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Ulrike Rabmer-Koller: "Ich werde weiter lästig sein"

Von Gerald Mandlbauer, 18. November 2016, 00:04 Uhr
"Ich werde weiter lästig sein"
Rabmer-Koller: "System muss effizienter werden" Bild: Christoph Huber

LINZ. Hauptverbands-Präsidentin Ulrike Rabmer-Koller drängt auf eine "große" Kassenreform.

"Ich werde weiter Treiberin von Reformen und lästig sein", sagt Ulrike Rabmer-Koller. Seit rund elf Monaten leitet die Unternehmerin aus Oberösterreich als Präsidentin den Hauptverband der Sozialversicherungsträger. Auch wenn das Projekt in den letzten Monaten politisch auf Eis gelegt worden scheint, will sie an einer großen Krankenkassenreform festhalten, sagt sie im Gespräch mit den Bundesländerzeitungen.

 

OÖNachrichten: Sie haben das Gesundheitssystem einmal einen Dschungel genannt. Während noch vor dem Sommer auch in der Regierung viel von einer Kassenreform gesprochen wurde, ist es jetzt darum still geworden. Ist das Vorhaben einer großen Flurbereinigung tot?

Rabmer-Koller: Nein. Ich werde alles tun, damit das Thema auf der Agenda bleibt. Aber wir brauchen natürlich die Politik, um im Gesundheitssystem Weichen zu stellen. Wir geben sehr viel Geld für Gesundheit aus, aber das führt nicht dazu, dass die Österreicher mehr Jahre gesund erleben können als andere Europäer. Das System ist nicht leistungsfähig genug.

Noch vor Monaten haben sogar Landeshauptleute von der Reduktion auf neun Länderkassen gesprochen, auch der Kanzler hat von Reform geredet. Ist jetzt Ernüchterung bei Ihnen da?

Ernüchterung ist das falsche Wort, aber ich habe mir mehr politischen Willen und Schwung erwartet. Zusammenlegung alleine ist zu wenig. Wir müssen uns anschauen, welche Struktur optimal und kundenorientiert ist. Dazu soll es eine Studie geben, die der Sozialminister in Auftrag gibt.

Bis wann sind Ergebnisse zu erwarten?

Eigentlich wollte ich diese Studie im Herbst haben. Aber bis jetzt wurde sie nicht einmal in Auftrag gegeben. Wann immer ich den zuständigen Sozialminister Alois Stöger treffe, frage ich ihn danach. Ganz wichtig dabei ist, dass sie frei von Ideologie ist. Davon haben wir in der Gesundheitspolitik ohnehin schon zu viel. Wenn Sie 30 Gesundheitsexperten fragen, was geändert werden soll, kriegen Sie 30 verschiedene Antworten. Und ich brauche keine Studie, die sagt, dass wir alles beibehalten und nur mehr Geld eintreiben sollen. Das ist nicht mein Zugang.

Unser Sozialversicherungssystem ist mit einem Finanzvolumen von 60 Milliarden Euro eine der größten Geld-Mischmaschinen. Die jährlichen Steigerungsraten betragen zwischen 4 und 6 Prozent. Kritiker sagen, das geht ungebremst gegen eine Wand?

Daher müssen wir an allen Schrauben drehen, um die Effizienz zu erhöhen und das Geld bestmöglich für die Versorgung einzusetzen. Wir haben im Finanzausgleich die jährlichen Steigerungsraten reduziert, bis 2021 von 3,6 auf 3,2 Prozent Steigerung maximal per anno. Das bedeutet, dass wir in den Jahren 2016 bis 2021 in Summe 13,9 Milliarden Euro mehr für die Gesundheitsversorgung der Menschen in Österreich ausgeben werden. Und das muss bei den Patienten ankommen.

Das ist doch eine Kapitulation?

Darum sage ich, dass das System noch effizienter werden muss. Wir müssen die Finanzierung aus einer Hand umsetzen. Die Zahl der Player muss reduziert werden, wir müssen die Patienten von den Spitälern und den Ambulanzen zu den niedergelassenen Einheiten lenken. Wir müssen Doppeluntersuchungen vermeiden, auf Prävention setzen. Viele kleine Dinge machen es aus, wir brauchen neue Versorgungsformen, längere Öffnungszeiten, umfassendere Betreuung. Es gibt immer weniger Ärzte, die sagen, ich bin Einzelkämpfer, der sieben Tage die Woche 360 Tage im Jahr Dienst schiebt. In den nächsten Jahren werden 50 Prozent der Ärzteschaft in Pension gehen. Deshalb wollen wir die Primärversorgungseinheiten zusätzlich zum Hausarzt weiter ausbauen.

Gegen diese neuen Zentren läuft die Ärztekammer Sturm?

Die Kammer ist schon im Vorwahlmodus, denn im März wird gewählt. Ich versuche trotzdem eine gute Gesprächsbasis mit der Kammerspitze aufrechtzuerhalten, denn wir brauchen im Sinne der Patienten dringend Verbesserungen und Innovationen. Die Lebenswelten der Patienten haben sich geändert und auch die der Ärzte – da können wir nur gemeinsam aktiv werden. Vieles ist eben nicht mehr zeitgemäß, gehört hinterfragt und geändert. Das muss auch die Ärztekammer einsehen.

