus meiner Sicht erst dann erfolgen, wenn die Testkapazitäten samt Antikörpertests gravierend erhöht werden können und entsprechende Ergebnisse vorliegen. Fortsetzung im nächsten Kommentar

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Karl_Kaltenreiner_sen. (7 Kommentare)
am 04.04.2020 08:13

Bis dorthin wird es hoffentlich gelingen, dass alle Bundesländer nach einheitlichen Richtlinien ihre Daten eingeben. Auch die irrtümlich um 1 Monat früher eingegeben Infektion der vermeintlichen Null-Patientin von Ischgl, hatte nur blamable Folgen. Eine Dateneingabe wird immer „menscheln“.
Wenn man aber der letzten ORF-Sendung „Am Schauplatz“ Glauben schenkt, dürfte in Ischgl von den „lokalen Größen“ einiges vertuscht worden sein, um die Saison nicht so stark zu kürzen. Dass ist ggf. ein ausgewachsener Skandal.

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rmach (15.099 Kommentare)
am 04.04.2020 08:20

Der wahre Skandal ist, dass die wissenschaftlichen Erkenntnisse und die daraus resultierten Empfehlungen von den Behörden und Politikern negiert wurden. An Stelle der Ausgabe von Schutzmasken und Schutzanzügen musste Europa stillgelegt werden.
Es ist de facto nichts anderes mehr möglich gewesen.
Damit sich das nicht wiederholen kann, müssen die Verantwortlichen für die Verursachung der Gefährdung der Bevölkerung mit Todesfolge, zur Verantwortung gezogen werden.
Egal, bis wohin diese Fahrlässigkeit zurückgeht.

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hintergrundleser (4.812 Kommentare)
am 04.04.2020 09:44

Da ging es dem Platter darum, dass vor den WK-Wahlen am 4.3.+5.3. ja Alles ruhig bleiben musste. Da hätte er alle Tourismusbetriebe, Liftkaise, Hoteliers und die Gastronomie im Genick gehabt! Selbst der Kurz wusste Bescheid und vertuschte ebenfalls. Etwa bei der Dame vom Hotel Europa, wo die APA nichts erfahren hätte sollen. Da hat er sich aber unbedacht verplappert und die Journalisten haben gleich das Hotel belagert! Der Nehammer besänftigte laufend "man habe die Lage voll im Griff"!
Nach der Wahl ging es dann blitzartig mit einem Notgesetz, wo man sich in unzähligen Pressekonferenzen in höchsten Tönen lobte.
Die Regierung wurde Ende Jänner von den Blauen gewarnt und gleich darauf von der fachlichen Kapazität PRW (Die hätte dabei bleiben sollen, Politik ist nichts!).
ALSO EIN VOLLES MONAT VERSCHISSEN WEGEN EINER WAHL, und nun gibt man sich so betont staatsmännisch, das ist zum Kotzen diese Scheinheiligkeit.

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SeppLinz (266 Kommentare)
am 04.04.2020 06:27

Ein Haar in der Suppe!!

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rmach (15.099 Kommentare)
am 04.04.2020 08:21

Da liegen bereits Tote in dem Kessel!

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