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Chaos rund um neue Lehrerausbildung befürchtet

Von nachrichten.at/apa   09.April 2019

An den Schulen sollen die angehenden Lehrer nämlich zunächst in einer einjährigen Induktionsphase von sogenannten Mentoren beim Berufseinstieg begleitet werden. Wie die Induktionsphase aussehen soll, sei allerdings unklar, kritisieren Lehrergewerkschafter gegenüber der APA. Außerdem gebe es zu wenige dafür ausgebildete Lehrer.

Laut Gesetz sollen die Junglehrer in der einjährigen Induktionsphase mit dem Mentor "zusammenarbeiten", "nach Möglichkeit" den Unterricht anderer Lehrer beobachten und spezielle Fortbildungslehrveranstaltungen an den Hochschulen besuchen. Nur wer den "zu erwartenden Verwendungserfolg" entweder "aufgewiesen" oder "erheblich überschritten" hat, erhält eine Unterrichtserlaubnis. Genauere Vorgaben gibt es noch nicht.

Laut Kimberger hapert es am Personal

Auch beim Personal hapert es, sagt der oberste Lehrergewerkschafter Paul Kimberger von den Christgewerkschaftern (FCG). Während der Induktionsphase sollen alle Junglehrer nach Abschluss des Bachelor- bzw. Masterstudiums von einem erfahrenen und speziell dafür ausgebildeten Lehrer in die Berufspraxis eingeführt werden. Tatsächlich gebe es aber kaum Lehrer mit dieser Zusatzqualifikation. "Die Ausbildung ist so unattraktiv, dass das kaum jemand macht."

Dabei sei der Mangel an Personal mit Spezialausbildung gar nicht das größte Problem, denn bis 2029 dürfen laut einer Übergangsregelung Lehramtsabsolventen auch von jenen Pädagogen in die Berufspraxis eingeführt werden dürfen, die schon im Zuge der alten Lehrerausbildung dafür zuständig waren. "Erfahrung gibt es genug", betont Kimberger. Nachdem wegen der anstehenden Pensionierungswelle aber besonders viel Lehrernachwuchs an den Schulen gebraucht werde, würden mehr solcher Einschuler benötigt als vorhanden. An den Schulen sei man schon jetzt mit der Betreuung der Praxisanteile im Lehramtsstudium an der Grenze des Machbaren.

Vor allem Kleinschulen betroffen

Wiens oberster Pflichtschullehrer-Personalvertreter Thomas Krebs (FCG) befürchtet deshalb weitreichende Folgen für Standorte, an denen es keine Lehrer zur Einschulung des Nachwuchses gibt. Gerade bei Kleinschulen am Land sei das vielfach der Fall. "Es ist die Frage, ob sich die Absolventen dort überhaupt bewerben können?"

Laut Bildungsministerium müssen sich Standorte ohne Mentoren oder Begleitlehrer allerdings keine Sorgen machen: Die Induktionsphase sei keine Vorbedingung für ein Dienstverhältnis, sondern als Begleitung zu Beginn konzipiert. Die Junglehrer seien dabei weder an den Standort noch an ein Fach gebunden, die Betreuung sei deshalb auch an einem anderen Standort möglich.

In der alten Lehrerausbildung wurden Pflichtschullehrer (v.a. Volks- und Neue Mittelschule) an den Pädagogischen Hochschulen (PH) ausgebildet und in intensiven Praxisphasen von Betreuungslehrern an den Schulen begleitet. In der Ausbildung der AHS- bzw. BMHS-Lehrer an den Unis gab es hingegen erst nach Studienabschluss ein einjähriges Unterrichtspraktikum, das bei reduzierter Unterrichtsverpflichtung in Begleitung eines Betreuungslehrers absolviert wurde.

Was Mentoren können müssen

In der neuen Lehrerausbildung sind speziell ausgebildete Mentoren für die Berufseinführung verantwortlich. Sie sollen dafür innerhalb eines Jahres berufsbegleitend einen 15 ECTS umfassenden Lehrgang (entspricht Arbeitsbelastung von einem halben Semester Vollzeitstudium) abschließen. Ein Mentor darf maximal drei Neulehrkräfte betreuen, dafür gibt es Bezahlung bzw. werden dafür im neuen Lehrerdienstrecht bis zu zwei Stunden angerechnet.

Laut Bildungsministerium haben seit 2016/17 mehr als 600 Lehrer diese Zusatzausbildung abgeschlossen. Zum Vergleich: 2016/17 gab es 3.800 Absolventen eines Lehramts für die Pflichtschule (v.a. Volks-, Neue Mittelschule) und 1.900 Lehrer, die ein Unterrichtspraktikum an einer AHS oder BMHS begonnen haben. Durch die Verlängerung der Lehrerausbildung auf mindestens fünf Jahre (statt drei bzw. viereinhalb) werden hier allerdings Rückgänge erwartet.

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28. März 2024