Was?

Zum Beispiel die Honorarordnung. Wenn die Ärzte länger erreichbar sein sollen, muss ich das durch Pauschalen abgelten. Ich bin für Infrastrukturpauschalen, Fallpauschalen und eine Leistungskomponente. Wenn ein Arzt es schafft, bei 20 Prozent seiner Diabetespatienten den Zuckerwert zu reduzieren, so soll er dafür einen Bonus erhalten. Es geht um ein leistungsgerechtes Honorarsystem.

Wie stark belasten die Krankenstände das System? Steigen die Kosten oder sinken die Krankenstände angesichts einer unsicheren Wirtschaftslage?

Wir schauen uns auch dieses Thema im Zuge unserer Finanzstrategie an. Die Aufwendungen für Krankengeldfortzahlung stiegen kontinuierlich – auf 632 Millionen Euro im Jahr 2015. Besonders stark steigen die Kurzkrankenstände. Wenn wir ideologiefrei darüber reden wollen, müssen wir uns auch das anschauen. Daher mehr Prävention. Wir dürfen aber auch nicht die Augen vor möglichem Missbrauch verschließen. Das ist kein Kavaliersdelikt.

Das Kassensystem ist hochgradig ungerecht. Kleine Kassen mit höherem Steuerzuschuss gewähren oftmals den Versicherten bessere Leistungen. Sogar unter den Gebietskrankenkassen gibt es große Unterschiede.

Richtig. Kein Versicherter versteht, warum das so ist. Daher habe ich auch das große Thema Leistungsharmonisierung auf meiner Agenda.

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12  Kommentare
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mynachrichten1 (15.437 Kommentare)
am 18.11.2016 14:42

Neben einer natürlich notwendigen Angleichung und klaren gerechten Aufteilungsschüssel von Krankenkassenbeiträgen,
ist in Österreich in vielen Gemeindezuständigen Bereichen, vielfach ein echt weißer Punkt auf der demokratischen Landkarte sichtbar.

Nämlich dann, wenn sich das Land aus Verfahren der Gemeinde heraushält und ein eingespieltes Führungteam in der GEmeinde mit allen juristisch zur Verfügung stehenden Mitteln Bürger ungleichbehandelt,
und der naive, auch vielfach überforderte Gemeinderat tunlichts herausgehalten wird.

Alleine schon das Amtsgeheimnis, macht es für Mitglieder des GEmeinderates neben der Gesetzesmaterie, ganz und gar schwer, wirklich einen Überblick zu wahren - und dann muss sich ein Volksvertreter das noch antun, kritische Fragen zu stellen gegen Stärkere!

Also wenn in Gemeinden ziemlich viel schief läuft, hat der Bürger wie ich das jetzt wieder gesehen habe, keine rechtliche Möglichkeit, vernünftige Lösungen zu erwirken! Demokratie a la Bürgermeister!

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mynachrichten1 (15.437 Kommentare)
am 18.11.2016 14:32

Mehrjährige Pfleg von Nichtzertifizierten Angehörigen

Hilfe ein Medikament zur Krampflinderung wird benötigt in der Nacht

Ein herumeiern wer nun für was zuständig ist, oder einen Transport ins Spital .......ein Spießrutenlauf (ich hab mir nur einige Eckpunkte gemerkt- aber es war im Grunde genommen niemand zuständig)

dabei müsste heute aufgrund der E Card ja für jeden Arzt die Patientendaten zugänglich sein und ein Arzt aufzutreiben in der Nacht, der ein entsprechendes Spritzerl verabreicht

Detto Krankenhaus - falsche Medikation - schließlich nach Anwaltsdrohung und diversen Vergleichen mit der Haftung von Handwerkern wird der Arzt dann offen und gibt zu, das zuwenig genau auf die Auswirkungen spezieller Medikament geschaut wird. Dabei kennen Pflegende ihre Angehörigen ja viel besser und merken sofort, wenn das falsche gegeben wird.

So schaut Oberösterreich punktuell aus - und es ist schon ein Wahnsinn, das Vorschriften vernünftiges Arbeiten oder Standards schwer ermöglich

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adaschauher (12.083 Kommentare)
am 18.11.2016 11:55

Was wir den hier verzapft: Die so viel gelästerte Österreichische GKK hat heuer ein Plus von 85 Millionen€ erwirtschaftet. Also was passt den dem Wirtschaftsbund schon wieder nicht? Soll das Geld vielleicht für die SVA umgewidmet werden, damit der Herr Leitl seine Vorsorgeideen durchsetzen kann und den Arbeitern und den Angestellten, deren Kasse die GKK ist wieder, etwas wegnehmen zu können? Überreißt den Niemand was diese Herrschaften in Österreich spielen?

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observer (22.199 Kommentare)
am 18.11.2016 11:01

Das mit der Reduktion der Kassen auf wenige hat einen grossen Haken. Gesunde Kassen werden mit defizitären vermischt und die Versicherten dieser gesunden Kassen, wie die der OÖGK werden damit quasi enteignet. Die Nachteile für die Versicherten dieser Kassen sind viel grösser als eventuelle Synergien durch weniger Verwaltungsaufwand. Was scheren mich als bei den OÖGK Versicherten die Probleme von Bauernkarankenkassen oder solchen von Selbstständigen - gar nichts. Indirekt soll ich aber für diese Gruppen brennen, weil eine Vermischung stattfindet, die den gesunden Krankenkassen Geld kostet und die defizitären von ihren eigenen Sorgen entlastet und sie reformfaul macht. Und wenn dann die Leistungen vereinheitlicht werden, dann wird das sicher am schlechtesten Niveau passieren. Dieses System der Vermischunng von guten und schlechten hat schon unter Kreisky bei der Verstaatlichten versagt. Jetzt soll es wieder angewandt werden, weil die Untenehmer und Bauern so ihre Probleme lösen wollen.

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laskpedro (3.380 Kommentare)
am 18.11.2016 10:52

endlich handeln ..einheitliche kasse mit einheitlichen leistungen für alle zu einheitlichen beiträgen

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Gugelbua (31.906 Kommentare)
am 18.11.2016 10:33

In unserer 3 Klassenmedizin oder sinds gar 4?
ist schon zu bemerken das Krankenkassen mit ihren Leistungen zur Gesundung von Menschen entscheiden.
allein mit dem bürokratischen Aufwand der vielen Kassen könnte man ein Spital betreiben.

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alteraloisl (2.658 Kommentare)
am 18.11.2016 09:42

Österreich ist so ein kleines Land, dass eine EINZIGE Krankenkassa und eine EINZIGE Pensionsversicherungsanstalt für alle Österreicherinnen genügen würde. London hat über 14 Mio Einwohner und angeblich nur einen Vizebürgermeister. Das kleine Dörfchen Wels (international gesehen) hat 2 oder 3 Vizebürgermeister. Daran kann man unseren wahnsinnigen Verwaltungsaufwand ermessen. Das zieht sich überall durch. Die Energieversorger, Wohnungsgenossenschaften liefern dasselbe aufwändige Beispiel. Da haben wir über 100.000 unnötige und privilegierte Jobs zu finanzieren. Das wären allerdings die billigsten Arbeitslosen, weil sie zumeist nicht vermittelbar sind. Aber die Differenz zwischen Arbeitslose und überhöhtes Gehalt würde den normalen Bürgern gewaltige Einsparungen bringen.

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kleinEmil (8.275 Kommentare)
am 18.11.2016 07:42

Frau Rabmer-Koller bringt es eh auf den Punkt: Der politische Wille zur Zusammenlegung der Kassen ist nicht vorhanden!

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MitDenk (29.558 Kommentare)
am 18.11.2016 08:23

Weil Zusammenlegung der Kassen nicht das Allheilmittel ist!
Auch Versicherte sind damit nicht einverstanden, wenn nicht gewährleistet ist, dass es bei derselben Leistung zu den selben Kosten für den Versicherten bleibt.
Wie einfach stellen Sie sich eine Zusammenlegung vor?

Gegen die Kostenexplosion könnte jeder einzelne von uns etwas beitragen, z. B. durch Gesundheitsbewusstsein entwickeln: mehr gehen statt mit dem Auto fahren, Nichtraucherschutz - auch endlich in den Lokalen, den Umgang mit Alkohol und sonstigen Drogen bewusst machen und verbessern, bewusste Ernährung, Vorgehen gegen Mobbing und andere krankmachende Arbeitsbedingungen u.v.a.m.

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MitDenk (29.558 Kommentare)
am 18.11.2016 08:25

Warum sollte man neun Bundesländerkassen schaffen, wenn doch die Sinnhaftigkeit von neuen Bundesländerregierungen schon in Frage zu stellen ist?

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Truckerfred (225 Kommentare)
am 18.11.2016 06:36

Kassenreform wäre ansich gut,doch hier wollen einige Pleite KK sich an der AVG gütlich tun.In diesem Report liest man zwischen den Zeilen,dass die Versorgung in Zukunft nur mehr oder zum grössten Teil über zentrale Stellen (Ambulanzen)laufen sollen.Ich denke,dass die Landärzte anständige Honorare erhalten sollen,denn denen werden die Augen nass wenn sie die Gehälter und Zuwendungen der Sozialfunktionäre sehen.Ein Landarzt hat einfach mehr als 40 Std zu arbeiten oder anwesend zu sein und gratis machen die Politiker und Wirtschaftsinteressen ja sicher nichts neben ihren fürstlichen Einkommen

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A1111 (130 Kommentare)
am 18.11.2016 06:33

Nicht Drängen -> Handeln
Anstatt 27 Kassen nur noch 9 ware ein guter Anfang!
Stimmt, keiner versteht die verschiedenen Leistungen für die gleichen Gesundheitsprobleme.
Nicht das Wort "Harmonisieren" sondern "Gleichstellen" muss es heissen

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